Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(02): 74
DOI: 10.1055/s-0032-1304947
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Praktische Ernährungsmedizin im klinischen Alltag

Clinical Nutrition in Daily Practice
Chr. Löser
Medizinische Klinik, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel
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Publication Date:
11 April 2012 (online)

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Prof. Dr. med. Christian Löser

Liebe Leserinnen, liebe Leser unserer Zeitschrift,

ein Schwerpunkt der neuen Herausgeber der Aktuellen Ernährungsmedizin war die gezielte, auf die Praxis bezogene Präsentation moderner ernährungsmedizinischer Erkenntnisse für konkret ratsuchende Kollegen aus dem Bereich der Klinik und der niedergelassenen Praxis. Hierfür wurde die regelmäßige Rubrik „CME-Beiträge“ neu eingeführt, in der ernährungsmedizinisch relevante Schwerpunktthemen von auf dem jeweiligen Gebiet renommierten Experten übersichtlich dargestellt und unter rein praxisorientierten Gesichtspunkten und vor dem Hintergrund der gültigen klinischen Leitlinien mit konkreten Handlungsanweisungen versehen werden.

Das außerordentlich große und positive Echo auf diesen klinisch/praktischen Schwerpunkt der AEM hat uns selbst überrascht und ist zusätzlicher Ansporn, diese Rubrik konsequent weiterzuentwickeln. Ernährungsmedizinische Themen aus dem klinischen Alltag machen unsere Zeitschrift auch für eine breitere Leserschaft, die praxisbezogen ernährungsmedizinischen Rat sucht, interessant.

Aber es gibt auch andere Hintergründe: Die moderne Ernährungsmedizin hat dermaßen viele Paradigmenwechsel vollzogen, dass viele, über Jahre tradierte und so plausibel erscheinende Empfehlungen aus heutiger Sicht nicht nur nicht richtig, sondern sogar falsch und damit für den Patienten schädlich waren. Dies gilt es zu thematisieren. Als Beispiel seien hier die total parenterale Ernährung bei akuter Pankreatitis, die Proteinrestriktion bei schweren Lebererkrankungen, die strukturelle und funktionelle Vernachlässigung des Darms im perioperativen Bereich oder bei Intensivpatienten durch verzögerte enterale Belastung oder das Propagieren spezifischer Organdiäten genannt. Vor diesem Hintergrund werden wir uns weiter konsequent bemühen, mit wissenschaftlich überholten Vorstellungen „aufzuräumen“, moderne ernährungsmedizinische Erkenntnisse für den interessierten Leser plausibel zu machen und auf der Basis moderner klinisch-wissenschaftlicher Studien für den praktisch Ratsuchenden konkrete ernährungsmedizinische Behandlungsempfehlungen zu geben.

So beschäftigt sich der CME-Beitrag von Jann Arends aus unserer aktuellen Ausgabe mit der modernen ernährungsmedizinischen Betreuung von Tumorpatienten. Vor dem komplexen Hintergrund der nach unserem aktuellen Wissen bei Tumorpatienten zugrunde liegenden pathophysiologischen Veränderungen werden die modernen ernährungsmedizinischen Interventionsoptionen zur Behandlung der tumorbedingten Unter-/Mangelernährung ausführlich dargestellt. In einem weiteren Beitrag der Rubrik „Students‘ Corner“ stellt Stephan Bischoff das praktisch relevante Thema der Flüssigkeitsversorgung von Senioren dar, indem er die hierzu vorliegende komplexe Literatur kritisch zusammenfasst und die daraus folgenden Versorgungs- und Behandlungsempfehlungen plausibel ableitet. Eine weitere Übersichtsarbeit von Silvia Kurmann beschäftigt sich mit alltäglichen praktischen Problemen bei der Umsetzung des von den Fachgesellschaften empfohlenen Mangelernährungsscreenings. Die von den Autoren vorgelegte systematische Literaturrecherche beleuchtet die vielschichtigen, meist organisatorischen Probleme bei der praktischen Umsetzung dieses interdisziplinären Themas.

Ich hoffe, dass diese Themen Ihr Interesse geweckt haben und wünsche Ihnen eine erbauliche Lektüre.

Christian Löser

Co-Editor