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18.07.2017 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Stress: Pflegekräfte leiden körperlich und seelisch

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Mehr als die Hälfte aller Pflegekräfte in Heimen, ambulanten Pflegediensten und Kliniken leidet aufgrund von Stress häufig oder regelmäßig unter körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Migräne, Schlafstörungen. Ein Drittel beklagt deshalb psychische Symptome in Form von Niedergeschlagenheit, Konzentrationsproblemen, Nervosität oder Ängsten. Das geht aus einer aktuellen Online-Befragung von 240 Pflegekräften aus allen Versorgungsbereichen hervor. In Auftrag gegeben wurde sie von den Asklepios Kliniken Hamburg. Am meisten belastet scheinen demnach Pflegende zu sein, die in Heimen arbeiten.

Wie Asklepios mitteilt, fühlen sich die Pflegenden vor allem gestresst durch zu viel Bürokratie und Dokumentation, Arbeitsverdichtung und mangelnde Zeit für die Patienten. Mobbing oder Personalmangel wurden deutlich seltener als Stressfaktoren angegeben.  

Während in Kliniken mit 45 Prozent die Arbeitsverdichtung generell die Mitarbeiter am meisten belaste, seien es in Pflegeheimen mit 51 Prozent zu wenig Zeit pro Bewohner und in Pflegediensten mit 44 Prozent die Bürokratie und Dokumentation. Mit 60 Prozent körperlichen und 46 Prozent psychischen Symptomen erleben Pflegende in Heimen ihre Arbeit als stärker belastend als ihre Kollegen in Pflegediensten (59 Prozent und 34 Prozent) oder Kliniken (39 resp. 18 Prozent).

Pflegende wünschen sich mehr Zeit

Die Pflegenden wurden auch befragt, wie sie während der Arbeit Stress abbauen: Demnach suchen die meisten dafür den Austausch mit Kollegen, aber auch Gespräche mit Patienten oder Essen stehen hoch im Kurs. Immerhin ein Viertel wendet kurze Entspannungstechniken an. Und: Rund acht Prozent greifen im Extremfall auch zu Medikamenten. Nach dem Dienst erholen sich die Pflegenden meist durch Schlafen oder Fernsehen. Gesunde Stressverarbeitung mit Sport spielt, der Befragung zufolge, nur für jeden Dritten und Entspannungsübungen für knapp jeden Zehnten eine Rolle. Um Stress zu vermeiden, würden sich Pflegekräfte mit deutlichem Abstand mehr Zeitreserven für Unvorhergesehenes und Notfälle wünschen.

„Die Ergebnisse unserer Befragung sind alarmierend, denn sie belegen ein weiteres Mal, unter welch hohem Druck das Pflegepersonal in Deutschland arbeiten muss“, erklärt Kai Hankeln, Konzerngeschäftsführer der Asklepios Kliniken. Die trägerunabhängige und von den Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems erzwungene Arbeitsverdichtung sei im internationalen Vergleich ein trauriger Rekord. Die hohe Belastung schrecke junge Menschen davon ab, in die Pflege zu gehen – und verstärke den Mangel an Pflegekräften. „Regelungen wie die politisch verordneten Personaluntergrenzen sind ein populistisches Placebo, um den Schwarzen Peter bei den Kliniken abzuladen“, beklagt Hankeln weiter. Sie würden nichts an den Hauptproblemen ändern: der Unterfinanzierung und dem Mangel an Pflegekräften. (ne)

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