Wenn Beschäftigte im Gesundheitswesen einer COVID-19-Impfung ablehnend gegenüberstehen, ist Druck des Arbeitgebers das falsche Mittel. Das legen die Ergebnisse einer britischen Studie nahe.
Die COVID-19-Impfung wird besonders für medizinisches Personal empfohlen. Druck seitens des Arbeitgebers wirkt im Hinblick auf die Impfbereitschaft jedoch kontraproduktiv.
Die Impfbereitschaft unter medizinischem Personal ist in Großbritannien wie in Deutschland sehr hoch. Doch was, wenn Mitarbeiter*innen die Impfung (vorerst) ablehnen? Diese Frage, war Teil einer Studie der London School of Hygiene and Tropical Medicine, die jetzt als Preprint veröffentlicht wurde. Damit wollten die Wissenschaftler herausfinden, welche Faktoren die Impfbereitschaft von Beschäftigten im Gesundheitswesen beeinflussen.
Von Ende Januar bis Anfang Februar 2021 befragten sie daher rund 2.000 Medizinische Angestellte sowie Sozialarbeiter online. Mit 20 Teilnehmer*innen wurden zusätzlich strukturierte Interviews durchgeführt.
Die Befragten sollten unter anderem angeben, ob und in welchem Ausmaß sie sich in punkto Impfung durch ihren Arbeitgeber unter Druck gesetzt fühlten. Die Skala reichte dabei von 1 (gar nicht) bis 4 (sehr stark). Wie sich zeigte, sank die Impfbereitschaft bei starkem Druck durch den Arbeitgeber deutlich. Mit jedem Punkt auf der Zustimmungsskala stieg die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer*innen die Impfung ablehnen.
Ungeimpfte Teilnehmer*innen zeigten sich zudem besorgt darüber, wie sich ihre Impfentscheidung auf die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes auswirkt. Das Gefühl unter Druck zu stehen, führte zu einer „Erosion des Vertrauens“ und wirkte sich zudem negativ auf die Beziehungen am Arbeitsplatz aus. Bedenken gegen eine COVID-19 Impfung wurden durch Druck verstärkt, eine ablehnende Haltung gegenüber der Impfung verfestigte sich.
Vertrauen statt Zwang
Das Royal College of Nursing (RCN), das an der Studie beteiligt war, zieht aus der Studie eigene Schlüsse. Die größte britische Pflegegewerkschaft rät allen Beschäftigten im Gesundheitswesen zur Impfung, um sich selbst und ihre Familien zu schützen. Eine verpflichtende Impfung sei jedoch der falsche Ansatz, heißt es.
"Wie diese Ergebnisse zeigen, gibt es bessere Wege, die Impfbereitschaft in der Belegschaft zu erhöhen“, erklärt Helen Donovan, verantwortlich für den Bereich Public Health beim RCN. Dazu zähle beispielsweise die Unterstützung durch erfahrene Peers, die wissen wie man Vertrauen bei den Kollegen aufbaue. Zögerlichkeit beim Impfen bedeute nicht, dass Menschen sich überhaupt nicht impfen ließen. „Daher sind unterstützende Gespräche ebenfalls ein Schlüssel”, so Donovan. (ne)