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09.05.2019 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Vom spannenden Weg, eine Pflegefachkraft zu werden

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Was heißt es, in die Pflege zu gehen? Was verlangen die Ausbildung und der Beruf jungen Menschen ab? Und wie viel erhalten sie zurück? Ein französischer Dokumentarfilm begleitet Pflegeschüler auf ihrem Weg und ist dabei zugleich eine Hommage an den Pflegeberuf.

Zu jeder Zeit (Szenenfoto) © MINDJAZZ PICTURES

 „Ich höre nichts, keinen Herzschlag, nichts“ – die junge Pflegeschülerin lächelt frustriert. Noch übt sie an ihren Mitschülern. Geduldig erklärt der Ausbilder, wie man den Blutdruck nach Riva Rocci misst, dabei das Stethoskop platziert und ganz langsam das Ventil öffnet. Und schon bald hat die Schülerin doch noch ihr Aha-Erlebnis.

Der Dokumentarfilm "Zu jeder Zeit" begleitet französische Pflegeschüler drei Jahre lang durch die Höhen und Tiefen ihrer Ausbildung. Theorieunterricht, praktische Übungen, Praxiseinsätze, Nachbesprechung mit den Betreuern. Immer ist Regisseur Nicolas Philibert dabei. Durch die Kamera beobachtet er die multikulturelle Gruppe, die an einer Pflegeschule in der Nähe von Paris in die Ausbildung startet.

Konzentriert, enthusiastisch und empathisch gehen die Auszubildenden an jede neue Aufgabe heran. Dabei erlebt der Zuschauer mit ihnen viele humorvolle Momente: Mal simuliert ein junger Mann eine Gebärende, dann werden Spritzen zaghaft oder beherzt in anatomische Modelle gesetzt.

Das Leben in all seinen Facetten

Bei den Praxiseinsätzen begegnen die Schüler dann der Pflegerealität und damit dem Leben in all seinen Facetten. Begleitet von bisweilen ängstlichen Patientenblicken ziehen sie Fäden, entfernen Gipsverbände oder legen Zugänge. Auch die großen emotionalen Herausforderungen des Berufes werden spürbar, wenn die Auszubildenden in leisen Sequenzen über erste Erfahrungen mit Leid und Tod berichten. Die schwierigen Rahmenbedingungen, die heute auch in Deutschland den Alltag von Pflegekräften prägen, werden ebenso wenig ausgeblendet. 

Doch werden die Auszubildenden nicht allein gelassen mit ihren Gedanken und Gefühlen: Mit viel psychologischem Gespür fangen ihre Betreuer sie auf. Als Mediatoren bieten sie Hilfestellung oder bestärken die Schüler in ihren Entwicklungsschritten. Dies sind vielleicht die berührendsten Szenen für den Zuschauer. Es ist als würde Philibert ins Innere der jungen Pflegenden dringen, wobei er niemals voyeuristisch ist.

Somit ist der Film vor allem ein Mut-Macher, der vielleicht gerade heute vor dem Hintergrund des Pflegenotstands wichtig ist. In jedem Moment wird der Respekt deutlich für einen Beruf, der vielfältig und herausfordernd wie kaum ein anderer ist. „Zu jeder Zeit“ kommt ohne große Effekte aus, um die Arbeit der Pflegenden wertzuschätzen und die Dankbarkeit vor den Menschen, die den Beruf erlernen, auszudrücken. (ne/jb)

Zu jeder Zeit
In verschiedenen Städten finden noch bis Anfang Juni Sondervorstellungen für Pflegekräfte mit anschließender Diskussion statt. Termine finden Sie hier

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