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26.02.2019 | Rahmenbedingungen | Nachrichten

Initiative für bessere Gesundheitsversorgung

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Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist heute zu einem wichtigen Standortfaktor geworden. Bewohner ländlicher Regionen fühlen sich oft abgehängt. Eine neue Initiative der AOK soll die Gesundheitsversorgung vor Ort verbessern.

Landarzt © ArTo / Fotolia

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK steht die Verfügbarkeit von Hausärzten bei den Deutschen mit 95 Prozent ganz oben, wenn es um die Bedeutung von Infrastruktureinrichtungen geht. Im Hinblick auf die Zufriedenheit zeigen sich dabei zwischen Stadt und Land deutliche Unterschiede. Um das Niveau der Gesundheitsversorgung wieder anzunähern, wollen die Ortskrankenkassen in den nächsten zwei Jahren konkrete Angebote schaffen. Das kündigte am Mittwoch der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, anlässlich des Starts der Initiative „Stadt. Land. Gesund“ in Berlin an. 100 Millionen Euro zusätzlich sollen in den Ausbau bestehender und die Entwicklung neuer Projekte fließen, um die ländliche Versorgung zu verbessern.

Die Ortskrankenkassen setzen dabei vor allem auf innovative Versorgungsformen wie mobile Arztpraxen, Delegation ärztlicher Leistungen an entsprechend qualifizierte Kräfte und Videosprechstunden. „Digitale Lösungen und Delegationsansätze sorgen dafür, dass bei der Behandlung räumliche Distanz überwunden wird und Patienten einen schnelleren Zugang zur Versorgung bekommen“, erklärte Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern.

Wichtig sei die Erkenntnis, dass die Sicherstellung der ländlichen Versorgung nur zu bewältigen sei,  wenn alle maßgeblichen Gesundheitsberufe und -bereiche mit ihren Einrichtungen und Institutionen kooperieren und eng zusammenarbeiten. „Weder eine Berufsgruppe allein noch ein Gesundheitssektor allein, auch keine Krankenkasse allein, kann die Versorgung der Zukunft gestalten“, so Stippler.

DBfK fordert „echte Innovationen“

In einem Statement begrüßt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) die AOK-Initiative als Schritt hin zu einer besseren Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen. Der Berufsverband vermisst jedoch „echte Innovationen“: „Seit Jahren gibt es im SGB V den Paragraphen 63, Absatz 3c 1, der wirklich neue Versorgungsstrukturen ermöglichen soll“, erklärte DBfK-Präsidentin Professor Christel Bienstein. Das deutsche System der Gesundheitsversorgung stoße insbesondere durch seine Arztzentriertheit und den Arztvorbehalt an Grenzen. Wesentliche Lücken ließen sich besonders in strukturschwachen Regionen nicht schließen. „Hier hätten längst schon neue Versorgungskonzepte getestet werden können“, so Bienstein mit Verweis auf ein Gutachten des Sachverständigenrats, der solche Modelle bereits 2007 forderte.

Beispielhaft nennt Bienstein Konzepte des „Advanced Practice Nursing“, die in vielen Ländern längst etabliert seien. Dabei decken besonders qualifizierte Pflegefachpersonen mit erweiterten Befugnissen auch weite Teile der Primärversorgung eigenständig ab. In Deutschland setze man höchstens auf Delegation von Tätigkeiten an Praxisassistenten als verlängerten Arm des Arztes. Bienstein: „Gebraucht werden neugestaltete Aufgabenzuschnitte, eine neue Aufgabenteilung zwischen den Professionen, Substitution in definierten Bereichen und mit neuer Verantwortlichkeit und größerer Autonomie.“ (ne)

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