Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(5): 251
DOI: 10.1055/s-0032-1318988
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Referat – Supplementierung mit L. casei Shirota: Einfluss auf respiratorische Gesundheit und Effektivität der Grippeimpfung bei Senioren

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Publication Date:
09 November 2012 (online)

Hintergrund: Der probiotische Stamm Lactobacillus casei Shirota soll immunmodulatorisch wirken und die Infektanfälligkeit senken. Die wissenschaftliche Beweislage hierfür ist allerdings widersprüchlich. K. van Puyenbroeck untersuchten an älteren Heimbewohnern, ob der regelmäßige Konsum von L. casei Shirota-Kulturen die Anfälligkeit für Infektionen des Respirationstrakts reduziert und gleichzeitig den Erfolg einer Influenzavakzine steigert.

van Puyenbroeck et al. Am J Clin Nutr 2012; 95: 1165–1171

Methoden: Zwischen Oktober 2007 und April 2008 gewannen die belgischen Forscher für ihre randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie 737 ältere Heimbewohner aus 53 Wohnanlagen. Die Teilnehmer waren ≥ 65 Jahre alt und tranken in der Studiengruppe (n = 375) an 176 Tagen täglich zweimal 65 ml eines fermentierten Milchgetränks, das 6,5 × 109 lebensfähige Keime (L. casei Shirota, LcS) enthielt. Teilnehmer in der Kontrollgruppe (n = 362) erhielten ein bakterienfreies Placebomilchgetränk. Teilnehmer und Pflegepersonal wurden gebeten, den Verzehr des Getränks und etwaige Symptome eines respiratorischen Infekts (wie laufende Nase, Halsschmerzen, Fieber, Husten) in einem Tagebuch aufzuzeichnen. 21 Tage nach Studienbeginn erfolgte die Influenzaimpfung mit einer trivalenten Vakzine. Aus Blutproben (Tag 0, 50 und 176) wurden der Anti-Influenza Antikörpertiter, der Umfang der humoralen Immunantwort sowie die Rate der Serokonversion und Seroprotektion bestimmt.

Ergebnisse: Weder in der univariaten noch in der multivariaten Analyse unterschied sich die Zahl der Tage signifikant, an denen Studien- bzw. Kontrollteilnehmer Symptome eines respiratorischen Infekts aufwiesen. Im gemischten linearen Regressionsmodell ergab sich keine Differenz für die Wahrscheinlichkeit, mindestens ein Symptom eines respiratorischen Infekts zu entwickeln (Odds RatioProbiotika 0,87). Allerdings zeichnete sich ein nicht signifikanter abnehmender Trend ab, denn die OR sank von 0,89 im ersten Monat auf 0,74 im fünften.

Die probiotisch versorgte Gruppe unterschied sich weder hinsichtlich der Antikörpertiter vor und nach der Vakzination von der Kontrollgruppe, noch hinsichtlich der Serokonversions- oder Seroprotektionsraten.

Folgerungen: Der tägliche Konsum eines fermentierten Milchgetränks mit L.-casei-Shirota-Kulturen über sechs Monate zeigte in einer Kohorte aus älteren Heimbewohnern keinen signifikanten protektiven Effekt gegen respiratorische Infektionen und steigerte nicht die Immunantwort auf eine trivalente Influenzaimpfung.

Ines Schulz-Hanke, Untermeitingen