PiD - Psychotherapie im Dialog 2003; 4(2): 112-118
DOI: 10.1055/s-2003-39513
Standpunkte
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Aktualität des psychoanalytischen Ansatzes in der Suchtbehandlung

Wolf-Detlef  Rost
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 May 2003 (online)

Abstract

Suchtkrankenbehandlung verlangt in zunehmendem Maße Konzepte für eine differenzierte Diagnostik und Behandlungsindikation; zudem rückt die Komorbidität von Sucht und anderen psychischen wie somatischen Erkrankungen in den Blickpunkt. Damit gewinnen psychoanalytische Konzepte zur Ätiologie der Sucht wieder an Bedeutung. Angesichts der Ubiquität gerade des Alkoholismus ist eine spezifische Grundstörung nicht zu finden. Erkennbar sind jedoch unterschiedliche Schweregrade in der Erkrankung, bedingt durch Fixierungspunkte der Erkrankung in mehr oder minder elementaren Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung. Besonders ist zu unterscheiden, ob dem Suchtmittelabusus primär eine selbstheilende oder eine selbstzerstörerische Funktion zukommt. Hervorgehoben werden die Bereitschaft zum Symptomwechsel und das Leiden gerade in der Abstinenz von der Droge, wenn die bisher abgewehrte Grundstörung durchbricht. Es ergeben sich unterschiedliche therapeutische Implikationen, wobei die Langzeitperspektive der erforderlichen Psychotherapie bei konstantem therapeutischen Bezugsobjekt betont wird.

Literatur

  • 1 Adams W. Psychoanalysis of Drug Dependence. San Francisco, London; 1978
  • 2 Grawe K, Donati R, Bernauer F. Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur Profession. Göttingen; Hogrefe 1994
  • 3 Klein M. Das Seelenleben des Kleinkindes und andere Beiträge zur Psychoanalyse. Reinbek b. Hamburg; Rowohlt 1972
  • 4 Knight R P. The dynamics and treatment of chronic alcohol addiction. Bulletin of the Menninger Clinic 1937 1
  • 5 Menninger K. Selbstzerstörung. Frankfurt; Suhrkamp 1974
  • 6 Mitscherlich A. Krankheit als Konflikt. Studien zur psychosomatischen Medizin I. Frankfurt; Suhrkamp 1966
  • 7 Möhl M. Zur Psychodynamik des Todes in der Trunksucht. Versuch einer tiefenpsychologisch-anthropologischen Deutung. Würzburg; Königshausen & Neumann 1993
  • 8 Radò S. Psychoanalyse der Pharmakothymie. Int. Z.  Psa.. 1934;  20 16-32
  • 9 Rost W-D. Psychoanalyse des Alkoholismus. Theorie, Diagnostik, Behandlung. Stuttgart; Klett Cotta 1987
  • 10 Winnicott D W. Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse. München; Kindler 1976
  • 11 Wurmser L. Die verborgene Dimension. Psychodynamik des Drogenzwangs. Göttingen; Vandenhoeck & Ruprecht 1997

Korrespondenzadresse

Dr. Wolf-Detlef Rost, Dipl.-Psych. 

Am unteren Rain 7

35394 Gießen

    >