Psychiatr Prax 2007; 34(3): 153-154
DOI: 10.1055/s-2007-980275
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Epidemiologie psychischer Erkrankungen im Alter

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Publication Date:
08 May 2007 (online)

 

Psychiatrische Epidemiologie beschäftigt sich mit der Häufigkeit und der Verteilung psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung und mit Faktoren, die deren Entstehung, Verlauf und Folgen beeinflussen. Der kürzlich erschienene 14. Band der Taschenbuchreihe "Grundriss Gerontologie" widmet sich der Epidemiologie psychischer Erkrankungen im höheren Lebensalter. Das Buch liefert gleichermaßen eine kurze und prägnante theoretische Einführung in das Thema wie auch den aktuellen Stand der epidemiologischen Forschung.

Das Einleitungskapitel frischt Ziele und Grundkonzepte der Epidemiologie wieder auf. Neben bekannteren epidemiologischen Maßzahlen wie der Inzidenz und Prävalenz werden möglicherweise weniger vertraute Konzepte zur Bewertung von Risikofaktoren (wie zum Beispiel das attributable Risiko) und verschiedene Studiendesigns epidemiologischer Forschung vorgestellt. Ein Kapitel zum demographischen Hintergrund macht deutlich, dass die Versorgung psychisch kranker alter Menschen zu den größten Herausforderungen des Gesundheits- und Sozialsystems der Zukunft zählt.

Für klinisch tätige Ärzte am interessantesten dürften die Kapitel zu einzelnen psychiatrischen Erkrankungen sein. Jeweils eigene Kapitel widmen sich der Epidemiologie des Delirs, depressiver Erkrankungen und suizidaler Handlungen sowie der Epidemiologie von Schlafstörungen, von Angst- und Zwangserkrankungen, der Schizophrenie sowie von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit. Besonders ausführlich behandeln die Autoren demenzielle Erkrankungen, da diese von allen psychiatrischen Erkrankungen am engsten mit dem Altern assoziiert sind. Positiv hervorzuheben ist die Existenz eines eigenen Kapitels zur Pharmakoepidemiologie - wie die Autoren selbst feststellen, ist der Arzneimittelgebrauch ein entscheidenden Faktor im therapeutischen Handeln und gibt es bei der medikamentösen Therapie älterer Menschen eine Reihe von Besonderheiten zu beachten.

Das Buch vereint eine ganze Reihe von Stärken in sich. Es ist sehr systematisch aufgebaut. Epidemiologische Daten werden nicht "losgelöst", sondern jeweils unter Würdigung auch offener Fragen zu Klassifikation und Diagnosekriterien und des Verlaufs der Erkrankung dargestellt. Im gesamten Buch findet die Situation in Deutschland eine besondere Berücksichtigung und es werden - wo immer möglich - Schlussfolgerungen für die Praxis abgeleitet. So wird in allen Kapiteln zu bestimmten Erkrankungen auch jeweils auf die Versorgungssituation sowie auf Risikofaktoren eingegangen. Darüber hinaus zeichnet sich das Buch durch gute didaktische Qualitäten aus, jedes Kapitel wird von einer kurzen Zusammenfassung und Kontrollfragen abgeschlossen.

Ein umfassender Überblick zur Epidemiologie psychischer Störungen des höheren Lebensalters war längst überfällig. Den Autoren, die selbst seit vielen Jahren auf diesem Gebiet forschen und lehren, ist dies in exzellenter Weise gelungen.

Anke Hensel, Steffi Riedel-Heller

Email: ries@medizin.uni-leipzig.de

Weyerer S, Bickel H. Epidemiologie psychischer Erkrankungen im höheren Lebensalter. Stuttgart: Kohlhammer 2007

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