Fortschr Neurol Psychiatr 1998; 66(5): 233-240
DOI: 10.1055/s-2007-995259
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Erscheinungsbild und die Verlaufsstabilität von nichtkognitiven Symptommustern bei Patienten mit Alzheimerscher Krankheit

The Clinical Picture and the Stability of Noncognitive Symptom Patterns in Alzheimer PatientsM.  Haupt , M.  Jänner , A.  Stierstorfer , C.  Kretschmar
  • Psychiatrische Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf/Rheinische Kliniken Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

The purpose of this study was to investigate noncognitive symptoms in Alzheimer's disease in order to identify symptom patterns and to study stability of such patterns prospectively. Furthermore, variables were examined which could be associated with certain types of symptom patterns or could be predictors of change of these patterns. Forty-eight patients with the clinical diagnosis of probable Alzheimer's disease were included in this study and were assessed weekly over a three-week period. Noncognitive symptoms were rated according to the Behavioral Abnormalities in Alzheimer's Disease Rating Scale (BEHAVE-AD) and the Dementia Mood Assessment Scale (DMAS) and to a set of items specifically assessing misidentifications. By means of principal component factor analysis different noncognitive symptom patterns were obtained yielding a four-factor solution. They were mapped as rational domains with respect to clinical experience: 'depression', 'apathy', 'psychotic symptoms/aggression', 'misidentifications/ agitation'. Demographic and clinical variables were not associated with the factor solutions and did not predict change of the factor values.

The results demonstrate that in Alzheimer's disease there are distinct noncognitive symptom patterns with at least short-term prospective stability. None of the examined clinical variables, such as age at entry, the status of the patients (outpatient or inpatient) or dementia severity, exerted substantial influence on the noncognitive symptom patterns. Further investigations should concentrate on the pathological and prognostical correlates of noncognitive symptom patterns in Alzheimer's disease.

Zusammenfassung

Das Ziel dieser Studie bestand darin, durch die standardisierte Untersuchung von Verhaltensstörungen (nicht-kognitive Symptome) bei Alzheimerscher Krankheit Symptommuster zu identifizieren und ihre Stabilität im Verlauf zu überprüfen. Ferner sollten klinische Variablen daraufhin untersucht werden, ob sie mit umschriebenen Symptommustern assoziiert sind oder ob sie deren Veränderung im Verlauf vorhersagen könnten.

48 Patienten mit der klinischen Diagnose einer Alzheimerschen Krankheit wurden in die Studie aufgenommen und wöchentlich über einen Zeitraum von drei Wochen untersucht. Das Vorhandensein und die Ausprägung nicht-kognitiver Symptome wurden mit der Behavioral Abnormalities in Alzheimer's Disease Rating Scale (BEHAVE-AD) und der Dementia Mood Assessment Scale (DMAS) eingeschätzt; ferner wurden Fehlidentifikationen bei den Alzheimerkranken in standardisierter Frageform erfaßt. Mittels einer Hauptkomponentenfaktorenanalyse ergaben sich vier Faktoren, die unterschiedliche nicht-kognitive Symptommuster abbildeten. Diese Faktorenlösungen wiesen klinisch plausible Symptombereiche auf, denen folgende Syndrome zugeordnet werden konnten: ,,Depression", ,,Apathie", ,,psychotische Symptome/ Aggressivität", ,,Fehlidentifikationen/Unruhezustände". Im Verlauf der Untersuchung blieben die, zu den jeweiligen Faktoren gehörenden Symptombereiche stabil; es ergaben sich also keine relevanten Veränderungen in der Faktorenzusammensetzung. Demographische und klinische Variablen der Alzheimerkranken waren nicht mit den Faktoren assoziiert und wiesen keine prädiktiven Werte für die Veränderung der Faktorenwerte auf.

Die Ergebnisse zeigen, daß bei Patienten mit Alzheimerscher Krankheit verschiedene, abgrenzbare nicht-kognitive Symptommuster bestehen, die zumindest über einen kurzen Zeitverlauf stabil bleiben. Keine der untersuchten klinischen Variablen, etwa das Alter bei Untersuchung, der Status der Patienten (ambulant oder stationär) oder der Schweregrad der Demenz, übten einen bedeutsamen Einfluß auf die Zusammensetzung der nicht-kognitiven Symptommuster aus. Zukünftige Untersuchungen sollten insbesondere den möglichen neurobiologischen Korrelaten nicht-kognitiver Symptommuster bei Alzheimerscher Krankheit nachgehen.

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