Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(5): 212
DOI: 10.1055/s-0030-1265766
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Palliativversorgung – Wie gut gelingt die klinische Umsetzung?

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Publication Date:
03 September 2010 (online)

 

Die amerikanische Gesellschaft für Klinische Onkologie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 die Palliativbetreuung vollständig als Routinebestandteil der Versorgung von Tumorpatienten zu implementieren. Der gegenwärtige Stand weist nach der Untersuchung von D. Hui et al. erhebliche Mängel auf. JAMA 2010; 303: 1054-1061

In einer Liste von 1482 Kliniken, in denen 70 % aller amerikanischen Tumorpatienten versorgt werden, waren 71 nationale Tumorinstitute (National Cancer Institutes, NCI), die wegen besonderer wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Forschung, Diagnostik, Prävention und Therapie und nicht wegen einer anderen oder besseren Patientenversorgung als solche qualifiziert sind. Die Datenerhebung bestand bei diesen 71 NCIs und weiteren 71 nicht-NCIs aus 2 Teilen. Der Erste beinhaltete 22 Fragen zur Verfügbarkeit und Ansichten zur Palliativversorgung. Der 2. Abschnitt aus 74 Punkten war an solche Ärzte gerichtet, in deren Kliniken bereits spezielle Programme bestanden und enthielt Fragen zu Konzept, Personalsituation, Konsultationsteams, stationärer und ambulanter Betreuung, Hospizen und Weiterbildung.

Der Rücklauf war mit 71 und 82 % hoch. Ärzte der NCIs antworteten häufiger als solche an nicht-NCIs. Im allgemeinen Teil wurden eine ungenügende Kostenerstattung und fehlende finanzielle Mittel als Hauptbarrieren für eine ausreichende Palliativbetreuung genannt. Die meisten Befragten bewerteten die Versorgung von Schmerzpatienten und die Palliativmedizin an ihrer Klinik dennoch günstig und sahen große Fortschritte in den letzten 5 Jahren. Kollegen an NCIs sprachen sich häufiger für den weiteren Ausbau der Palliativmedizin an ihrem Krankenhaus aus. Die Mehrheit der onkologisch tätigen Ärzte gab an, ein spezielles Programm zu haben. NCIs boten mehr palliativen Service an, hatten häufiger mindestens einen Facharzt für Palliativmedizin, ein stationäres Konsultationsteam und eine Ambulanz für nicht-stationäre Patienten. Palliativbetten und Hospize waren seltener. An den meisten Krankenhäusern lag die palliative Betreuungszeit unter 1 Monat, auch wenn Ärzte, Pflegekräfte, Sozialarbeiter und Assistenten vorhanden waren. Lediglich ein Drittel der palliativ hauptverantwortlich tätigen Ärzte hatte subjektiv einen entsprechenden Ausbildungshintergrund. Eine anerkannte Weiterbildung war selten Voraussetzung. NCIs boten häufiger Fortbildungen an, wobei es sich häufig um kleine Veranstaltungen mit 5 oder weniger Ärzten in Weiterbildung handelte. Eine Rotation in den Bereich Palliativmedizin war für Ärzte in der Ausbildung zum Onkologen nur bei einer Minderheit Pflichtbestandteil. Fast die Hälfte der Krankenhäuser bot Fortbildungen für Assistenzberufe an.

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