NOTARZT 2008; 24(6): 210-211
DOI: 10.1055/s-2008-1067571
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schnupfen mit Bewusstlosigkeit

F.  Martens1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Frei), Berlin
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Publication Date:
21 November 2008 (online)

Der Fall

Der Notarzt wird mit dem Stichwort „schwere Atemnot – Kleinkind” in ein Mietshaus gerufen. Eine etwa 20-jährige Mutter hatte bei ihrem 11 Monate alten Baby Hautverfärbung und röchelnde Atmung bemerkt und deshalb den Rettungsdienst alarmiert.

Die Untersuchung ergab ein auf äußere Reize kaum reagierendes Kind, enge Pupillen bds. ohne sichere Lichtreaktion, rasselnde Atemgeräusche und eine Herzfrequenz von 60 / min. Die über die Ferse abgeleitete Sättigung betrug 78 % und stieg nach Auflegen einer Sauerstoffmaske auf 94 % an. Im Mund des auf dem Rücken liegenden Kindes fand sich reichlich Sekret. Nach dessen Absaugen verschwand das rasselnde Atemgeräusch und über beiden Lungen konnte Vesikuläratmung auskultiert werden.

Nach Angaben der Mutter war ihre Tochter seit der Geburt gut gewachsen und bei den Vorsorgeuntersuchungen hätten sich keine Probleme ergeben. Nun litte sie seit einigen Tagen unter starkem Schnupfen, huste und niese immerzu und fühlte sich heiß an. Ein fiebersenkendes Zäpfchen hätte kaum etwas geändert. Außerdem hätte sie nur unwillig getrunken. Wegen des starken Schnupfens hätte sie der Tochter von ihren Nasentropfen gegeben. Danach sei diese ruhiger geworden und schließlich eingeschlafen.

Bei der Inspektion der verwendeten Nasentropfen fällt auf, dass diese nur für Erwachsene und Schulkinder bestimmt sind.

Da sich nach Absaugen und Sauerstoffgabe das Aussehen des Kindes gebessert hat, beschließt der Notarzt, es ohne weitere Maßnahmen zusammen mit der Mutter, in die Kinderklinik zu transportieren.

Die dort durchgeführten Untersuchungen ergeben als Ursache des Hustens, Niesens und des Fiebers eine RS-Virusinfektion (Respiratory Syncitial Virus) und den Verdacht einer Intoxikation mit den Indanazolin enthaltenden Nasentropfen. Unter parenteraler Flüssigkeitszufuhr wird das Kind in den nachfolgenden Stunden zunehmend munterer und weitere Untersuchungen lassen eine Meningitis ausschließen.

Literatur

  • 1 Meyburg J. et al . Koma bei Neugeborenen durch abschwellende Nasentropfen?.  Dtsch Ärzteblatt. 2006;  103 (50) A3411-3413
  • 2 Lev R, Clark R F. Visine overdose: Case report of an adult with hemodynamic compromise.  J Emerg Med. 1995;  13 (5) 649-652
  • 3 Bielenberg J. Von Schlangen und Krokodilen.  HNO. 1998;  46 276-280
  • 4 Van Velzen A G. et al . A case series of xylometazoline overdose in children.  Clin Toxicol. 2007;  45 290-294

Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: frank.martens@charite.de

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