NOTARZT 2004; 20(1): 30-31
DOI: 10.1055/s-2003-812606
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Heiße Luft

F.  Martens1
  • 1Charité, Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Frei), Berlin
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Publication Date:
06 February 2004 (online)

Der Fall

In einer warmen Sommernacht wird der Notarzt unter dem Stichwort „schwere Atemnot” in eine größere Laubenkolonie alarmiert. Auf einem Laubengrundstück trifft er nach längerem Fußmarsch schließlich auf eine Gruppe von etwa 30 feiernden Personen. Ein etwa 20-jähriger Mann sitzt in der Laube auf einem Sofa. Er beklagt starke Luftnot, die sich in den letzten beiden Stunden zunehmend entwickelt habe. Auffällig ist seine Tachypnoe und eine mäßige Zyanose; die pulsoxymetrische Sättigung beträgt 85 %. Nach sofortiger Sauerstoffgabe kommt es zu einem Rückgang der Atemnot und einem Anstieg der Sättigung. Auskultatorisch wirkt das Atemgeräusch unauffällig; die Körpertemperatur ist normal, Hinweise auf eine psychogene Atemstörung liegen nicht vor, so dass die Ursache der Atemnot zunächst unklar bleibt. Im Weiteren berichtet der Patient, dass er sich etwa sechs Stunden zuvor als Feuerspeier betätigt habe. Einmal hätte er eine kleine Menge des verwendeten Petroleums eingeatmet, aber nach einem kurzen Hustenanfall sei alles wieder in Ordnung gewesen.

Damit wird durch den Notarzt die Verdachtsdiagnose chemische Pneumonie gestellt und der Patient in ärztlicher Begleitung in die nächste Klinik gebracht.

Im dort angefertigten Röntgenbild des Thorax zeigen sich beidseitige Verschattungen, die als pneumonische Infiltrate beschrieben werden. Therapeutisch beginnen die Kollegen der Intensivstation eine antibiotische Therapie, lassen wiederholt Budesonidspray inhalieren und unterstützen die Atmung des Patienten mittels Masken-CPAP. Unter diesen Therapiemaßnahmen erholt sich der Patient und seine Lungenfunktion normalisiert sich innerhalb von sechs Tagen, so dass er entlassen werden kann.

Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité · Universitätsmedizin Berlin · Campus-Virchow-Klinikum · Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: frank.martens@charite.de

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