Der Klinikarzt 2008; 37(4): 169
DOI: 10.1055/s-2008-1076672
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Weltweit Ersparnisse in Millionenhöhe möglich? - Bluttest zur frühzeitigen Erkennung einer latenten Tuberkulose

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Publication Date:
08 May 2008 (online)

 

Quelle: Diel R, Loddenkemper R, Meywald-Walter K et al. Predictive value of a whole-blood IFN-{gamma} assay for the development for active TB disease. Am J Respir Crit Care Med 2008 Feb 14 [Epub ahead of print]

Thema: Ein Problem für einen Ausbruch einer Tuberkulose auf dem Boden einer latenten Infektion liegt unter anderem in der Schwäche des noch immer häufig verwendeten Tuberkulinhauttests. Inzwischen gibt es jedoch Bluttests - wie zum Beispiel den QuantiFERON®-TB Gold (QFT) - die eine deutlich höhere Spezifität versprechen.

Projekt: Ob sich mit dem Bluttest die Progression einer latenten Tuberkuloseinfektion zu einer aktiven Erkrankung mit ausreichender Sicherheit vorhersagen lässt, überprüften jetzt PD Roland Diel und sein Team vom Gesundheits- und Umweltamt Hamburg-Harburg. Sie untersuchten 601 Personen, die einen engen Kontakt mit Lungentuberkulosepatienten gehabt hatten, zum einen mit dem traditionellen Hauttest, zum anderen mit dem QuantiFERON-Bluttest und beobachteten die Probanden im Schnitt über 103 Wochen.

Ergebnis: Der Tuberkulinhauttest war laut der Untersuchung der Pneumologen bei 243 (40,4%) der getesteten Personen positiv (5-mm-Cut-off), während der Bluttest nur bei 66 (11%) der Probanden positiv ausfiel. Insgesamt entwickelte sich bei sechs Studienteilnehmern eine aktive Tuberkulose - ausnahmslos Patienten, die trotz eines positiven Bluttests eine präventive Chemotherapie abgelehnt hatten (n = 41). Dies entspricht einer Progressionsrate von 14,6% (6 von 41 Studienteilnehmern), während die Progressionsrate bei den Probanden mit positivem Hauttest nur 2,3% (5 von 219 Studienteilnehmen) betrug.

Fazit: Demnach kann mithilfe des Bluttests eine latente Tuberkuloseinfektion mit höherer Genauigkeit bestimmt werden als mit dem Hauttest - bei mindestens ebenso hoher Sensitivität bezüglich des Progressionsrisikos. Vor allem aufgrund der nachgewiesenen, deutlich höheren Progressionsrate unter dem QuantiFERON-Bluttest eröffnen sich laut Diel signifikante ökonomische und medizinische Implikationen.

So lassen sich mit dem Bluttest zum einen fälschlich gestellte Tuberkulosediagnosen drastisch reduzieren und der Kreis der Personen, die eine präventive Chemotherapie benötigen, deutlich eingrenzen. Darüber hinaus können Personen mit hohem Erkrankungsrisiko sicher erkannt und Neuerkrankungen verhindert werden. Bei den Kosten für eine Tuberkulosetherapie von 18 000-19 000 Euro bzw. den Kosten von rund 170 Euro für eine präventive Chemotherapie eröffnet dies - weltweit gesehen - möglicherweise ein enormes Einsparpotenzial, das sich in Millionenhöhe bewegt.

Schlüsselwörter: Tuberkulose - latente Tuberkuloseinfektion - Tuberkulinhauttest - QuantiFERON®-Bluttest

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