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2017 | Recht und Qualität | Buch

Pflege im Wandel gestalten – Eine Führungsaufgabe

Lösungsansätze, Strategien, Chancen

herausgegeben von: Peter Bechtel, Ingrid Smerdka-Arhelger, Kathrin Lipp

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Buch ist ein Führungskompass für Leitende in Gesundheitseinrichtungen, die ihr Team aktiv in Veränderungsprozessen begleiten möchten. Namhafte Experten beschreiben die Herausforderungen, die auf Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege zukommen, erläutern Lösungsansätze und wagen einen Ausblick in die Zukunft. Ziel ist es, die Einrichtungen zukunftssicher zu machen, und den Leitungskräften Handwerkszeug zu liefern, mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Dabei bilden die 3 wichtigsten Veränderungsfaktoren Prozesssteuerung, Fachpersonal und Demografie den roten Faden des Buches.

Erläutert werden Fragen wie: Mitarbeiter 50+ - Wie nutze und fördere ich das Potenzial dieser Ressource?, Mitarbeiterzufriedenheit - Wie binde ich Mitarbeiter an meine Einrichtung?, Nachwuchsmangel – Wie wird meine Einrichtung zum Magnet?, Lebenslanges Lernen – Fachliche Kompetenz schulen und eine positive Haltung im Berufsfeld Pflege entwickeln, Zu gesund für‘s Krankenhaus, zu krank für zu Hause – Wie können Versorgungsstrukturen verbessert werden?

Best Practice-Konzepte von Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie ein Blick in andere europäische Länder geben Beispiele, wie der Wandel positiv für neue Ansätze genutzt wird.

Für Krankenhausmanager, Pflegedirektoren, Pflegedienst- und Stationsleitungen, Qualitätsmanager in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen, die ihr Team sicher in die Zukunft navigieren möchten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Status quo der Pflege in Deutschland

Frontmatter
1. Sozioökonomische Herausforderungen für die Pflege
Zusammenfassung
Bei der Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems ist den Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Kommunen) durch das Sozialstaatsprinzip die Rolle von hoheitlichen Institutionen zugewiesen worden. Auf der Bundes- bzw. Länderebene werden z. B. durch Gesetze und Verordnungen die Rahmenbedingungen für eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit Gesundheitsleistungen vorgegeben. Eine bedarfsgerechte Versorgung liegt dann vor, wenn sich das Angebot an Gesundheitsleistungen an dem realen Bedarf, der Nachfrage, orientiert. Es handelt sich somit um eine nachfrageorientierte Angebotssteuerung. Ein Problem des Gesundheitssystems ist darin zu sehen, dass die Nachfrageseite einerseits durch die Bedürfnisse der Versicherten nach einer optimalen Gesundheitsversorgung und andererseits durch die von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängigen Finanzkraft der Krankenkassen bestimmt wird.
Manfred Haubrock
2. Demografische Herausforderungen
Zusammenfassung
Der demografische Wandel in unserer Gesellschaft mit der Umkehrung der Alterspyramide ist eine Erscheinung, die trotz ihrer Vorhersage lange Zeit nicht wirklich ernst genommen wurde. Zwischenzeitlich ist jedoch die zunehmende Bevölkerungsalterung zu einer vielschichtigen und gesundheitspolitisch relevanten Tatsache geworden, die den Versorgungsalltag in der Pflege und Betreuung sowohl im Akut- wie im Langzeitpflegebereich prägt. Der demografische Wandel bringt dabei nicht nur Veränderungen der Charakteristika der Pflegeklientel mit sich (z. B. Multimorbidität und chronische Erkrankungen) und in der Folge auch Veränderungen der Tätigkeitsschwerpunkte (z. B. Qualitätssicherung, Administration), sondern vor allem auch der Mitarbeiterstruktur (z. B. Fachkräfte-/Nachwuchsmangel, ältere Pflegende, Migrantinnen und Migranten). Die Passung des Anforderungsspektrums und der strukturellen Rahmenbedingungen haben sich dabei ungünstig verschoben. Die Versorgungsstrukturen des Gesundheitswesens stehen damit vor wachsenden Herausforderungen, die veränderte Führungsaufgaben, aber auch Führungsverhalten erfordern.
Stefanie Becker
3. Schlusslicht Deutschland? – Der steinige Weg zur Weiterentwicklung der Versorgung in Deutschland
Zusammenfassung
Krankenschwestern, die entscheiden, ob ein Patient einen Arzt überhaupt zu Gesicht bekommt? Möglicherweise die ärztliche Therapieüberwachung eines Diabetes-Patienten eigenverantwortlich übernehmen? In unseren europäischen Nachbarländern wie Schweden, Finnland und Großbritannien, aber auch in den USA haben Pflegefachkräfte schon deutlich mehr Kompetenzen als in Deutschland. Sie übernehmen traditionell Aufgaben, die in Deutschland ausschließlich Ärzten vorbehalten sind.
Nadine-Michèle Szepan
4. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff
Zusammenfassung
Mit dem zweiten Pflege-Stärkungsgesetz wurde die lang erwartete Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs in der Pflegeversicherung beschlossen. Seit Januar 2017 gibt es grundlegend veränderte Voraussetzungen für Leistungsansprüche und ein neues Begutachtungsverfahren, von denen man sich eine Behebung zahlreicher Schieflagen in der Pflegeversicherung erhofft. Der Buchbeitrag beleuchtet die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, beschreibt die fachliche Grundidee und die Inhalte des neuen Begutachtungsverfahrens und gibt einen Überblick über die strukturellen Veränderungen, die aus der Reform erwachsen könnten. Er zeigt u. a. auf, dass die Reform zahlreiche Entwicklungschancen für Pflege umfasst, deren Nutzung allerdings erhebliche, bislang unterschätzte konzeptionelle Herausforderungen mit sich bringt.
Klaus Wingenfeld
5. Berufsbild Pflege ambulant – Schilderung aus Sicht des Managements ambulanter Pflegedienste
Zusammenfassung
Die ambulante Pflege gehört zweifelsfrei zu den Aufgabenbereichen innerhalb der Pflegeberufe, die sich in den letzten 20 Jahren am meisten verändert haben. Dies gilt nicht nur für die Veränderungen des Berufsbildes und der sich daraus ergebenen Tätigkeiten. Vielmehr sind es die Herausforderungen der ambulanten Pflege bezogen auf ökonomische, strategische und Management-Funktionen. Es ist die Freiberuflichkeit als Chance mit dem Entwickeln von Strukturen, dem Führen und dem Management pflegerischer Leistungen und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Der schon in den 1980er Jahren entwickelte Slogan „ambulant vor stationär“ war viele Jahre zwar nur ein Lippenbekenntnis, machte aber schon damals die Notwendigkeit deutlich, Gesundheits- und Pflegeleistungen aus der traditionellen und klassischen stationären Versorgungswelt in eine neue ambulante medizinische pflegerische Gesundheitsversorgung zu überführen. Die Umsetzung des PSG II und III, genauso wie die ständigen Erweiterungen der Richtlinie Häusliche Krankenpflege (Psychiatrie, palliative Versorgung etc.) zeigt, dass der Gesetzgeber die ambulante Pflege und Versorgung stärken will und ihr damit eine zentrale Rolle bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zukommt. Ambulante Pflege hat sich in den letzten Jahren zu einem nicht mehr wegzudenkenden und ständig wachsenden Versorgungssektor innerhalb der Gesundheitswirtschaft entwickelt. Dabei spielen nicht nur ökonomische Faktoren eine immer größere Rolle, auch die Ausrichtung an den Wünschen der betroffenen Menschen macht es notwendig, sich den Herausforderungen der Weiterentwicklung ambulanter Gesundheitsversorgung zu stellen. Immer deutlicher wird dabei die Abgrenzung zwischen fachpflegerischer, pflegerischer Versorgung und Betreuungs- und Entlastungsleistungen.
Thomas Meißner
6. Anforderungen an pflegerische Führungskräfte im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung
Permanente Veränderungsprozesse, eine hohe Arbeitsverdichtung mit einem rasanten Durchlauf der Patienten, begrenzte Ressourcen sowie erhöhte Arbeitsanforderungen durch immer ältere, multimorbide und demente Patienten neben einer gestiegenen Anspruchshaltung von Angehörigen, oftmals genährt durch semiprofessionelles Teilwissen, stellen enorme Anforderungen an Pflegekräfte. Die Frage der Arbeitsorganisation gewinnt somit an Bedeutung. Denn das Gebot der Stunde kann nicht sein, noch schneller zu arbeiten, sondern radikal anders.
Petra Schütz-Pazzini

Herausforderungen und Konzepte

Frontmatter
7. Mitarbeitergewinnung und -bindung – Konzept der Magnethospitäler
Zusammenfassung
Magnethospitäler zeichnet eine einzigartige Art der Personalgewinnung und -bindung sowie eine exzellente Patientenversorgung aus. Auf der Honor-Roll (US-News Information 2016), der Listung der TOP-Hospitäler der USA, haben aktuell 14 der ersten 15 genannten Einrichtungen das Magnet-Siegel. Das „Magnet Recognition Program“ – die Magnetanerkennung – garantiert, dass Konzepte eingeführt sind, welche den Pflegenden eine evidenzbasierte Versorgung der Patienten ermöglicht. Die dafür notwendige Arbeitsumgebung und Gestaltung der Prozesse führt zu einer hohen Zufriedenheit der Pflegenden. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen die Realisierung dieser Ziele.
Johanna Feuchtinger
8. Mitarbeiterbindung durch gutes Image und Marketing nach außen
Zusammenfassung
Zahlen zu Umsatz und Beschäftigung der deutschen Pflegewirtschaft lesen sich wie Botschaften aus einem fernen Märchenreich, sind aber ganz real: Knapp eine Million Beschäftigte versorgten zuletzt 2,5 Millionen Pflegebedürftige und erwirtschaften so ein Umsatzvolumen von etwa 33 Milliarden Euro. Und der Pflegeboom hält an. Experten wie Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), sprechen vom Pflegesektor denn auch als einer „zukunftsfähigen Branche mit hoher Wirtschaftskraft“.
Siegmar Eligehausen, Thomas Hommel
9. Ressource Mitarbeiter 50plus
Zusammenfassung
„Wir brauchen Sie!“ – so sollte es lauten, um den Personal- und Pflegenotstand aufgrund von Verrentungswelle der Baby-Boomer-Generation, geburtenschwachen Einsteiger-Jahrgängen und Imagekrise des Berufes abzuwenden. Der Aufruf würde sich an jüngere Berufsinteressenten, an Ausgebildete in einer Arbeitsbewältigungskrise und an die älteren Erfahrenen richten. Bei den Bestandsmitarbeitern schlummern Ressourcen, wenn der längere Verbleib im Beruf für mehr Ausgebildete und die optimale Integration der Erfahrenen im Gesundheitswesen gesichert werden würden. In jedem Fall braucht es personalwirtschaftliche Konzepte, die Menschen in der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit derart unterstützen, dass sie möglichst lange wohlbehalten und gerne aktiv sein können. Ein Alterns- oder besser gesagt ein Arbeitsbewältigungsmanagement nach finnischen Erkenntnissen und darauf aufbauende Führungs-Instrumente werden vorgestellt.
Brigitta Gruber
10. Gesundes Team – eine Ressource, die man pflegen muss
Zusammenfassung
Gesundheit im Beruf ist ein besonders hohes Gut. Sie ist die Grundlage, um sich selbst die Zukunft eigenverantwortlich sichern zu können. Zugleich ist sie die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, in dem die Dienste geleistet werden, und damit des gesellschaftlichen Wohlstandes insgesamt. Persönlich ist Gesundheit von unschätzbarem Wert. Die Verantwortung für ein gesundes Unternehmen trägt in erster Linie der Unternehmer (Arbeitgeber). Unterstützend und beratend wirken die Fachkraft für Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt, Sicherheitsbeauftragte, Ersthelfer und Personal-/Betriebsrat/Mitarbeitervertretung. Aber auch der Mitarbeiter ist dabei nicht nur aufgefordert mitzuwirken, sondern hat ein natürliches Interesse daran, sich seine Gesundheit zu erhalten und das nicht nur für die Arbeitswelt, sondern erst recht für und in der privaten Zeit. Gesunde Unternehmen zeichnen sich durch gute Arbeitsbedingungen und Lebensqualität am Arbeitsplatz der Mitarbeiter ebenso wie durch Produktivität, Dienstleistungsqualität und Innovationsfähigkeit aus. Ein Unternehmen ist deshalb so gesund, wie seine Mitarbeiter es sind.
Erhard Weiß
11. Altenpflege in der Migrationsgesellschaft
Zusammenfassung
Seit über 20 Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob und inwiefern ältere Migranten bei Pflegebedürftigkeit von Fehlversorgung betroffen sind und wie dies behoben werden könnte. Bekannt ist, dass die heterogene, wachsende Gruppe der älteren Migranten mehrheitlich von vulnerablen Lebenslagen geprägt ist. Darüber hinaus wird diskutiert, wie sich Pflegeerwartungen der Älteren mit Migrationshintergrund kulturell-, religions- und migrationsbedingt von denen der einheimischen Älteren unterscheiden – und inwiefern Gremien der Gesundheitspolitik, Akteure der beruflichen Bildung sowie Einrichtungen der Altenhilfe und -pflege darauf reagieren sollten. Im Zuge dieser Diskurse wurden Barrieren sowohl auf Seiten der älteren Pflegebedürftigen als auch der Einrichtungen identifiziert. Mit Konzepten der interkulturellen Öffnung, kultursensiblen Pflege und des Diversity Managements soll auf diese Entwicklungen reagiert werden. Die zunehmende Präsenz von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund gilt dabei als Chance.
Hürrem Tezcan-Güntekin, Sarina Strumpen
12. Duale Leitung einer Intensivstation –Interprofessionell Führen und Gestalten
Zusammenfassung
Die Betreuung von Patienten mit komplexen Erkrankungen sowie deren Angehörigen erfordert die enge Kooperation aller an der Versorgung dieser Patienten beteiligten Professionen. Dabei stehen die Professionen im Praxisalltag nicht selten in einem Spannungs-, Konkurrenz- oder Abhängigkeitsverhältnis zueinander, das oftmals aus dem Fehlen einer klaren Definition der Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Akteure resultiert. Die Praxis weist für die Beteiligten zahlreiche Schnittstellen auf, die interprofessionelle Perspektiven auf eine Verbesserung in der Zusammenarbeit eröffnen. International wird die Notwendigkeit der Etablierung interprofessioneller Konzepte zur Verbesserung der Zusammenarbeit der Berufsgruppen in der Medizin als eine bedeutende Herausforderung zur Optimierung der Patientenversorgung betrachtet. Interdisziplinäre Abteilungen und Versorgungsszenarien stehen dabei im Mittelpunkt des Interesses. Ziele sind vorrangig die Betrachtung der beteiligten Professionen mit ihren spezifischen Rollen, die Anpassung organisationaler Prozesse wie z. B. die Verbesserung der Kommunikation sowie die Förderung berufsübergreifender Entscheidungsfindungen in der Patientenversorgung. In diesem Kapitel soll ein Überblick über Herausforderungen an die interprofessionelle Zusammenarbeit in Intensivstationen, die sich durch hochkomplexe Arbeitsabläufe auszeichnen, gegeben werden. Dabei wird auch auf die Option einer geteilten Führung im Sinne einer dualen Leitung zwischen Ärzten und Pflegenden eingegangen.
Kirstin Fragemann
13. Die aktuelle Situation der stationären Krankenpflege in Deutschland
Zusammenfassung
Zur Sicherung eines leistungsfähigen Gesundheitssystems sowie einer hochwertigen Patientenversorgung gehört die Sicherung einer leistungsfähigen pflegerischen Arbeitnehmerschaft. So wie Deutschland sehen sich die meisten Länder in der EU allerdings einer wachsenden Pflegekrise gegenüber, bei gleichzeitig steigendem Patientenaufkommen und sinkenden Verweildauern. Um potenziell negative Folgen für die Patienten und Pflegekräfte zu vermeiden, versucht die bislang weltweit größte Pflegestudie RN4Cast, aktuelle Entwicklungen in der professionellen Krankenpflege aufzuzeigen und deren Einflüsse auf Pflegekräfte und Patienten zu messen. Das vorliegende Kapitel stellt dazu relevante Längsschnittergebnisse der Pflege- sowie Patientenbefragungen im Rahmen der RN4Cast-Studie der Jahre 1998–2015 vor. Im Fokus stehen hierbei die pflegerische Arbeitsumgebung, die Zufriedenheit der Pflegekräfte, Wechselabsicht und Fluktuation sowie die von Pflegeseite wahrgenommene Versorgungsqualität.
Britta Zander, Reinhard Busse
14. Einsatz akademisierter Pflegekräfte – Eine Management-Perspektive
Zusammenfassung
Die Akademisierung wird seit vielen Jahren innerhalb der Berufsgruppe als elementarer Schritt zu einer Professionalisierung der Pflege diskutiert und gefordert. In der Vielzahl der seit den 1990er Jahren entstandenen Pflegestudiengänge ist aber lange unklar geblieben, wozu diese „Akademisierung“ denn beitragen soll oder kann? Während die Zielsetzungen bei Pflegemanagement- und Pflegepädagogik-Studiengängen offensichtlich auf die Professionalisierung von Pflegeführung und -bildung abzielen, ist diese Klarheit in anderen Studiengängen nicht immer gegeben. Friesacher kritisiert 2014 zu Recht, dass diverse akademische Berufe wie z. B. der Physician Assistant aufgrund ihrer Ausrichtung auf eine medizinische Assistenz eben keinen Beitrag zur Professionalisierung der Pflege leisten, da sie von den Kernaufgaben der Pflege eher wegführen, und fordert stattdessen „eine Orientierung an den originären patienten- beziehungsweise bewohnernahen Tätigkeiten“ (Friesacher 2014, S. 36) der Pflege. Friesacher fokussiert damit das zentrale Problem der immer noch zunehmenden Bandbreite und Heterogenität pflegewissenschaftlich orientierter Studiengänge: scheinbar haben weder Hochschulen noch Praxiseinrichtungen konkrete Vorstellungen und Zielsetzungen, wofür akademisch qualifizierte Pflegende in der Patientenversorgung eigentlich da sein sollen. Dies stellt nach über 25 Jahren Akademisierungsbemühungen einen ernüchternden Befund dar und macht es erforderlich, im Rahmen dieses Beitrages einige Begrifflichkeiten zu definieren.
Bernhard Krautz
15. Wissensmanagement in Zeiten des Wettbewerbs – ein Plädoyer für die Wiederentdeckung der Pflege
Zusammenfassung
Viele der heute noch praktizierenden Pflegekräfte haben ihre pflegerische Laufbahn mit dem Standardwerk der Schweizerin Liliane Juchli begonnen, das erstmals Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts als Buch aufgelegt und in der Folgezeit in gewissen Zeitspannen aktualisiert wurde. Die 8. und letzte Ausgabe erschien 1997. Zehn Jahre vorher war mit den „Elementen der Krankenpflege“ von Roper, Logan und Tierney erstmals ein weiteres Pflegelehrbuch auf den deutschsprachigen Markt erschienen. Dieses Novum für die deutschsprachige Pflege hatte die zusätzliche Besonderheit, dass es sich um eine Übersetzung aus dem angelsächsischen Raum handelte und damit vielen deutschen Pflegenden erstmals ermöglichte, einen originären Einblick in die internationale Entwicklung der Pflege zu nehmen. Roper et al. läuteten in der deutschen Pflege nicht nur die Phase der Pflegetheorie-Debatten ein, sondern auch das Ende der Juchli-Ära und das Ende der Zeiten singulärer Standardwerke. In der Folgezeit traten Studien über die Wirksamkeit von pflegerischen Interventionen an die Stelle von erfahrungsgeleitetem Expertenwissen. Der Kokon, in dem die Wissensproduktion der deutschen Pflege lange stagnierte, bekam Risse. Für das Pflegemanagement erwuchsen neue Aufgaben im Umgang mit den ständig neu produzierten Erkenntnissen.
Ingrid Smerdka-Arhelger
16. Patientensouveränität und Kostendruck treiben Wandel: Innovative Pflege nutzt Chancen der Digitalisierung
Zusammenfassung
Unser gesellschaftliches System befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Die Digitalisierung spielt dabei eine immer größer werdende Rolle. Die Institutionen und Unternehmen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten in unterschiedlicher Weise vom postindustriellen Umbruch erfasst worden. Inzwischen hat die Notwendigkeit, sich den veränderten Herausforderungen zu stellen, den Gesundheits- und Sozialbereich erreicht. Hintergrund für die Veränderungen sind hier die auseinandergehende Schere zwischen steigender Nachfrage nach Gesundheits- und Sozialleistungen vor dem Hintergrund der Innovationen moderner Medizin und der Demographie einerseits sowie den begrenzten finanziellen Mitteln aus dem Sozialtransfer andererseits. Das Thema Kosten ist deshalb seit einigen Jahren ein Treiber des beginnenden Wandels auch in der Gesundheitswirtschaft. Hinzu gesellt sich jetzt die wachsende Parientensouveränität aufgrund zunehmender Transparenz. Neben dem Preis rücken in Folge dieser Veränderung Leistung und Qualität als wichtige Erfolgsfaktoren ins Zentrum. Und in letzter Zeit kommt die Modernität der Arbeitsabläufe als Erfolgsfaktor hinzu, weil Arbeitskräfte knapp werden.
Heinz Lohmann
17. Prozessoptimierung und Arbeitsteilung
Zusammenfassung
Die Steuerung der Patientenwege im Krankenhaus ist ein bereichs- und berufsgruppenübergreifender Prozess, dessen effiziente Gestaltung Krankenhäuser vor große Herausforderungen stellt. Tiefgreifende Neugestaltungsprozesse mit innovativen Abläufen und Verantwortungsbereichen sind nicht nur wegen sich ständig verändernden Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen unumgänglich, sondern auch um das knappe, gut qualifizierte Personal möglichst effektiv und effizient einzusetzen. Auch im ambulanten Bereich und in der Altenpflege können Führungskräfte den Wandel in der Pflege als Chance für neue Ansätze in der Prozessgestaltung nutzen.
Katja Damm
18. Interne Vernetzung und Überleitungsmanagement
Zusammenfassung
Im stark segmentierten deutschen Gesundheitssystem sowie unter zunehmendem Kostendruck bedarf es neuer Wege, um Patienten mit komplexen Hilfebedarfen eine qualitativ hochwertige Versorgung zu ermöglichen. Wenn die verschiedenen Leistungserbringer sektorenübergreifend miteinander kooperieren, können tragfähige Netzwerke geschaffen werden. Ein individuelles Überleitungsmanagement kann diese Netzwerke nutzen und so Patienten effizient durch das vielfältige Hilfeangebot lotsen.
Katja Sonntag, Christine von Reibnitz
19. DRG und Pflege – Systemweiterentwicklung für eine bessere Personalausstattung im Krankenhausbereich
Zusammenfassung
Der wesentliche Garant für die Pflegequalität im Krankenhaus sind ausreichende und qualifizierte Pflegefachpersonen. Dies muss über die DRG-Finanzierung gewährleistet werden. Hier besteht, trotz aktueller Verbesserungen, nach wie vor deutlicher Handlungsbedarf, den es zu erbringen gilt. Aus Sicht des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR) ergeben sich dabei vor allem drei Regelungsbedarfe, die umgesetzt werden müssen. Hierauf wird in diesem Kapitel eingegangen.
Patrick Jahn, Andrea Lemke, Moritz Ernst, Anke Wittrich
20. Pflegecontrolling – Steuern durch Zahlen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Funktionen des Controllings für das Management beschrieben. Dies sind insbesondere die Steuerungs- und Koordinationsfunktion sowie die Rationalitätssicherung für die Führung. Die Wirkungsebenen von Controlling werden auf die verschiedenen Zeitebenen differenziert und der sinnvolle Umgang mit Kennzahlen und Kennzahlensystemen betrachtet. Das Kapitel behandelt die Spezifika des Controllings für die Pflege. Dabei rücken Daten und Kennzahlen in den Vordergrund, die den pflegerischen Versorgungsprozess abbilden können. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Controlling-Instrumente und Kennzahlensysteme zur Personalsteuerung sowie der Einsatz der Balanced-Scorecard als Instrument für strategische Planung und Kontrolle.
Irene Hößl
21. Telepflege
Zusammenfassung
Telepflege ist eine Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, die Pflegekräfte mit Vertretern der eigenen Berufsgruppe oder anderer Berufsgruppen sowie mit Patienten und ihren Angehörigen insbesondere über räumliche Grenzen hinweg in Verbindung treten lässt. Ziel der Telepflege ist es, Menschen in das eigene professionelle Handeln einzubeziehen, die anderweitig nicht erreichbar sind. Häufig werden dabei nicht nur textliche Nachrichten übermittelt, sondern auch Bilder (z. B. Fotos einer Wunde), Signale (z. B. EKG) oder Vitalwerte (z. B. Körpergewicht). In seiner einfachsten Form ist das Hausnotrufsystem eine Realisierung von Telepflege. Komplexere Formen stellen beispielsweise eine über ein Videokonferenzsystem ermöglichte Fallbesprechung unterschiedlicher Berufsgruppen an unterschiedlichen Standorten dar oder eine Videoverbindung zwischen Pflegekraft und Patient (Telekonsultation). Eine weitere Form von Telepflege bietet die Vitalwertüberwachung von Risikopatienten (Telemonitoring). Die Entwicklung des Internets der Dinge wird weitere Anwendungsfälle bereitstellen. Telepflege ist ein Instrument, das den persönlichen Kontakt nicht ersetzt, sondern den eigenen Handlungsradius erweitert. Aus diesem Grund wird Telepflege in ländlichen Gebieten mit unzureichender Gesundheitsversorgung erfolgreich zum Einsatz gebracht.
Ursula Hübner, Nicole Egbert

Über den Tellerrand – Best Practice

Frontmatter
22. Altwerden in der Pflege am Beispiel Finnland
Zusammenfassung
Die in Deutschland ebenso wie in den Staaten Nordeuropas zu beobachtende doppelte Alterung der Gesellschaften betrifft nicht nur die Bevölkerung insgesamt, sondern auch die im Gesundheits- und Sozialwesen Tätigen und damit auch diejenigen, die in der Pflege arbeiten. Die Folge ist, dass einer wachsenden Zahl alter und sehr alter Menschen mit steigendem gesundheitlichem Versorgungs- und Pflegebedarf auch eine deutlich älter werdende Berufsgruppe der Pflege gegenübersteht. Gleichzeitig nimmt die Zahl derjenigen ab, die sich als junge Menschen für einen Pflegeberuf entscheiden – parallel nimmt die Konkurrenz anderer Industrie- und Dienstleistungsbereiche um junge Menschen als Arbeitnehmer zu. In Finnland hat man bereits Mitte der 1990er Jahre damit begonnen, Konsequenzen aus dieser Entwicklung zu ziehen. Neben allgemeinen Programmen zur Förderung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt es auch spezielle Maßnahmen für den Pflegebereich, von denen einige im Beitrag beschrieben werden.
Uwe K. Preusker
23. Best Practice für Patientenüberleitung
Zusammenfassung
Die Krankenhäuser in Deutschland verzeichnen deutlich kürzer werdende Verweildauern und vermehrt steigende Fallzahlen ihrer Patienten. Laut Statistischem Bundesamt (2010, S. 7 und S. 10) verkürzte sich in den Jahren von 1995 bis 2008 der durchschnittliche Aufenthalt der Patienten von rund 11,4 auf 8,1 Tage. Die Anzahl der Krankenhausfälle pro Jahr im gleichen Zeitraum dagegen stieg von ca. 15,8 auf 17,9 Millionen. Im Jahr 2015 liegt die Verweildauer der Patienten bereits bei 7,3 Tagen, während die Fallzahl bereits bei 19,2 Millionen liegt (Quelle: Destatis 2017). Ein wichtiger Grund dafür ist die in Deutschland 2003 erfolgte Einführung eines Entgeltsystems für die Krankenhäuser nach Diagnosis Related Groups. Das sog. G-DRG System ist ein Abrechnungssystem, das mittels Diagnose nach ICD-Katalog (International Classification of Diseases) und aufwendigen Prozeduren die Patienten jeweils aufwandshomogenen Fallgruppen mit einem festen Preis zuordnet. Dieses Entgeltsystem setzt starke ökonomische Anreize, mehr Patienten kürzer und spezialisiert zu behandeln. Um den Behandlungserfolg zu sichern, muss für eine passende Nachsorge nach dem stationären Aufenthalt gesichert werden. Verstärkt wird diese Notwendigkeit durch die gesetzliche Pflicht, ein adäquates Entlassmanagement in den Krankenhäusern vorzuhalten.
Daniel Bauer
24. Demografieorientiertes Personalmanagement im Pflegedienst
Zusammenfassung
Das Städtische Klinikum Karlsruhe beschäftigt sich nun seit mehr als 6 Jahren gezielt mit der Entwicklung eines Konzeptes zum demografieorientierten Personalmanagement im Pflege- und Funktionsdienst. Im Städtischen Klinikum Karlsruhe arbeiten ca. 2000 Gesundheits- und Krankenpflegekräfte sowie ca. 500 Auszubildende. Eine klinikinterne und umfassende Projektorganisation sorgt dafür, dass in dem zentral organisierten Projekt alle Schwerpunkte und Entwicklungen aufgenommen, bearbeitet und klinikweit implementiert werden. Dies führt zu einer berufslebenslangen Optimierung der Arbeitssituation von Pflegefachkräften. Bei den individuellen Lebensphasen der Mitarbeitenden im Pflege- und Funktionsdienst werden vor allem in einem Beruf mit einem Frauenanteil von 87,5% die persönlichen und familiären Entwicklungen berücksichtigt. Zur Bearbeitung des Themas wurden insgesamt 8 Schwerpunkte gebildet, welche nun kontinuierlich durch Arbeitsgruppen bearbeitet werden.
Josef Hug, Silke Söffner
25. Hochschulisch ausgebildete Pflegefachpersonen in der Pflegepraxis – Wie kann eine gute Einarbeitung und Integration gelingen?
Praxisbeispiel aus dem Universitätsklinikum Regensburg
Zusammenfassung
Angesichts des demografischen Wandels und der Zunahme chronischer Erkrankungen in der Gesellschaft werden sich zukünftig die Versorgungsbedarfe im Gesundheitswesen nicht nur quantitativ, sondern auch in qualitativer Hinsicht erhöhen. Zur Bewältigung der zunehmend komplexer werdenden Anforderungen ist die Hinwendung zu einer stärker kooperativ organisierten Gesundheitsversorgung und die Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte mit Erweiterung bisheriger traditioneller Tätigkeitsfelder vonnöten. Dies betrifft insbesondere die Pflege als die größte Berufsgruppe des Gesundheitswesens. Die deutschen Hochschulen und Universitäten reagierten auf die Empfehlung des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 2012, 10–20% der in der direkten Patientenversorgung tätigen Pflegenden akademisch zu qualifizieren. In den letzten Jahren entstanden im deutschsprachigen Raum vielfältige pflegebezogene primärqualifizierende Studiengänge mit dem Schwerpunkt wissenschaftlicher Ausrichtung. Ergebnisse der Care-N Study N-V zeigen, dass eine akademische Ausbildung in der direkten Patientenversorgung mit einem höheren Maß an eigenständigem Handeln und an wissenschaftsbasierter Aufgabenbearbeitung assoziiert wird. Internationale Studien weisen auf positive Zusammenhänge zwischen besserer Qualifikation und günstigeren Patienten-Outcomes hin wie auch auf die Reduzierung von Komplikationen, beispielsweise für Dekubitus oder Lungenembolie.
Kirstin Fragemann, Andrea Spiegler, Claudia Bogner, Katharina Pielmeier, Johanna Loibl
26. Advanced Nursing Practice (ANP) – Wie gelingt der Einsatz von Wissenschaft in der Praxis?
Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat sich die Gesundheitsversorgung in Deutschland grundlegend gewandelt. Eine steigende Anzahl von Patienten in den Kliniken, kürzere Verweildauern und eine Zunahme von chronischen Krankheiten und Multimorbidität erfordern neue pflegerische Konzepte in der Versorgung dieser Patienten. Es eröffnen sich neue Entwicklungsfelder für akademisch ausgebildete Pflegende in der Praxis. Eines dieser Felder im Bereich der auf Masterniveau Qualifizierten ist das international etablierte Tätigkeitsfeld von „Advanced Nursing Practice“ (ANP). In diesem Kapitel wird das Modell „Advanced Nursing Practice“ (ANP) näher beschrieben. Es werden Herausforderungen im Rahmen des Transfers von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis beleuchtet. Beispielhaft werden zwei Praxisprojekte von Pflegeexpertinnen APN kritisch diskutiert.
Sandra Weidlich, Simone M. Hock
27. Zusammenspiel Medizin und Pflege am Beispiel Norwegen
Zusammenfassung
Die Gesundheitswesen unterschiedlicher Länder lassen sich kaum vergleichen. Trotzdem kann man voneinander lernen. Das norwegische Gesundheitswesen ist sehr teamorientiert – und weist den Pflegeberufen viele eigenständige Bereiche zu. Bei den Pflegeberufen haben sich entsprechende Weiterbildungen etabliert – zum Beispiel in der Betreuung von Menschen mit psychiatrischen Krankheitsbildern oder in der präventiven Medizin. Der Autor dieses Berichtes hat fast 25 Jahre in Norwegen als Hausarzt gearbeitet.
Harald Kamps
Backmatter
Metadaten
Titel
Pflege im Wandel gestalten – Eine Führungsaufgabe
herausgegeben von
Peter Bechtel
Ingrid Smerdka-Arhelger
Kathrin Lipp
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-54166-1
Print ISBN
978-3-662-54165-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54166-1