Gesundheitswesen 2008; 70 - A2
DOI: 10.1055/s-2008-1076509

Entwicklung eines diagnostischen Instrumentariums zum Nachweis einer seelischen Behinderung bei Menschen mit Lernbehinderungen

W Schulz 1, M Henke 1, N Lichtsinn 1
  • 1Institut für Psychologie, Technische Universität Braunschweig

Ziel dieser Studie ist die Entwicklung und Erprobung eines Verfahrens zur Diagnostik einer seelischen Behinderung bei Menschen mit Lernbehinderung. Zur Abklärung der Lernbehinderung wurden der CFT-20-R verwandt sowie das schulische Bildungsniveau und verschiedene kognitive Funktionen herangezogen. Ausgehend von den gesetzlichen Bestimmungen wurde die seelische Behinderung durch das Vorhandensein einer psychischen Störung und einer Beeinträchtigung der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft bestimmt. Zur Feststellung der psychischen Störungen wurden das Mini-DIPS und das IPDE eingesetzt. Zusätzlich wurde die SCL-27 zur Erfassung der aktuellen Symptombelastung vorgelegt. Die psychosozialen Beeinträchtigungen wurden im Interview anhand von 11 Lebensbereichen eingeschätzt (IPB). Dieses Instrumentarium wurde an 28 Klienten, die einen Antrag auf Eingliederungshilfe gestellt hatten und bei denen die Verdachtsdiagnose einer seelischen oder drohenden seelischen Behinderung vorlag. Die Studie wurde im Gesundheitsamt der Stadt Braunschweig durchgeführt. Ergebnis dieser Studie ist ein Entscheidungsbaum zur Differentialdiagnose der seelischen Behinderung. Bei diesem Verfahren handelt es sich um ökonomisch einsetzbares und für die Klienten zumutbares Instrumentarium, das weiterer Überprüfung bedarf. Gegenwärtig sollte das Instrumentarium eher als Screening-Verfahren als zur Diagnose eingesetzt werden. Abschließend werden Besonderheiten der Diagnostik bei Lernbehinderten sowie der Anwendbarkeit von bei durchschnittlich intelligenten Probanden entwickelten Verfahren bei Lernbehinderten diskutiert.