Gesundheitswesen 2002; 64(4): 193-198
DOI: 10.1055/s-2002-25202
Laudatio
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille an Prof. Dr. phil. Johannes Siegrist

Occasion of Awarding the Salomon Neumann Medal to Prof. Dr. phil. Johannes SiegristH. Raspe
  • 1Institut für Sozialmedizin des Universitätsklinikums Lübeck
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 April 2002 (online)

Einleitung und persönliche Vorbemerkungen

In diesem Jahr verleiht die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention ihre höchste Auszeichnung an Prof. Johannes Siegrist, den herausragenden Repräsentanten der Medizinsoziologie in unserem Land.

Eine Preisverleihung ist ein komplexer Gabentausch. Heute begegnen sich Medizinsoziologie und Sozialmedizin in einer würdigen und sich wechselseitig ehrenden Weise. Es gab andere Zeiten. Die Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille an den Medizinsoziologen Johannes Siegrist beinhaltet retrospektiv die Anerkennung eines dem jungen Fach zugefügten Unbills. Sie zielt prospektiv auf eine weitere Festigung der in den letzten Jahren gewachsenen guten Beziehung zwischen unseren Fächern und Gesellschaften.

Es ist ein Nebenaspekt, dass sich in dieser Situation erneut zwei Personen und Biografien berühren, die auf eine lange gemeinsame Zeit Anfang der 70er Jahre zurückblicken können. Es war im Wintersemester 1970/71, als Johannes Siegrist und ich uns in Freiburg erstmals begegneten. Ich war zuerst sein etwas atypischer Student (mit medizinischem Staatsexamen und nur zwei Jahre jünger), dann bald seine wissenschaftliche Hilfskraft und schließlich bis 1978 sein wissenschaftlicher Mitarbeiter, zuerst in Freiburg und Ulm, dann in Marburg.

Wir sind uns seither freundschaftlich verbunden und haben in der Marburger Zeit auch an Höhepunkten und Krisen des jeweils anderen Lebens teilgenommen. Diese persönliche Nähe schafft einer Laudatio besondere Bedingungen.

1978 trennten sich die Wege. Johannes Siegrist blieb der hervorragende Repräsentant der deutschen Medizinsoziologie im Spannungsfeld zwischen Biomedizin und Sozialepidemiologie, zuerst in Marburg, dann und bis heute in Düsseldorf. Ich wurde zuerst internistischer Rheumatologe in Hannover und dann Sozialmediziner in Lübeck.

Es gibt ein verborgenes Band zwischen Marburg und Hannover: Der Kliniker Fritz Hartmann, der Träger der Salomon-Neumann-Medaille 1992, war in Hannover mein klinischer Lehrer und Mentor. Er war Jahrzehnte vorher der Erbauer der Baracke der Medizinischen Poliklinik in Marburg. Sie war dort der zweite Standort des Instituts für Medizinische Soziologie, das sie bis zu ihrem Abriss bewohnte.

Literatur

  • 1 Straus R. Medical Sociology: A personal fifty year perspective.  J Health and Social Behav. 1999;  40 103-110
  • 2 Schaefer H, Blohmke M. Herzkrank durch psychosozialen Streß. Heidelberg; Hüthig 1977: 176
  • 3 Schwartz D, Lellouch J. Explanatory and pragmatic attitudes in therapeutical trials.  J chron Dis. 1967;  20 637-648
  • 4 Siegrist J. Die disziplinäre Gestalt der medizinischen Soziologie - ein Beitrag zum Dialog mit der Sozialmedizin.  Gesundheitswesen. 1996;  58 200-204
  • 5 Siegrist J. Lehrbuch der Medizinischen Soziologie. München, Berlin, Wien; Urban & Schwarzenberg 1974
  • 6 Pflanz M. Medizinsoziologie. König R Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 4 Stuttgart; Enke und dtv 1979: 238-344
  • 7 Baier H. Medizinsoziologie in den medizinischen Fakultäten - Isolation oder Integration?.  Ärztliche Allgemeinpraxis. 1974;  12 1107-1108
  • 8 Gerhardt U. Vom Nutzen und Nachteil der Medizinsoziologie. Deppe HU, Gerhardt U, Novak P Medizinische Soziologie, Jahrbuch 2 Frankfurt; Campus 1982: 206-219
  • 9 von Ferber Chr. Hat die Medizinsoziologie eine Chance?.  Soziale Welt. 1989;  40 269-282
  • 10 König R. Probleme der Medizin-Soziologie. König R, Toennesmann M Probleme der Medizinsoziologie KZfSS 1958 3 (Sonderheft): 1-9
  • 11 Siegrist J, Rohde J J. Unveröffentlichtes Manuskript. 1975
  • 12 Jacob W. Aktuelle Entwicklungen der Sozialmedizin.  Therapiewoche. 1974;  24 3046-3056
  • 13 Schaefer H. Stellungnahme zu Institutionalisierung der „Medizinischen Soziologie” beschlossen vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin.  Arbeitsmedizin-Sozialmedizin-Präventivmedizin. 1974;  9 VII
  • 14 Rosenbrock R. Was ist New Public Health?.  Bundesgesundheitsblatt. 2001;  8 753-762
  • 15 Robra B P. Notwendige und wünschenswerte zukünftige Schwerpunkte der Sozialmedizin aus theoretischer Sicht.  Gesundheitswesen. 2001;  63 140-146
  • 16 Lauberau B. Public-Health-Entwicklungen und Potenziale: der Internationale Public-Health-Kongress 1999 in Freiburg i. Br.  Gesundheitswesen. 2000;  62 412-415

Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe

Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum Lübeck

Beckergrube 43-47

23552 Lübeck

Email: heiner.raspe@sozmed.mu-luebeck.de

    >