Laryngorhinootologie 2015; 94(03): 200
DOI: 10.1055/s-0034-1369664
Fragen für die Facharztprüfung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fragen für die Facharztprüfung

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Publication Date:
11 March 2015 (online)

Frage: Sprechen Sie über die Indikationen und Kontraindikationen zur allergenspezifische Immuntherapie

Antwort: Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist eine kausale immunmodulierende Therapie. Durch die Gabe von Allergenextrakten werden spezifische blockierende Antikörper, toleranzinduzierende Zellen und Botenstoffe aktiviert. Dadurch wird eine weitere Verstärkung der durch Allergene ausgelösten Immunantwort verhindert. Die spezifische Immunantwort wird blockiert und damit die Entzündungsreaktion im Gewebe gedämpft.

Die Allergenextrakte können dabei subcutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) appliziert werden. Zur SCIT werden Allergene als wässrige oder physikalisch gekoppelte Extrakte als Semidepotprodukte eingesetzt. Die Allergenextrakte zur SLIT werden als wässrige Lösungen oder Tabletten angewandt.

Die Indikation zur SIT besteht beim Nachwies einer IgE-vermittelten Sensibilisierung und eindeutigem Zusammenhang mit der klinischer Symptomatik. Für diese nachgewiesene Sensibilisierung muss ein standardisierter bzw. qualitativ hochwertiger Allergenextrakt vorhanden sein und der Wirksamkeitsnachweis der geplanten SIT für die jeweilige Indikation und Altersgruppe in Studien belegt sein. Die Wirksamkeit der SCIT ist bei der allergischen Rhinokonjunktivitis bei Pollenallergie sowie Hausstaubmilben im Erwachsenen- und Kindesalter durch Studien sehr gut belegt. Bei Schimmelpilzallergie liegen unabhängig vom Alter nur wenige kontrollierte Studien vor. Bei Asthma bronchiale (bis geringgradig persistierend) ist die SCIT als Therapieoption neben Allergenkarenz und Pharmakotherapie empfehlenswert, sofern ein eindeutiger kausaler Zusammenhang zwischen respiratorischen Symptomen und entsprechendem Allergen besteht.

Die Wirksamkeit der SLIT ist bei der allergischen Rhinokonjunktivitis durch eine Gräserpollenallergie bei Erwachsenen und Kindern sehr gut und bei Baumpollenallergie und Hausstaubmilbenallergie bei Erwachsenen gut belegt.

Im Vergleich zur allergischen Rhinokonjunktivitis finden sich nur begrenzt Studien zur Wirksamkeit der SLIT bei allergischem Asthma. Dabei zeigen neuere Studien eine Wirksamkeit auf die Asthmasymptome in der Subgruppe gräserpollenallergischer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener mit Asthma und eine Wirksamkeit der SLIT bei primär hausstaubmilbenallergischem Asthma bei Jugendlichen ab einem Alter von 14 Jahren und bei Erwachsenen.

Aus Gründen der Reduktion von Neusensibilisierungen und Verminderung des Asthmarisikos sollte der Therapiebeginn frühzeitig (im Kindes- und Jugendalter) erfolgen.

Kontraindikationen sind ein teil- oder unkontrolliertes Asthma, Behandlung mit Betablockern, schwere Autoimmundefekte, Immunsuppression, maligne neoplastische Erkrankungen mit aktuellem Krankheitswert, schwerwiegende Reaktionen bei früheren SIT, Schwangerschaft und Stillzeit sowie unzureichende Compliance. Zusätzliche Kontraindikation bei der SLIT sind schwere entzündliche Veränderungen der Mundschleimhaut.