Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(S 02): S74
DOI: 10.1055/s-0032-1301862
29. Sitzung des Gesundheitsforschungsrates am 8. Dezember 2011 GFR – Empfehlung
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Empfehlung

Forschung in den Gesundheitsfachberufen - Potenziale für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung in Deutschland
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Publication Date:
06 June 2012 (online)

Der Gesundheitsforschungsrat dankt der Arbeitsgruppe für ihr Konzeptpapier „Forschung in den Gesundheitsfachberufen – Potenziale für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung in Deutschland“.

Im Konzeptpapier wird der Forschungsbedarf, der sich auf die Bewältigung übergreifender gesundheitlicher Herausforderungen richtet, überzeugend dargestellt und für die einzelnen Gesundheitsfachberufe exemplarisch vorgestellt. Das Papier bietet Anregungen und Vorschläge, wie die Wissenschaftsentwicklung der einzelnen Disziplinen insbesondere in Ausrichtung auf eine verbesserte Gesundheitsversorgung befördert werden kann. Das Konzeptpapier beschreibt auch die bestehenden, noch unzureichenden Bedingungen für eine Forschungsentwicklung in den Gesundheitsfachberufen an den Hochschulen. Hier fehlt es insbesondere noch an ausreichenden Angeboten an Masterstudiengängen in den meisten Disziplinen, an Strukturen und Personal für den Aufbau und den Erhalt einer leistungsfähigen Forschung sowie an stabilen Pfaden für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung in Form von Promotions- und Postdoc-Phasen.

Der Gesundheitsforschungsrat begrüßt den Auf- und Ausbau von Forschung in den Gesundheitsfachberufen

  • als einen notwendigen Schritt zur wissenschaftlichen Fundierung und Weiterentwicklung der Handlungspraxis in den ausgewählten Therapie- und Pflegeberufen

  • sowie zur Angleichung an internationale Standards, die in den meisten Industrieländern gelten, in denen schon eine weit fortgeschrittene Etablierung der Gesundheitsfachberufe als wissenschaftliche Fächer besteht.

Die Entwicklung zu wissenschaftlichen Disziplinen mit einer leistungsfähigen und gesundheitsrelevanten Forschung können nur die Gesundheitsfachberufe in Deutschland selbst leisten. Sie müssen aber auf diesem Weg vielfältig unterstützt werden:

  • Die Träger der Fachhochschulen und deren Hochschulleitungen sind aufgerufen, strukturelle und finanzielle Mindestvoraussetzungen zu schaffen, um eine essenzielle Beteiligung von Fachhochschulen an der Forschung in Gegenstandsfeldern der Gesundheitsfachberufe auf den Weg zu bringen.

  • Die Universitäten und hier insbesondere die Medizinischen Fakultäten sind aufgerufen, mehr universitäre Standorte für Masterstudiengänge, für Promotionsmöglichkeiten und für eine kontinuierlich leistungsfähige Forschung in den Gesundheitsfachberufen zu schaffen. Das ist sowohl eine wichtige Voraussetzung, um stabile Pfade für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung zu schaffen, als auch eine notwendige Bedingung, um in der Forschung den Zusammenhang zu den im universitären Bereich vertretenen Bezugdisziplinen zu gewährleisten. Gerade viele medizinische Fächer sind wichtige Bezugsdisziplinen für die Gesundheitsfachberufe.

  • Die Forschungsförderer sind unverzichtbare Wegbegleiter für die wissenschaftliche Entwicklung der Fächer. Hier sind Initiativen zur Strukturbildung und zur Etablierung von Kooperationen zwischen Hochschulen und namentlich zwischen Fachhochschulen und Universitäten in Forschung und Ausbildung – wie sie in Ansätzen schon bestehen – wünschenswert. Die Forschungsförderung sollte auf die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses besonderes Augenmerk legen.

  • Die Sozialversicherungsträger sollten in ihrer Verantwortung für eine bedarfs- gerechte Versorgung die entstehenden Forschungsmöglichkeiten in den Ge-sundheitsfachberufen erkennen, sich im Sinne ihres Versorgungsauftrags an Erörterungen zur Ausrichtung der Forschung in den Gesundheitsfachberufen beteiligen und gezielt auch Forschungsbeiträge zu praxisorientierten Themen der Versorgung anregen und fördern.

  • Der Prozess zur weiteren Entfaltung der Forschung in den Gesundheitsfachberufen setzt eine Verständigung über die strategische und zeitliche Zielsetzung, inhaltliche Prioritäten, methodische und ethische Standards und mögliche Vorgehensschritte voraus. Aufgrund vieler inhaltlicher Überlappungen und gemeinsamer struktureller Herausforderungen begrüßt der GFR eine gemeinsame Herangehensweise der Gesundheitsfachberufe. Die Fortführung des Diskurses zwischen den Gesundheitsfachberufen wird als notwendig angesehen.

http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/empfehlungen.php