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21.01.2021 | Sars-CoV-2 | Nachrichten

Impfskepsis abbauen: Vertrauen ist der Schlüssel

verfasst von: Florian Staeck

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Die angeblich hohe Impfskepsis bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen entpuppt sich als Suche nach validen Informationen über die Sicherheit der Impfung. Das legen Daten einer Umfrage nahe.

Vertrauen in die Sicherheit der Impfung ist der wichtigste Faktor, der über die Impfbereitschaft von medizinischem Personal entscheidet. Zugleich fühlen sich aktuell rund 50 Prozent der Befragten Mitarbeiter im Gesundheitswesen nicht gut informiert.

Das geht aus einer Sonderauswertung der Initiatoren des COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) hervor. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Erfurt, des Robert Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Leibniz-Instituts für Psychologie, des Science Media Center, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin sowie des Yale Institute for Global Health.

Ziel der seit Frühjahr 2020 regelmäßigen Befragungen ist es, Einblicke zu erhalten, wie die Bevölkerung die Corona-Pandemie wahrnimmt – die letzte Datenerhebung datiert vom 12./13. Januar 2021. Nach Darstellung der Autoren haben Mitarbeiter im Gesundheitswesen teilweise größere Sicherheitsbedenken als die Allgemeinbevölkerung im Hinblick auf die Impfung und teilen zugleich deren hohes Informationsbedürfnis.

Nur 37 Prozent befürworten eine Impfpflicht

Bei den jüngsten Befragungswellen signalisierten 57 Prozent der Befragten Mitarbeiter im Gesundheitswesen ihre generelle Impfbereitschaft, nur 37 Prozent sprechen sich für eine Impfpflicht aus. Eine Impfpflicht könnte kontraproduktive Wirkung entfalten, warnen die Studienautoren. Denn eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal könne auf die Impfbereitschaft der breiten Bevölkerung ausstrahlen und sich zudem auch negativ auf die Bereitschaft auswirken, andere Schutzmaßnahmen zu befolgen – wie etwa das Tragen einer Schutzmaske.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die Diskussion über eine Impfpflicht für Pflegekräfte entfacht und dies mit der mutmaßlich geringen Impfbereitschaft dieser Gruppe begründet. Professor Stefan Görres, Leiter der Abteilung für Interdisziplinäre Alterns- und Pflegeforschung am Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, sieht Söders Vorstoß kritisch. Wenn von einer Impfpflicht die Rede ist, „dann meinen wir eigentlich eine Impfsolidarität. Und zur Solidarität kann man nicht verpflichten, aber durch Vertrauen dafür werben“, sagte Görres dem Science Media Center (SMC).

„Wasser auf die Mühlen von Verschörungstheoretikern“

Die Diskussion über eine Impfpflicht diene nicht dazu, Vertrauen in die Politik herzustellen, betont auch Beate Blättner, Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda. Diese Forderung sei „Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikern“: „Solange wir nicht zuverlässig wissen, ob Geimpfte die Infektion nicht an andere weitergeben können und wie lange der Impfschutz anhält, kann es keine Impfpflicht geben“, sagte Blättner dem SMC.

Bei der Informationssuche zur COVID-19-Impfung spielen klassische Medien eine große Rolle, teilen die Autoren der COSMO-Studie mit. Dabei gilt, dass Personen, die die Impfung ablehnen, sich weniger über Tageszeitungen oder Webseiten der einschlägigen Gesundheitsbehörden informieren.

Impfen direkt am Arbeitsplatz

Wichtig für die Impfbereitschaft sind der Befragung zu Folge auch praktische Faktoren wie der Ort der Impfung. Jeder dritte Mitarbeiter im Gesundheitswesen würde eine Impfung direkt am Arbeitsplatz bevorzugen (33 Prozent). Am liebsten würden sie sich allerdings beim Hausarzt impfen lassen (52 Prozent). Das gilt in noch größerem Maße für Menschen über 60 Jahre (rund 66 Prozent) und für chronisch Kranke (fast 69 Prozent). Ein Impfzentrum als Ort der Vakzinierung befürwortet nur rund jeder vierte Mitarbeiter im Gesundheitswesen (26,7 Prozent).

Bei COSMO werden in wöchentlichem bis zweiwöchentlichem Abstand insgesamt etwa jeweils 1000 Personen befragt. Da sich die Stichprobe auf Personen mit Internetzugang beschränkt, werden Probanden, die 75 Jahre oder älter sind, nicht berücksichtigt.


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