Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2006; 16(5): 271-279
DOI: 10.1055/s-2006-940009
Wissenschaft und Forschung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Praktikables Qualitätsmanagement in der stationären Rehabilitation durch Fragebogenverdichtung

Über Faktorenanalyse zur Akzeptanzsteigerung ohne bedeutenden InformationsverlustPractical Quality Management in Rehabilitation by Item-ReductionFactor-Analysis Leads to Enhancement of Acceptance Without Loosing Major InformationH.  Osthus1 , R.  Eisele2 , M.  Ebinger3 , E.  Jacobi1 , 4 , R.  Muche5
  • 1Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin an der Universität Ulm, Bad Wurzach
  • 2Städtisches Krankenhaus, Weingarten
  • 3Schule für Medizinische Dokumentation, Universitätsklinikum Ulm
  • 4Rehabilitationsklinik, Bad Wurzach
  • 5Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation, Universität Ulm
Further Information

Publication History

Eingegangen: 30. Januar 2006

Angenommen: 18. Mai 2006

Publication Date:
08 November 2006 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die LVA Baden-Württemberg etablierte in assoziierten Kliniken im Rahmen der Qualitätssicherung eigene Messinstrumente zur Ergebnismessung und Qualitätssicherung in der Rehabilitation. Zielgruppe der Instrumente waren Patienten und Ärzte. Eine routinemäßige Erfassung aller Items in einer Datenbank erschien jedoch zu aufwändig. Ferner war die Rücklaufquote der Fragebögen gering. Auf der Basis der bisherigen Messinstrumente sollten kürzere Fragebögen mit dem Ziel entwickelt werden, diese vollständig in eine Datenbank zu übernehmen und die Rücklaufquote zu steigern. Material und Methode: Das Studienkollektiv bestand aus 363 Patienten, die an einem stationären Heilverfahren teilnahmen. Die Analyse der Datensätze erfolgte retrospektiv. Neben einer Korrelationsanalyse der Items wurde eine Faktorenanalyse mit der Vmax-Rotation durchgeführt. Bei der Bewertung der Ergebnisse flossen medizinische Überlegungen mit ein, um die adaptierten Fragebögen auf eine aus medizinischer Sicht vernünftige Basis zu stellen. Ergebnisse: Die Korrelationsanalyse konnte nur geringfügig zur Verdichtung des Fragebogens beitragen. Die Faktorenanalyse ergab beim Patientenfragebogen 9 Faktoren bei Aufnahme und 7 Faktoren bei Entlassung. Im Arztfragebogen konnten zwei Faktoren identifiziert werden. Die aus statistischer Sicht denkbare Itemreduktion wurde nach medizinischen Gesichtspunkten bewertet und angepasst durchgeführt. Schlussfolgerung: Basierend auf umfangreichen Fragebogen konnten praktikablere Instrumente für die Qualitätssicherung in der Routine der Rehabilitation entwickelt werden. Ermöglicht wurde dies durch statistische Methoden, insbesondere die Faktorenanalyse. Die Verdichtung erfolgte ohne nennenswerten Informationsverlust. Durch die höhere Rücklaufquote verbunden mit der routinemäßigen Erfassung aller Items in einer Datenbank stehen insgesamt relevantere Daten für die klinikinterne Qualitätssicherung und für Forschungszwecke zur Qualitätssicherung der stationären Rehabilitation zur Verfügung.

Abstract

Purpose: A german pension insurance, the LVA Württemberg, adopted an extensive outcome measure for rehabilitation in associated clinics to assure quality. The questionnaire was intended for use by patients and doctors. Entering all answers in a database for analysing internal clinical quality and for research purposes was not feasible due to the number of items. Furthermore few patient-questionnaires returned duly completed. The aim of this study was the development of shorter questionnaires based on the previous ones and to increase the response rate. Materials and methods: The data of 363 in-patients who underwent medical rehabilitation care were analysed retrospectively. In addition to an analysis of the correlations a factor analysis with varimax-rotation was performed. By adapting the questionnaires the medical point of view was also incorporated. Results: Analysis of correlation was unimportant for reducing the items. More important was the factor analysis: 9 factors were found for the patient questionnaire at admission and 7 factors at discharge. In the questionnaire for doctors 2 factors were identified. The statistical results allowed reducing the items. Reduction was guided by medical aspects. Conclusions: Based on extensive questionnaires practical instruments were developed for routinely quality management in rehabilitation by using factor analysis and take medical considerations into account. Reduction was done without important loss in information. All in all the quantity of utilisable data for outcome assessment and quality management is larger by a higher quote of returned questionnaires and by the collection of all items in a database for internal clinical quality control and for research purposes.

Literatur

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  • 9 Muche R, Kaluscha R, Jacobi E. Ist das ärztliche Urteil in der Qualitätssicherung stationärer Rehabilitation bei Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparates durch Routineparameter zu ersetzen? Eine Untersuchung an 12 014 Beobachtungen.  Zeitschr ärztl Fortbild Qual Sich. 2005;  99 51-56

Dr. med. Holger Osthus

Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin

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