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13.02.2019 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Offene Stellen bei jeder zweiten Pflege-Einrichtung

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Sechs von zehn Pflege-Einrichtungen in Deutschland fehlt es an Fachkräften, offenbart eine Umfrage. Im Mittel sind pro Haus sechs Stellen offen.

Frau läuft mit Rollator durch ein Pflegeheim (Symbolfoto) © Peter Atkins / FotoliaEine Pflegebewohnerin allein auf weiter Flur. In vielen Heimen fehlen Pflegekräfte.

Oft ist von Personalmangel in der Pflege die Rede, doch wie arg ist die Situation wirklich? Ein Bild zeichnen nun die Ergebnisse einer Umfrage unter Pflege-Einrichtungen.

Demnach gab weit mehr als die Hälfte der Einrichtungen (60 Prozent) an, unbesetzte Stellen für Fachkräfte zu haben. Im Mittel waren es sechs Stellen, wie dpa mit Verweis auf die Analyse berichtet.

In den vergangenen drei Monaten musste gut jede fünfte Pflege-Einrichtung wegen des Fachkräftemangels einen temporären Belegungsstopp verordnen, hieß es.

Für die von der Evangelischen Bank in Auftrag gegebene Erhebung wurden rund 300 Geschäftsführer und Verwaltungsleiter befragt, die zusammen mindestens 1250 der bundesweit rund 15.000 stationären Heime vertreten.

Höherer Lohn als Anreiz

Mit höherer Bezahlung versuchen der Befragung zufolge 46 Prozent der Heime, Personal zu gewinnen. Dabei fehlt es vielen an ausreichend Finanzmitteln dafür, wie das Vorstandsmitglied der auftraggebenden Bank, Christian Ferchland, in Kassel erklärte.

Für das Erreichen der Gewinnschwelle sei im Mittel eine Auslastung von 94 Prozent nötig. „Dem Fachkräftemangel können Einrichtungen nur sehr bedingt mit höheren Gehältern entgegenwirken.“ Hier seien politische Entscheidungen gefragt.

Leiharbeiter im Einsatz

Bei Engpässen greifen den Umfrageergebnissen zufolge knapp 40 Prozent der Betreiber auf Leiharbeiter zurück – wenn auch in Einzelfällen. Pflegekräfte aus dem Ausland gehören demnach in mehr als 70 Prozent der Heime fest zur Belegschaft, vor allem aus Osteuropa.

Deutschlandweit sind 38.000 Stellen in der Alten- und Krankenpflege unbesetzt. Die Bundesregierung will die Aus- und Weiterbildung in der Branche ankurbeln. Bis 2023 soll die Zahl der Azubis und ausbildenden Einrichtungen im Bundesschnitt um zehn Prozent im Vergleich zu 2019 zulegen.

In Altenpflege viele Beschäftigten ohne Tarifvertrag

Berlin macht ferner Druck auf Altenpflege-Anbieter, um zu mehr Tarifbindung zu kommen. Die Branche mit gemeinnützigen, kirchlichen, öffentlichen und privaten Trägern ist zerstückelt.

In der Altenpflege arbeiten laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nur 22 Prozent der Beschäftigten in Firmen mit Tarifverträgen, die meist höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen sichern.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warf der Bundesregierung aber vor, die Finanzierung solcher durchaus richtigen Verbesserungen offenzulassen.

„Wer das zahlen soll, sagt Berlin nicht. Denn von einer Anpassung der Leistungen aus Pflegeversicherung ist nicht die Rede“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der dpa.

„Schon heute haben viele Pflegebedürftige kein Geld mehr, die steigenden Ausgaben zu bezahlen. Schließlich werden alle Kostensteigerungen direkt an die Betroffenen weitergereicht.“ (dpa/ths)

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