Gesundheitswesen 2006; 68(10): 650-652
DOI: 10.1055/s-2006-927175
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Anmerkungen zum geplanten Gesundheitsfondsmodell

Notes on the Planned German Health Fund ModelB.-P Robra1 , T. Mayrhofer1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Publication Date:
10 November 2006 (online)

Zusammenfassung

Ziel dieser Ausarbeitung ist die Bewertung des geplanten Gesundheitsfondsmodells aus wettbewerbspolitischer Sicht. Ausgehend vom derzeitigen Modell des Risikostrukturausgleichs wurde mithilfe modelltheoretischer Überlegungen die Auswirkungen der Einführung eines Fondsmodells auf den Kassenwettbewerb untersucht. Bei optimaler Ausgestaltung des Gesundheitsfonds wird zum einen der ineffiziente Wettbewerb um gute Risiken vermindert, zum anderen der Wettbewerbsdruck auf die Kassen über die Ausweitung der Wechselanreize auf Arbeitslose erhöht. Ohne eine Erweiterung des Vertragswettbewerbes werden sich jedoch nur geringe Einsparpotenziale realisieren lassen. Der Wettbewerb der Krankenkassen wird daher auch unter dem neuen Gesundheitsfonds nur eingeschränkt möglich sein. Es bleibt zudem abzuwarten, inwiefern die Politik eine optimale Ausgestaltung des Gesundheitsfonds durchsetzen kann und ob die Kassen die Reform nicht als Verstaatlichung missverstehen und ihre Verantwortung an die Politik zurückdelegieren.

Abstract

The aim of this paper is to evaluate the planned German health fund model, a special risk adjustment scheme, in terms of competition policy. Starting from the present model of risk adjustment, we have examined the consequences of introducing the fund model on competition in the health insurance market. On the one hand, the risk adjustment fund will, at best, decrease ineffective competition for “good risks”. On the other hand, it will increase the pressure of competition inside the health insurance market by providing new incentives to the unemployed to change their sickness fund. Significant economies, however, can only be realised by increasing the competition for contracts between the health insurance companies and the suppliers of medical services. The new risk adjustment fund then will also offer only a limited potential for competition between individual sickness funds. Besides, it remains to be seen to what extent policy-makers are able to achieve an optimally designed risk adjustment fund and whether the sickness funds themselves do not misinterpret the reform as nationalisation in disguise and consequently delegate their management responsibilities back to the policy-makers.

Literatur

  • 1 BMGS . Eckpunkte zu einer Gesundheitsreform 2006.  2.8.2006;  , http://www.die-gesundheitsreform.de/gesundheitspolitik/pdf/eckpunkte_gesundheitsreform_2006.pdf
  • 2 BMGS . 2.8.2006;  , http://www.bmg.bund.de/cln_040/DE/Home/homepage__node.html__nnn = true
  • 3 Cassel D, Ebsen I, Greß S. et al .Weiterentwicklung des Vertragswettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung, Vorschläge für kurzfristig umsetzbare Reformschritte. Gutachten im Auftrag des AOK-Bundesverbandes Bonn; 2006
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  • 5 Felder S. Anreize zur Risikoselektion? Anmerkungen zum Risikostrukturausgleich in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Schmollers Jahrbuch.  Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. 2000;  120 187-206
  • 6 Sozialgesetzbuch V, § 5 Abs. 1 Nr. 2 und 2a in Verbindung mit § 251 Abs. 4 und Abs. 4a sowie § 246. 

1 Allerdings würde eine Pauschale, die - wie diskutiert wird - nur 4 - 5 Stufen umfasst oder in einem eingeschränkten Bereich von 150 - 170 € liegt, sehr wohl zu größeren Selektionsanreizen als im derzeitigen System führen.

2 Siehe dazu auch Felder (2000).

Prof. Dr. med. Bernt-Peter Robra, MPH

Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Universitätsklinikum

Leipziger Str. 44

39120 Magdeburg

Email: Bernt-Peter.Robra@medizin.uni-magdeburg.de

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