Geburtshilfe Frauenheilkd 1999; 59(7): 330-334
DOI: 10.1055/s-1999-15370
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwangerschaft bei fokal nodulärer Hyperplasie oder Adenom der Leber

Pregnancy in Patients with Focal Nodular Hyperplasia or Hepatocellular Adenoma of the LiverM. Mössinger1 , K. Fronhoff1 , K. F. Gratz2 , R. Raab1 , A. Weimann1
  • 1Klinik für Abdominal- und Transplantationschirurgie
  • 2Abteilung Nuklearmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication History

Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die fokal noduläre Hyperplasie (FNH) und das seltenere hepatozelluläre Adenom (HCA) sind zwei unterschiedliche Entitäten benigner Lebertumoren mit einer Prädominanz bei Frauen. Konsens besteht, daß die asymptomatische und größenkonstante FNH beobachtet werden kann, während das HCA wegen des Risikos der Ruptur und Entartung operiert werden sollte. Unklarheit herrscht, ob Frauen mit beobachteter FNH ohne erhöhtes Risiko schwanger werden dürfen.

Patienten und Methoden: Bis 1996 überblickten wir 191 Patientinnen mit einer FNH, von denen 10 operiert und 82 beobachtet wurden. Im selben Zeitraum wurden 47 Frauen wegen eines HCA operiert.

Ergebnisse: 11 der 82 beobachteten Patientinnen mit FNH wurden schwanger, drei mehrfach. In keiner Gravidität traten Komplikationen auf. Bei sonographischer Kontrolle nach im Mediän 69,5 Monaten wurde kein Tumorwachstum beobachtet, in zwei Fällen war eine Tumorregression zu verzeichnen. Hingegen waren bei drei der wegen eines HCA operierten Patientinnen während der Schwangerschaft Komplikationen aufgetreten. In zwei Fällen handelte es sich um eine lebensbedrohliche Ruptur. Bei einer dritten Patientin war es post partum zu einer intrahepatischen Blutung gekommen.

Schlußfolgerung: Komplikationen während der Gravidität können bei Frauen mit nichtreseziertem HCA auftreten. Bei eindeutig als FNH diagnostizierten Tumoren wurde kein erhöhtes Risiko gefunden. Somit besteht kein Anlaß, von einer Schwangerschaft abzuraten oder den Tumor vorher zu resezieren. Es erscheint sicher genug, die Tumorgröße regelmäßig sonographisch zu kontrollieren und im Falle eines Größenwachstums während der Schwangerschaft sicherheitshalber eine Entbindung mittels Sectio caesarea in Erwägung zu ziehen.

Titel

Objective: Focal nodular hyperplasia (FNH) and the rare hepatocellular adenoma (HCA) occur predominantly in women. Whereas asymptomatic FNH can be followed expectantly HCA is commonly treated surgically because of the risks of tumor rupture with intraperitoneal hemorrhage and of malignant transformation. It is unclear whether patients with FNH are at increased risk of complications during pregnancy.

Methods: Between 1980 and 1996 we treated 191 women with FNH. 109 were operated and 82 were followed expectantly. During the same time period, 47 women underwent surgery for HCA. Pregnancies were reviewed.

Results: 11 of the patients with FNH had a total of 14 pregnancies. All 14 pregnancies were uneventful. There were 9 spontaneous vaginal deliveries, 4 cesarean sections, and 1 vaginal forceps delivery. The mean postpregnancy follow-up was 69.5 months. There was no significant progression of FNH and 2 patients showed tumor regression. In contrast, 3 of the HCAs were diagnosed during the evaluation of complicated pregnancies. Two patients had rupture of an HCA during pregnancy with ensuing intraperitoneal hemorrhage and fetal death. The third patient developed intrahepatic hemorrhage from a liver tumor after uneventful cesarean section.

Conclusion: Specific complications during pregnancy are uncommon in patients with FNH. These patients should be monitored with ultrasonography; cesarean delivery can be considered in the event of tumor growth. In contrast, in patients with HCA the risk of rupture seems to be increased during pregnancy.

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