Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(11/12): 787-792
DOI: 10.1055/s-0043-124906
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betablocker im septischen Schock

Beta-blockers in Septic Shock
Christopher Uhlig
,
Peter Markus Spieth
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Publication Date:
20 November 2018 (online)

Zusammenfassung

Die Therapie von Patienten im septischen Schock birgt große Herausforderungen. Die adrenerg vermittelte Stressantwort im Körper ist komplex reguliert – ob Betablocker die Hämodynamik in der Sepsis verbessern können, ist noch offen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Pharmakologie des betaadrenergen Systems, die pathophysiologische Rationale und die aktuelle Literatur zum Betablocker-Einsatz in der Sepsis und im septischen Schock.

Abstract

The therapy of patients suffering from sepsis and septic shock is one of the greatest challenges in critical care medicine. In the initial phase of septic shock patients often present with hyperdynamic circulatory conditions with elevated cardiac index, tachycardia and progressive hemodynamic instability. The type of tachycardia differs from atrial fibrillation or flatter to sinus tachycardia. The latter might be persistent even in case of adequate volume therapy according to the surviving sepsis campaign recommendations and may represent an independent pathology due to adrenergic overstimulation. Despite predominantly β2-mediated immunomodulatory effects the administration of a selective β1-adrenergic blocker may be beneficial in some cases. On the other hand, incautious administration of beta-blockers especially in case of insufficient volume replacement may result in direct negative inotropic effects rapidly aggravating hypotension and shock. This review focused on pharmacology of the β-adrenergic system, the pathophysiological rationale and current literature on clinical practice of the use of beta-blockers in sepsis and septic shock.

Kernaussagen
  • Betarezeptoren befinden sich in vielen Organen, werden aber auch von Zellen des Immunsystems exprimiert. Die adrenerg vermittelte Stressantwort im Körper ist komplex reguliert.

  • Am Herzen führt eine sympathische Stimulation zu positiv chronotropen, inotropen, dromotropen, bathmotropen und lusitropen Effekten.

  • Im septischen Schock kann es zu einer über die physiologische Stressantwort hinausgehenden katecholaminergen Überstimulation kommen. Hyperdyname Kreislaufverhältnisse mit Tachykardie, hohem Herzindex und progredienter Hypotension sind die Folge.

  • Eine Tachykardie im septischen Schock ist meist Ausdruck eines intravasalen Volumenmangels. Diese „Bedarfstachykardie“ sollte nicht durch eine Betablockade kupiert werden, da dadurch schwerwiegende Blutdruckabfälle induziert werden können.

  • Vor Beginn einer Betablocker-Therapie sollte daher explizit auf einen ausgeglichenen Volumenstatus geachtet werden.

  • Persistieren ein hoher Herzindex und eine Tachykardie trotz adäquater Volumensubstitution, kann im Einzelfall eine neue Therapie mit einem kardioselektiven Betablocker unter strengem hämodynamischem Monitoring erwogen werden.

  • Insgesamt existiert für den Einsatz von kardioselektiven Betablockern eine pathophysiologische Rationale bei bisher noch unzureichender klinischer Evidenz.