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14.06.2021 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Win-win? Zeitarbeit in der Pflege

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Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und eine zunehmende Arbeitsbelastung gilt Zeitarbeit oft als der letzte Ausweg in der Pflege. In seiner Masterarbeit ging Christopher Oswald der Frage nach, wie beispielsweise Führungskräfte in stationären und ambulanten Einrichtungen den Einsatz von Zeitarbeitskräften erleben.

Der wirtschaftliche Druck auf Krankenhäuser und ambulante Einrichtungen bei gleichzeitigem Pflegefachkräftemangel prägte bereits weit vor der Covid-19-Pandemie das Gesicht des Gesundheitssektors und beeinflusst nicht zuletzt auch die Arbeitsbedingungen. Krankheitsbedingte Personalausfälle können einerseits mit eigenen Mitarbeiter*innen andererseits mit Hilfe von Pflegefachkräften aus Zeitarbeitsfirmen kompensiert werden. Doch wie erleben Pflegedirektor*innen und Pflegedienstleitungen in stationären und ambulanten Einrichtungen den Einsatz von Zeitarbeit in der Pflege? Es wurden insgesamt elf leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit jeweils sechs Pflegedirektor*innen eines Krankenhauses und fünf Pflegedienstleitungen aus Sozialstationen durchgeführt. Die Auswertung orientierte sich an der qualitativen inhaltlichstrukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz. Im Vorfeld wurde mit Hilfe von unterschiedlichen Bibliothekskatalogen eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt.

Mehr Arbeit für das Stammpersonal?

Die Ergebnisse zeigen eine problematische Verfügbarkeit von Zeitarbeitskräften, hohe Kosten und eine erhöhte Arbeitsbelastung für das Stammpersonal auf. Diese Herausforderungen in ambulanten und stationären Einrichtungen zu meistern ist schwierig. Die Voraussetzung zur Kompensation von Personalausfällen durch Zeitarbeitskräfte besteht normalerweise in einer kontinuierlichen Verfügbarkeit. Diese ist jedoch aufgrund einer geforderten Work-Life-Balance seitens der Zeitarbeitskräfte, insbesondere an Wochenend- und Feiertagen sowie in der Nacht, eingeschränkt und geht damit zu Lasten des Stammpersonals. Während in der freien Marktwirtschaft Zeitarbeit ein Faktor ist, um Personalkosten zu senken, kristallisiert sich in der Pflegebranche ein Geschäft mit der Not ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen heraus. Zeitarbeitsfirmen können im Gegensatz zu ambulanten und stationären Einrichtungen nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage die Gehälter ihrer Mitarbeiter*innen selbst und in freier Höhe bestimmen. Die besseren Gehälter werden mit Hilfe von Preiserhöhungen an ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen weitergegeben und aus der Not heraus auch oft bezahlt.

Qualitätsverluste unvermeidlich

Zur Entlastung des vorhandenen Personals im ambulanten Bereich ist eine Reduktion der Klienten und Klientinnen meist unausweichlich was sich wiederum negativ auf die Versorgungssicherheit auswirkt. Qualitätsverluste durch Anfängliche Unkenntnisse über Arbeits- und Ablauforganisation sowie Unwissenheit vorherrschender Standards können erst durch wiederholte Einsätze und wiederkehrende Einarbeitungsprozesse annähernd ausgeglichen werden.

Fazit: Solange sich die Arbeitsbedingungen in den ambulanten sowie stationären Einrichtungen nicht verändern, ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl von Zeitarbeitskräften künftig erhöhen und der Personalmangel von Pflegefachkräften weiter verschärfen wird.

Christopher Oswald (2021) „Zeitarbeit in der Pflege. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten?“ Masterarbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin. PflegeZ 6 (74) 45

Info
Dieser Beitrag ist Teil von Campus aktuell in der Pflegezeitschrift. Darin präsentiert Springer Pflege Themen, über die die angehenden Pflegewissenschaftler, -manager oder -pädagogen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten forschen. Wenn Sie Interesse haben und Ihre Arbeit mit gut oder sehr gut bewertet wurde, dann schicken Sie uns doch einfach Ihr Abstract (ca. 2.200 Zeichen inkl. Leerzeichen) an pflegezeitschrift@springer.com


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