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04.02.2020 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Pflegekräfte: Mehr noch als der Rücken ächzt die Psyche

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Über 60 Prozent der befragten Alten- und Krankenpflegekräfte berichten von drei oder mehr psychosomatischen Beschwerden.

© sudok1 / FotoliaStress und Überforderung begünstigen psychosomatische Beschwerden bei Pflegekräften. 

Psychischer Stress, Rückenbeschwerden, häufiges Heben und Tragen schwerer Lasten. In der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen sind die Arbeitsanforderungen außerordentlich hoch. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Faktenblatt „Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund hervor. 1,7 Millionen Frauen und Männer gehören dieser Berufsgruppe an.

Mehr als 60 Prozent von knapp 1000 dafür befragten Alten- und Krankenpflegerinnen berichteten demnach von drei oder mehr psychosomatischen Beschwerden. In anderen Berufen sehen sich nach eigenen Angaben lediglich 39 Prozent der Beschäftigten solchen Beschwerden ausgesetzt. Mehr als die Hälfte der Pflegekräfte gab an, unter drei oder mehr Beschwerden am muskoloskelettalen Apparat zu leiden. Auch dieser Wert liegt deutlich über dem anderer Arbeitnehmer (33 Prozent).

Mix aus Stress und Überforderung

Für die psychischen Belastungen bieten sich als Erklärung Stress und Überforderung in den Pflegeberufen an. Alten-und Krankenpfleger (45 Prozent) fühlen sich ausweislich der BAuA-Erhebung etwa doppelt so häufig wie andere Erwerbstätige (21 Prozent) angesichts ihrer Arbeitsmenge überfordert. 61 Prozent der Krankenpflegekräfte und 46 Prozent der Altenpflegekräfte spricht von einer Zunahme von Stress in den beiden Jahren vor der Umfrage im Jahr 2018.

Die Krankenpflegekräfte geben zu 75 Prozent an, häufig verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig ausüben zu müssen. Zwei Drittel von ihnen spüren starken Termin- und Leistungsdruck. Sie beklagen zudem, bei der Arbeit häufig gestört und unterbrochen zu werden.

Knapp zwei Fünftel sehen sich an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei nicht pflegenden Arbeitnehmern.

Dieses Bild wiederholt sich bei den Altenpflegekräften. Die beklagen zudem zu mehr als der Hälfte, immer wieder schnell arbeiten zu müssen. Mehr als viermal so häufig wie in anderen Berufen geraten die Altenpflegekräfte in emotional belastende Situationen.

Gebückt, hockend oder auf den Knien

Aber auch körperlich gehen die Pflegekräfte an ihre Grenzen: Sie arbeiten gebückt, hockend oder kniend. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) in der Altenpflege berichtet von Arbeiten in Zwangshaltungen. Ursache ist das häufige Umlagern von Pflegebedürftigen. In anderen Berufen klagen lediglich 16 Prozent über solche Anforderungen.

Als Reaktion auf das statistische Schlaglicht empfiehlt die Bundesanstalt den Krankenhäusern und Altenheimen, ihre Arbeitsorganisation unter die Lupe zu nehmen. Dazu verweist sie auf Konzepte, die in der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) erarbeitet werden und auf den eigenen Leitfaden „Gute Stationsorganisation“. (af)

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