Rehabilitation (Stuttg) 2012; 51(01): 58-59
DOI: 10.1055/s-0031-1299733
Bericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fachtagung Patientenschulung am 21. und 22. Oktober 2011 in Erkner

Expert Meeting on Patient Education Oct. 21 to 22, 2011 in Erkner
U. Worringen
1   Deutsche Rentenversicherung Bund
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Publication Date:
06 February 2012 (online)

Die Dissemination von Forschungsergebnissen in die Versorgungspraxis stellt für alle Kosten- und Leistungsträger eine große Herausforderung dar. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Bund hat zu diesem Zwecke vom 21. bis 22. Oktober 2011 Vertreter und Vertreterinnen aus Rehabilitationseinrichtungen zu einer Fachtagung im Bildungszentrum Erkner eingeladen. Im Mittelpunkt der Tagung stand das Thema Patientenschulung.

Patientenschulungen haben sich als vielfältige und wirksame Behandlungselemente in der medizinischen Rehabilitation erwiesen. In den letzten 12 Jahren wurden in den Rehabilitationswissenschaften zahlreiche Schulungsprogramme entwickelt und evaluiert. Mit dem Ziel der Umsetzung dieser Forschungsergebnisse in die rehabilitative Praxis förderte die Deutsche Rentenversicherung Bund den Aufbau des Zentrums Patientenschulung an der Universität Würzburg. Das Zentrum bietet umfassende Informationen und Fortbildungen zum Thema Patientenschulung.

Auf der zweitägigen Fachtagung stellte Frau Gross, Leiterin der Abteilung Rehabilitation der DRV Bund, die qualitativen Anforderungen an Patientenschulungen durch die Deutsche Rentenversicherung Bund dar. Daten der Visitatoren der DRV Bund weisen auf eine grundsätzlich gute Durchführungspraxis in den federgeführten Rehabilitationseinrichtungen hin. Optimierungsbedarf wird insbesondere in Bezug auf die Fortbildung und Zusammenarbeit des Schulungsteams und die interne Qualitätssicherung von Patientenschulungen gesehen. Frau Gross informierte darüber hinaus über die Unterstützungsleistungen der DRV Bund. Allen Rehabilitationseinrichtungen werden evaluierte und manualisierte Schulungsprogramme zur Verfügung gestellt. Es gibt vielfältige Angebote zur Mitarbeiterfortbildung. Zudem werden regelmäßig klinikvergleichende Qualitätsangaben zur Patientenschulung mitgeteilt und vielfältige Beratungsangebote gewährleistet.

Frau Dr. Korsukéwitz, Leiterin des Geschäftsbereichs Sozialmedizin und Rehabilitation der DRV Bund, betonte in ihrem Vortrag die wissenschaftlich belegte Wirksamkeit von Patientenschulungen. Die Instrumente der externen Qualitätssicherung dokumentieren die einrichtungsbezogene Qualität der Patientenschulung. In Bezug auf die Durchführung von standardisierten Patientenschulungen bilden sich Einrichtungsunterschiede ab, die eine unterschiedliche Güte der Patientenversorgung nahe legen und entsprechende Verbesserungspotentiale aufzeigen.

Prof. Faller, Universität Würzburg, und Mitarbeiter des Zentrums Patientenschulung präsentierten Qualitätskriterien, Evaluationsergebnisse und die Serviceangebote des Zentrums.

Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung von standardisierten Patientenschulungen berichteten im Plenum Frau Dr. Ehlebracht-König, Ärztliche Direktorin des Reha-Zentrums Bad Eilsen, und Frau Dr. Becker, Geschäftsführerin der Becker Klinikgruppe. Die Umsetzung von standardisierten manualisierten Patientenschulungen in Kleingruppen erfordert einen hohen Organisationsaufwand, Fortbildung der Mitarbeiter, räumliche und personelle Ressourcen und häufig auch externe Unterstützung in Form von pädagogischer Expertise und Manualisierung von Schulungsprogrammen. Bei einer großen Anzahl von Indikationen und Schulungsangeboten stoßen die Rehabilitationseinrichtungen an die Grenzen der Machbarkeit.

Frau Prof. Heckhausen, die regelmäßig Train-the-Trainer-Seminare für Rehabilitationseinrichtungen anbietet, demonstrierte den zentralen Stellenwert professioneller Gesprächsführung durch Rollenspiele mit dem Plenum. Sie begeisterte damit die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für das sonst selten geliebte Thema der Didaktik in der Patientenschulung.

Roland Küffner, Mitarbeiter im Zentrum Patientenschulung, erläuterte in seinem Vortrag Sinn und Zweck der Manualisierung von Patientenschulungen.

Mit einer Podiumsdiskussion schloss die Plenarveranstaltung am ersten Tag. Referenten und Teilnehmer diskutierten Möglichkeiten der Umsetzung der Qualitätsanforderungen. Als Umsetzungsproblem bei Indikationen mit großen Patientenzahlen wurde wiederholt die Durchführung von Patientenschulung in Kleingruppen benannt. Alternativ zu diesem Vorgehen ist die Durchführung eines indikationsübergreifenden Schulungsprogramms zur Förderung des Selbstmanagements der Rehabilitanden in Kleingruppen denkbar, welches begleitet wird von indikationsbezogenen Modulen in Großgruppen. Die erweiterte Mitwirkung der Rehabilitanden und Rehabilitanden an der Schulung wurde als Zukunftsperspektive aufgezeigt.

Kliniker und Wissenschaftler bereiteten am zweiten Tagungstag in fünf indikationsbezogenen Workshops zahlreiche Schulungsprogramme auf. Die evaluierten Manuale des Gesundheitstrainingsprogramms der DRV Bund, Schulungskonzepte von Fachgesellschaften und Leitlinien wurden vorgestellt. In einem indikationsübergreifenden Workshop wurden Hilfen zur Manualerstellung und Durchführungspraxis erarbeitet.

Die Tagung war sowohl von hoher fachlichen Kompetenz als auch großer Praxisnähe geprägt. Sie stieß insgesamt auf großes Interesse unter den Rehabilitationseinrichtungen, deren Vertreter insbesondere die praxisnahen Beiträge und Diskussionen schätzten.

Alle Beiträge und der Tagungsband sind auf der Website des Zentrums Patientenschulung www.zentrum-patientenschulung.de herunterzuladen.