Der Klinikarzt 2008; 37(2): 62
DOI: 10.1055/s-2008-1061735
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Amiodaron nur vorsichtig einsetzen? - Mögliche Sicherheitslücke bei Postinfarktpatienten mit Herzinsuffizienz

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Publication Date:
29 February 2008 (online)

 

Quelle: Thomas KL, Al-Khatib SM, Kokhnygina Y et al. Amiodarone use after acute myocardial infarction complicated by heart failure and/or left ventricular dysfunction may be associated with excess mortality. Am Heart J 2008; 155 (1): 87-93

Thema: Sowohl das "American College of Cardiology" (ACC) als auch die "American Heart Association" (AHA) empfehlen den Einsatz von Amiodaron bei Patienten, die nach einem Myokardinfarkt eine linksventrikuläre systolische Dysfunktion aufweisen und keinen implantierbaren Cardioverter-Defibrillator tragen. Aktuelle Studienergebnisse weisen jetzt jedoch darauf hin, dass dieses Vorgehen unter Umständen für die Patienten sogar gefährlich sein könnte.

Projekt: Diesen Schluss erlauben die Ergebnisse einer neuen Auswertung der VALIANT[1]-Studie mit insgesamt 14 703 Patienten, die nach einem Myokardinfarkt eine Herzinsuffizienz oder eine linksventrikuläre systolische Dysfunktion entwickelt hatten. Prof. Kevin L. Thomas, Durham (North Carolina, USA), hat jetzt die Daten der 825 Patienten aus VALIANT, die zusätzlich zu der Basistherapie mit Valsartan und/oder Captopril auch Amiodaron erhalten hatten, erneut analysiert - mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Ergebnis: Denn diese Patienten hatten ein signifikant höheres Mortalitätsrisiko als die Patienten der Kontrollgruppe (n = 13 875). Innerhalb von drei Jahren verstarben 78% der Patienten aus der Amiodarongruppe, nur 61% der Patienten dagegen aus der Vergleichsgruppe. Allerdings waren die Patienten, die Amiodaron erhalten hatten, etwas älter und in der Regel einer höheren Killipklasse zuzuordnen. Darüber hinaus lag häufiger ein Diabetes oder eine Hypertonie vor. Aber auch nach einer Adjustierung der Baseline-Charakteristika für Mortalität blieb diese "Übersterblichkeit" unter der Amiodarontherapie bestehen.

Fazit: Damit stehen diese Studienergebnisse zur Sicherheit der Amiodarontherapie im Widerspruch zu früheren kontrollierten Studien, weshalb die Studienautoren neue valide Daten bei Postinfarktpatienten fordern, die wie in VALIANT mit "modernen" Therapieregimen behandelt werden. Sie warnen sogar davor, die aktuellen ACC/AHA-Richtlinien bei dieser Patientengruppe zu großzügig auszulegen.

Nicht ganz ausschließen lässt sich allerdings ein Effekt einer fehlenden Betablockertherapie. Denn obwohl Betablocker einen positiven Einfluss auf die Überlebensraten von Postinfarktpatienten haben, waren sie in der Amiodarongruppe seltener eingesetzt worden.

Schlüsselwörter: Postinfarktpatienten - Herzinsuffizienz - linksventrikuläre systolische Dysfunktion - Amiodaron

01 VALsartan In Acute myocardial iNfarction Trial

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