Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(1): 11-16
DOI: 10.1055/s-0030-1270433
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trägerübergreifende Bedarfsfeststellung – mögliche Ansätze und Perspektiven

Needs Assessment across Social Insurance Agencies – Potential Approaches and ProspectsL. Beck1 , B. Giraud1 , B. Petri1
  • 1Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V., Frankfurt am Main
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Publication Date:
14 February 2011 (online)

Zusammenfassung

Um Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, werden von den Rehabilitationsträgern Leistungen zur Teilhabe erbracht. Um diese zielgerichtet zu initiieren und individuell durchzuführen, ist es notwendig, potenziellen Bedarf frühzeitig trägerübergreifend zu erkennen bzw. festzustellen. Dieser Anspruch wird insbesondere durch die UN-Behindertenrechtskonvention weiter verstärkt. Der Beitrag stellt rechtliche Hintergründe und praktische Rahmenbedingungen für die bestehende Prüfpflicht dar und verweist auf Beispiele für vorliegende Verfahren zur Bedarfserfassung, die in der Regel noch zu leistungsspezifisch ausgerichtet sind. Hier besteht Handlungsbedarf, um gesetzliche Forderungen in Bezug auf trägerübergreifende Bedarfsfeststellung umzusetzen und bereits bestehende Ansätze weiterzuentwickeln.

Abstract

To enable self-determination and participation equal with others for persons with disabilities, the social insurance agencies involved in rehabilitation provide benefits for rehabilitation and participation. In order to initiate and perform those benefits individually and purposively, it is necessary to detect and assess a potential need early across social insurance agencies. This requirement was strengthened by the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities. The article outlines the legal background and practical framework conditions for the present assessment duty and refers to examples of existing methods for needs assessment, which in general are still too much aligned to specific benefits. In light of these circumstances, a need for action exists in order to implement legal demands relative to needs assessments across social insurance agencies and to advance approaches already in place.

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1 Die Formulierung in Art. 26 UN-BRK geht damit über § 1 Satz 1 SGB IX hinaus.

Korrespondenzadresse

Dr. LarissaBeck 

Bundesarbeitsgemeinschaft für

Rehabilitation e. V. (BAR)

Solmsstraße 18

60486 Frankfurt am Main

Email: Larissa.Beck@BAR-Frankfurt.de

Email: www.bar-frankfurt.de

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