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06.02.2023 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Nächste Runde im Tarifstreit

Zehntausende englische Pflegekräfte und Sanitäter im Streik

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Bei den Auseinandersetzungen zwischen den Mitarbeitern im Gesundheitswesen und der Regierung ist eine Lösung weiter nicht in Sicht. In Schottland und Wales sieht es anders aus.

Demonstrant mit Megaphon ruft vor dem Big Ben Slogans © Frank Augstein/AP/dpaEin Demonstrant mit einem Megaphon ruft vor dem Big Ben Slogans, während Krankenschwestern des nahe gelegenen St. Thomas‘ Hospital protestieren. Pflegekräfte des britischen Gesundheitsdiensts NHS haben am Montag den bisher größten Streik ihrer Geschichte begonnen.

In England eskalieren die Streiks im Gesundheitswesen. Am Montag legten laut Gewerkschaftsangaben zehntausende Pflegekräfte und Rettungssanitäter die Arbeit nieder. Das führte zu teils chaotischen Situationen in den staatlichen Kliniken. Auch Hausarztpraxen waren indirekt betroffen.

Laut Pflegergewerkschaft (Royal College of Nursing, RCN) handelt es sich um den größten Streik in der 75jährigen Geschichte des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS). Die Tatsache, dass gleich zwei Fachberufsgruppen – Pflegekräfte und Mitarbeiter des NHS-Rettungswesens – koordiniert und zeitgleich die Arbeit niederlegen zeigt nach Einschätzung gesundheitspolitischer Beobachter, wie sehr derzeit die Lage eskaliert.

Minister sieht Patientenleben gefährdet

Das Londoner Gesundheitsministerium und die Gewerkschaften im Gesundheitswesen bemühen sich zwar seit Wochen um eine Beilegung des Tarifstreits. Bislang allerdings vergeblich. Gesundheitsminister Steve Barclay warf dem RCN am Montag vor, durch die Streiks Patientenleben zu gefährden.

Auch Premierminister Sunak warf den Rettungssanitätern vor, bewusst Patientenleben zu gefährden, indem die Gewerkschaften zum Beispiel nicht schon im Vorfeld sagen wollten, in welchen Kliniken und Gesundheitsverwaltungen genau gestreikt werden soll. Das mache es „nahezu unmöglich“, Ersatzambulanzen zum Beispiel aus Armeebeständen zeitnah bereitzustellen.

Laut Medienberichten wurden allein am Montag landesweit rund 88.000 Operationen in den staatlichen Kliniken kurzfristig abgesagt. Bereits vor den Streiks warteten mehr als sieben Millionen Patientinnen und Patienten auf eine Operation in einer staatlichen Klinik. „Die Lage ist kritisch und beispiellos“, so ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) zur Ärzte Zeitung in London.

Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gefordert

Bei dem seit Monaten andauernden Streit geht es unter anderem um deutlich höhere Löhne für die rund 320.000 qualifizierten Pflegekräfte im NHS sowie um bessere Arbeitsbedingungen. Außerdem verlangen die Gewerkschaften einen „Notfall Gesundheitsetat“, um es staatlichen Krankenhäusern zu ermöglichen, mehr qualifizierte Pflegekräfte einstellen zu können. Landesweit fehlen zehntausende qualifizierte Pflegekräfte.

Während in England weiterhin keine Einigung in dem Streit um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen in Sicht ist, zeichnet sich in Schottland und Wales inzwischen ein Kompromiss ab. Kürzlich sagten die Pflegegewerkschaften in Wales einen ebenfalls für den Wochenbeginn geplanten Streik wieder ab, nachdem die Gesundheitspolitiker in Wales ein um drei Prozent verbessertes Lohnangebot auf den Tisch gelegt hatten. Darüber sollen die Gewerkschaftsmitglieder jetzt abstimmen.

Auch in Schottland wurden weitere Streiks bis auf weiteres ausgesetzt, weil sich auch dort die Tarifparteien aufeinander zu bewegen. (ast)

Quelle: Ärzte Zeitung

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