Pneumologie 2004; 58(12): 879
DOI: 10.1055/s-2004-830148
Nachruf
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Zum Tod von Gerhard Forschbach

In Memoriam Gerhard ForschbachH.  Morr1
  • 1Klinik Waldhof, Greifenstein
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Publication Date:
14 December 2004 (online)

Am 17. September 2004, wenige Tage nach Vollendung des 91. Lebensjahrs, verstarb in München Herr Dr. med. Gerhard Forschbach, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, der Norddeutschen Gesellschaft für Pneumologie, der Süddeutschen Gesellschaft für Pneumologie, der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für die Therapie von Lungenkrankheiten und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Aufgewachsen in Breslau tat er es seinem Vater, dem Internisten Professor Joseph Forschbach nach, studierte Medizin an den Universitäten Breslau, München und Kiel, legte 1938 das Staatsexamen ab und promovierte im gleichen Jahr. Für seine 1936 bereits als Medizinstudent publizierte Auseinandersetzung mit der Pathobiografie des französischen Symbolisten Paul Verlaine wurde Gerhard Forschbach mit dem Wissenschaftspreis der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau ausgezeichnet.

Nach dem 2. Weltkrieg und russischer Gefangenschaft begann Gerhard Forschbach 1949 im Tuberkulosekrankenhaus der Hansestadt Hamburg, dem Krankenhaus „Wintermoor”, seine Ausbildung zum Lungenfacharzt bei Klaus Hoffmann. Wintermoor in der flachen Nordheide vor den Toren der Elbestadt wurde für Gerhard Forschbach zum „Zauberberg”: hier lernte er seine Frau, die später so großartige Schauspielerin Edda Seipel kennen, und hier wurde die Tuberkulose mit all ihren Facetten ihm zur Lebensaufgabe. Gerhard Forschbach beschäftigte sich nicht allein mit der klinischen Forschung der Tuberkulose und mit der Umsetzung von sich stürmisch entwickelnden Diagnose- und Therapieschritten in die tägliche Praxis, frühzeitig erkannte er Aufgaben und Verantwortung des Arztes und der Gesellschaft im sozialen Umfeld des Tuberkulosekranken und formulierte Forderungen nach rasch zu beginnender beruflicher und außerberuflicher Rehabilitation. Die Auseinandersetzung mit der Tuberkulose endete für Gerhard Forschbach aber nicht am Krankenbett, im Röntgenraum oder im Labor: die Auseinandersetzung eröffnete ihm zusätzliche Einblicke in die einzigartige schöpferische Kreativität der von dieser Krankheit Betroffenen und verband damit seine eigenen ärztlichen, geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Talente und Neigungen.

1959 wurde Gerhard Forschbach zum Chefarzt der Heilstätte Überruh der LVA Württemberg berufen, 1972 übernahm er die ärztliche Leitung der Fachklinik Wilhelmsheim, 1979 schied er aus dem aktiven Dienst im Krankenhaus aus. Gerhard Forschbach war 1977 Präsident der Süddeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Tuberkulose und gestaltete ihre 3. Wissenschaftliche Tagung in Heilbronn. Gerhard Forschbachs Publikationsverzeichnis ist viele Seiten lang und sämtliche Hand- und Lehrbücher der Tuberkulose in der damaligen Zeit tragen seine unverkennbare Handschrift. Gerhard Forschbach gehörte zu den begehrtesten Referenten bei allen wichtigen Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen und gehörte zu den wichtigsten Ratgebern für jeden kleinen und großen Pneumologen, wenn es mal schwierig wurde. Alte und junge Freunde denken gern an Gerhard Forschbach zurück, die Wissenschaftlichen Gesellschaften werden auf ihr Ehrenmitglied stolz sein dürfen und in den Geschichtsbüchern der Phthisiologie wird uns der Name Forschbach noch lange begegnen.

Prof. Dr. med. Harald Morr

Klinik Waldhof

35753 Greifenstein ·

Email: harald.morr.waldhof@t-online.de

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