Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(01): 32-33
DOI: 10.1055/s-0036-1580103
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Referat – Mortalität im Zusammenhang mit patientenspezifischen Faktoren

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Publication Date:
02 March 2016 (online)

Hintergrund: Während der vergangenen 2 Jahrzehnte kam es weltweit zu einer Ausbreitung von Diabetes. Es wird erwartet, dass im Jahr 2030 mehr als 500 Mio. Erwachsene betroffen sind. Eine Studie aus Schweden hat nun die Übersterblichkeit unter Patienten mit Typ-2-Diabetes im Zusammenhang mit der glykämischen Kontrolle, renalen Komplikationen sowie dem Alter der Patienten untersucht.

Methoden: In die Studie eingeschlossen waren Patienten, die ab dem 1. Januar 1998 im „Swedish National Diabetes Register“ erfasst waren. Für jeden Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip 5 Kontrollen aus der Normalbevölkerung ausgewählt, gematched nach Alter, Geschlecht und Bezirk. Die Nachbeobachtung erfolgte mithilfe des „Swedish Registry for Cause-Specific Mortality“ bis zum 31. Dezember 2011.

Ergebnisse: 77 117 von 435 369 Diabetikern (17,7 %) gegenüber 306 097 von 2 117 483 Kontrollpersonen (14,5 %) starben (adjustierte Hazard Ratio [HR] 1,15). Die Raten von kardiovaskulär bedingtem Tod betrugen jeweils 7,9 vs. 6,1 % (adjustierte HR 1,14). Das Risiko für Tod aufgrund jedweder Ursache und kardiovaskulär bedingtem Tod nahm mit einer schlechten glykämischen Kontrolle und einer erhöhten Schwere von renalen Komplikationen zu.

Auch ein geringeres Alter der Patienten war mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert. Im Fall von unter 55-jährigen Patienten mit einem durchschnittlichen Level von glykosyliertem Hämoglobin von 6,9 % oder darunter war das Sterberisiko aufgrund jedweder Ursache im Vergleich zu den Kontrollen etwa doppelt so hoch (HR 1,92). Demgegenüber hatten Patienten über 75 Jahre ein geringeres Risiko zu sterben als die Kontrollpersonen (HR 0,95). Patienten mit Normoalbuminurie unter 55 Jahren mit einem Level von glykosyliertem Hämoglobin ≤ 6,9 % wiesen verglichen mit den Kontrollen eine HR für Tod von 1,60 auf. Die korrespondierende HR für Patienten über 75 Jahre belief sich auf 0,76. Ein Patientenalter zwischen 65 und 75 Jahren ging mit einem signifikant verringerten Mortalitätsrisiko einher (HR 0,87).

Folgerung: Im Rahmen der Studie zeigte sich, dass die Mortalität unter Patienten mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu der Normalbevölkerung stark variiert. Die Übersterblichkeit der Diabetiker war substanziell höher bei einer schlechteren glykämischen Kontrolle, schweren renalen Komplikationen und einem geringeren Patientenalter.

Dr. Frank Lichert, Weilburg