Gesundheitswesen 2007; 69(10): 521-526
DOI: 10.1055/s-2007-992162
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alters- und geschlechtsspezifische Mortalität im Ruhrgebiet von 1994 bis 2004

Age- and Sex-Specific Mortality in the Ruhr Region from 1994 to 2004A. Klapper 1 , D. Bardehle 1 , O. Razum 1
  • 1Abt. Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
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Publication Date:
27 November 2007 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Im Ruhrgebiet liegt die Sterblichkeit höher und dementsprechend die Lebenserwartung niedriger als in Nordrhein-Westfalen (NRW) insgesamt. Die Lebenserwartung der Männer lag für die Jahre 2002-2004 0,86 Jahre unter dem NRW-Durchschnitt, die Lebenserwartung der Frauen lag 0,56 Jahre unter dem NRW-Durchschnitt. In der Studie wird untersucht, in welchen Altersgruppen eine erhöhte Sterblichkeit im Ruhrgebiet beobachtet wird und wie sich die alters- und geschlechtsspezifischen Sterberaten von 1994 bis 2004 entwickelt haben.

Methodik: Die Mortalitätsdaten wurden für die 15 Kreise und kreisfreien Städte des Ruhrgebietes zusammengeführt und nach Ballungskern, Ballungsrandzone, Ruhr-City und NRW ohne Ruhrcity analysiert. 11 Jahres-Mittelwerte über 11 Jahre und Drei-Jahres-Mittelwerte wurden gebildet, um Zahlenschwankungen im Trend auszugleichen. Prozentuale Abweichungen vom NRW-Durchschnitt zeigen die Größenordnung der Abweichungen.

Ergebnisse: Vergleiche zwischen dem Ballungskern und der Ballungsrandzone gegenüber den Daten von NRW unter Ausschluss des Ruhrgebietes weisen darauf hin, dass vor allem in den Altersgruppen der 40-54-Jährigen Männer und Frauen eine Übersterblichkeit auftritt. Ein Vergleich zwischen den kreisfreien Städten mit der höchsten Lebenserwartung (Bonn) und der niedrigsten Lebenserwartung (Gelsenkirchen) in NRW für die Jahre 2002-2004 weist eine Differenz der Lebenserwartung von 2,7 Jahren für Frauen und von 4,3 Jahren bei den Männern auf. In Gelsenkirchen lagen die Sterberaten der 40-59-Jährigen Frauen und Männer durchschnittlich 30%über den entsprechenden Sterberaten in Bonn.

Schlussfolgerung: Trotz Anstieg der Lebenserwartung im Ruhrgebiet von 1994 bis 2004 sind die altersspezifischen Mortalitätsraten der 35-54-Jährigen speziell im Ballungskern des Ruhrgebietes überhöht. Der Problemschwerpunkt im Ruhrgebiet bleibt der Ballungskern mit einer komplizierten soziodemographischen Situation und schlechten Kennziffern zur gesundheitlichen Lage.

Abstract

Objective: Results of an analysis of the mortality in the Ruhr region have shown increased mortality rates and a corresponding lower life expectancy, relative to the federal state of North Rhine Westphalia (NRW) as a whole. For the years 2002-2004 the male life expectancy was 0.86 years below the NRW level, and for females 0.56 years under the NRW level. The analysis of the age- and sex-specific mortality rates be-tween the years 1994 and 2004 has demonstrated in which age groups mortality increased in the Ruhr region.

Method: The mortality rates for all 15 municipalities and counties of the Ruhr region have been analysed according to different areas: centre of population (Ballungskern), conurbation areas (Ballungsrandzone), Ruhr City (alias Ruhrgebiet/Ruhr-Region) and NRW without Ruhr City. Eleven average values and three-year mean values were calculated to reduce the range of the year-values. Per cent deviations of the NRW values demonstrate the size of the differences.

Results: Comparisons between the centres of population, conurbation areas with NRW without Ruhr City demonstrate an increased mortality especially in the male and female age groups of 40 to 54 years. A comparison of the municipalities with the highest life expectancy level, Bonn, with that with the lowest life expectancy level, Gelsenkirchen, for the years 2002-2004 shows a difference in the life expectancy of 2.7 years for females and 4.3 years for males. The male and female mortality rates of the age groups 40-59 years in Gelsenkirchen exceed the comparable rates in Bonn by 30% on average.

Conclusion: In spite of increasing life expectancy in the Ruhr region from 1994 to 2004 the age-specific mortality rates of the 35-54-year-old population are increased, especially in the centres of population. The problem area is the centres of population with a complicated socio-demographic situation and worse indicators of the health status.

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Korrespondenzadresse

D. Bardehle

Universität Bielefeld

Fakultät für Gesundheitswissenschaften

AG 3: Epidemiologie & International Public Health

Prof. Dr. Doris Bardehle (a. D.)

Universitätsstraße 25

33 615 Bielefeld

Email: Doris.Bardehle@uni-bielefeld.de

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