Psychiatr Prax 2005; 32(1): 39-41
DOI: 10.1055/s-2003-814842
Kausistik
Kasuistik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Patient, der ein Jahr lang mit dem Leichnam seiner Partnerin in einer Wohnung lebte

A Patient Who for One Year Shared his Apartment with his Dead Ladyfriend's CorpseRainer  Niethammer1 , Elisabeth  Taubert1 , Jörg  Breitmaier1
  • 1Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Krankenhaus Zum Guten Hirten Ludwigshafen
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Publication Date:
04 January 2005 (online)

Zusammenfassung

Ein 58-jähriger arbeitsloser Maler hatte ein Jahr lang mit dem Leichnam seiner Partnerin in einer Wohnung gelebt und mit niemandem über ihren Tod gesprochen. Bei Aufnahme in die Klinik standen die Minderung von Antrieb, Initiative, Interesse, Spontanmotorik und die Verarmung des sprachlichen Ausdrucks im Vordergrund des klinischen Bildes. Der Patient war nicht in der Lage gewesen, sich um seine eigenen vitalen Bedürfnisse wie Essen, Obdach und Schutz vor Kälte zu kümmern, war deshalb verwahrlost und hatte Erfrierungen erlitten. Diagnostisch gingen wir vom Vorliegen einer Schizophrenia simplex aus und behandelten neuroleptisch mit Olanzapin. Im Verlauf besserten sich Affekt und Spontanmotorik; weit gehend unverändert blieben Antriebsminderung, fehlende Initiative und Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Lebenssituation.

Abstract

A 58-year old unemployed painter had for one year shared his apartment with his ladyfriend's corpse and not talked to anyone about her death. When admitted to our hospital, loss of drive, initiative, interest, psychomotor activity and emotional response as well as poverty of speech were the main clinical features. Not having been able to care for his own vital needs such as food, shelter and protection against cold temperature, he was neglected and suffered from frostbites. We diagnosed a schizophrenia simplex and initiated neuroleptic treatment using olanzapine. During the course of treatment there was some improvement regarding affect and psychomotor activity, his loss of drive and initiative and indifference regarding his own situation in life did hardly improve.

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Dr. Jörg Breitmaier

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie · Krankenhaus Zum Guten Hirten

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