Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(5): 257
DOI: 10.1055/s-0032-1318995
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bariatrische Chirurgie bei adipösen Diabetikern – Medikamente vs. Magenbypass oder biliopankreatische Diversion

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Publication Date:
09 November 2012 (online)

Bei Patienten, die nicht nur an Typ-2-Diabetes, sondern auch an Adipositas leiden, ist eine glykämische Kontrolle mit medikamentöser Therapie besonders schlecht zu erreichen, da die meisten oralen Antidiabetika sowie Insulin eine Gewichtszunahme fördern können. Das beeinträchtigt die metabolische Kontrolle zusätzlich. Eine alternative Option sollen bariatrische Eingriffe bieten. G. Mingrone et al. verglichen die Effektivität zweier bariatrischer Verfahren mit der einer optimierten medikamentösen Therapie.

N Engl J Med 2012; 366: 1577–1585

Zwischen April 2009 und Oktober 2011 evaluierte die Arbeitsgruppe 72 Patienten in einem römischen Krankenhaus. 60 von ihnen erfüllten die Einschlusskriterien: Sie waren 30–60 Jahre alt, seit mindestens 5 Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt (HbA1c ≥ 7%) und hatten einen BMI von ≥ 35. Bei Patienten in der Kontrollgruppe wurde die medikamentöse Therapie optimiert und Ernährung und Lebensstil wurden modifiziert. Bei den Patienten in den beiden anderen Gruppen wurde entweder ein Roux-en-Y-Magenbypass angelegt oder eine biliopankreatische Diversion vorgenommen. Primäres Beobachtungsziel war die Diabetesremissionsrate in den drei Gruppen.

Von 60 Studienteilnehmern beendeten 56 (93%) das 2-jährige Follow-up. Alle chirurgisch therapierten Patienten setzten innerhalb von 15 Tagen postoperativ die oralen Antidiabetika und Insulin ab, maßgeblich war dabei das tägliche 7-Punkt-Glukoseprofil (präprandial, postprandial und vor der Nachtruhe). Nach 2 Jahren war bei 15/20 Patienten mit Magenbypass (75%) eine Remission des Diabetes eingetreten sowie bei 19/20 mit biliopankreatischer Diversion (95%), jedoch bei keinem der pharmakologisch behandelten Patienten. Die HbA1c-Konzentration hatte sich bei Patienten mit Magenbypass nach 10 Monaten normalisiert (6,35 ± 1,42%) und bei jenen mit biliopankreatischer Diversion nach 4 Monaten (4,95 ± 0,49%). Bei pharmakologisch Therapierten sank der Wert vom anfänglichen Durchschnittswert (8,65 ± 1,45%) nur auf 7,69 ± 0,57%. Von ihrem Ausgangsgewicht verloren Kontrollpatienten knapp 5%, jene mit Magenbypass bzw. biliopankreatischer Diversion 33 bzw. 34%. Alter, Geschlecht, BMI zu Studienbeginn, Diabetesdauer und Gewichtsveränderungen waren keine unabhängigen Prädiktoren für eine Diabetesremission.

In beiden chirurgisch behandelten Gruppen musste je ein Patient reoperiert, bei zwei pharmakologisch Behandelten die Medikation umgestellt werden.

Fazit

Bei schwer adipösen Patienten mit Typ-2-Diabetes führten Magenbypass und biliopankreatische Diversion zwei Jahre nach der Operation wesentlich effektiver zur glykämischen Kontrolle als eine optimierte medikamentöse Diabetestherapie, folgern die Autoren. Präoperativer BMI und Gewichtsverlust beeinflussten diesen Zusammenhang nicht. Ob dieser mittelfristige Erfolg auch langfristig erhalten bleibt, sei in weiteren größeren Studien zu klären.

Ines Schulz-Hanke, Untermeitingen