Z Orthop Unfall 1997; 135(5): 394-402
DOI: 10.1055/s-2008-1039407
© F. Enke Verlag Stuttgart

Objektive Messung der Höhe lumbaler Bandscheiben aus seitlichen Röntgen-Übersichtsaufnahmen*

Measurement of Disc Height from Lateral Radiographic Views of the Lumbar SpineW. Frobin1 , P. Brinckmann1 , M. Biggemann2
  • 1Institut für Experimentelle Biomechanik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • 2Radiologische Klinik. Evangelisches Krankenhaus Bethesda Duisburg
* Auszugsweise vorgetragen auf der Tagung der Gesellschaft für Wirbelsäulenforschung anläßlich der Auszeichnung mit dem Georg-Schmorl-Preis 1995. Mit finanzieller Unterstützung der Kohle- und Stahlunion der Europäischen Gemeinschaft
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Publication Date:
14 May 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die Bestimmung der Höhe lumbaler Bandscheiben ist für Diagnose, Therapie und gutachterliche Stellungnahmen von Bedeutung. Herkömmliche Verfahren der Höhenmessung liefern wegen der Verzeichnung in der Zentralperspektive der Röntgenabbildung jedoch nur ungenaue Ergebnisse. Normwerte der Höhe lumbaler Bandscheiben und ihrer altersgemässen Veränderung sind nicht beschrieben.

Methode: Ausgehend von einer Analyse der Abbildung der Wirbelkörper im seitlichen Röntgenbild wird ein neues Maß für die Höhe lumbaler Bandscheiben definiert, das von der Verzeichnung der Röntgenabbildung unabhängig ist. Aus der Vermessung von 892 Röntgenaufnahmen männlicher und weiblicher Personen im Alter zwischen 16 und 57 Jahren wurden Normwerte der Höhe der Bandscheiben T12/L1 bis L5/S1 ermittelt.

Ergebnisse: Mit dem neuen Verfahren kann die Höhe aller auf einer seitlichen Röntgen-Übersichtsaufnahme abgebildeten Bandscheiben vermessen werden. Unterschiede in der Positionierung des Patienten gehen nicht in das Ergebnis ein. Retrospektive Untersuchungen sind möglich. Die Genauigkeit der Messung der Bandscheibenhöhe beträgt 4,15%. Es werden erstmals Normwerte der Höhe lumbaler Bandscheiben angegeben. Durch Vergleich mit altersentsprechenden Normwerten ist es möglich, die Höhe einer Bandscheibe im Einzelfall quantitativ zu bewerten.

Klinische Relevanz: Einflüsse, die sich auf die Höhe lumbaler Bandscheiben auswirken, können erstmals quantitativ nachgewiesen werden. Eine praktische Anwendung der Höhenmessung ist die Dokumentation von Überlastschäden lumbaler Bandscheiben im Rahmen des Anerkennungsverfahrens der Berufskrankheit 2108.

Abstract

Objective: Published methods to quantify height of lumbar discs from lateral radiographic views of the lumbar spine yield inaccurate results due to distortion in central projection. Normal values of disc height have not been compiled.

Methods: Starting from an analysis of the imaging properties of vertebral bodies in a lateral view and following a logical evolution of Farfan's proposal, a new protocol for the measurement of disc height is given which is independent of distortion. A database of normal values of the height of lumbar discs from T12/L1 to L5/S1 was compiled from 892 lateral views of healthy male and female subjects in the age range between 16 and 57 years.

Results: Employing the new protocol, height of all discs on a lateral view can be measured. Variations in position (standing, side-lying) do not influence the result. Retrospective investigations are feasible. The precision of the disc height measurement amounts to 4.15%. Normal, age-appropriate values for the height of lumbar discs are given for the first time. In the individual case, disc height can be quantitatively evaluated by comparison with the normative database.

Clinical relevance: The new protocol can be employed to quantitatively identify processes which effect a decrease of disc height. In the individual case, the new protocol and the comparison with the normal database can be employed to quantitatively assess overload injury to lumbar discs in compensation cases.

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