Gesundheitswesen 2008; 70 - A200
DOI: 10.1055/s-0028-1086425

Die Palliativversorgung in Deutschland aus Sicht unterschiedlicher Gruppen und Akteure im Gesundheitswesen – Erste Ergebnisse einer systematischen Befragung

S Lückmann 1, M Behmann 1, N Schneider 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Ziel der Palliativversorgung ist es, unheilbar kranke Menschen am Lebensende angemessen zu versorgen. Bislang ist wenig über die gesellschaftlichen Anforderungen und gesundheitssystemischen Voraussetzungen für die systematische Weiterentwicklung der Palliativversorgung in Deutschland bekannt. Deshalb werden im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts u.a. die Sichtweisen unterschiedlicher Akteure auf der Meso- und Makroebene des Gesundheitssystems (z.B. Fachgesellschaften, Selbstverwaltungsorgane, Pflegeverbände, Kostenträger, Politik, Patientenvertreter, Hospiz- und Palliativorganisationen) untersucht [1]. Es wurde ein standardisierter Fragebogen mit den Themenschwerpunkten Verständnis von Palliativversorgung, Einschätzungen hemmender/fördernder Faktoren bei der Umsetzung sowie Bewertung palliativer Versorgungskonzepte aus anderen Ländern bezüglich ihrer Übertragbarkeit auf Deutschland entwickelt. Die Antworten werden in Form von Likert-Skalen sowie Freitextform erfasst. Der Fragebogen wurde zwei kognitiven Pretestrunden im Probingverfahren unterworfen. Die Befragung erfolgt zweistufig: Im ersten Schritt werden 379 Verbände, Gruppen und Institutionen auf Bundes- oder Länderebene eingeschlossen, die auf Grund von eigenen Recherchen und Expertengesprächen für relevant in dem thematischen Kontext gehalten werden [1]. In einem zweiten Schritt werden Akteure befragt, die von den Teilnehmern der ersten Runde als weitere Befragungsteilnehmer vorgeschlagen wurden und bis dahin noch nicht eingeschlossen waren. Insgesamt wird von einer Grundgesamtheit von ca. 500 Teilnehmern ausgegangen. Um die Responserate zu optimieren, erfolgt der Befragungsablauf in Anlehnung an tailored design method [2]. Die Daten werden quantitativ und qualitativ ausgewertet. Die Datenerhebung erfolgt in den Monaten April bis Juni 2008. Die Auswertungen sind bis September 2008 abgeschlossen. Präsentiert werden Teilergebnisse mit Schwerpunkt auf Unterschieden in den Sichtweisen der Teilnehmer. Zu erwarten sind – vor dem Hintergrund von Studien zu den Sichtweisen von Akteuren auf der Mikroebene zur Palliativversorgung [3–4]– erhebliche Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für nachfolgende Delphi-Befragungen von Experten aus den Gebieten Public Health und Palliative Care, wobei Public Health-Ziele für die Palliativversorgung im deutschen Gesundheitswesen formuliert werden.

Literatur:

[1] Schneider N, Bisson S, Dierks ML. Rahmenbedingungen für die palliative Versorgung in Deutschland und Entwicklung von Public Health-Zielen: Studiendesign und Methodik. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2008; 51: DOI 10.1007/s00103–008–0517–6 (Online publiziert: 18. März 2008)

[2] Dillmann D. Mail and Internet Surveys. The Tailored Design Method. New York: John Wiley, 2000

[3] Schneider N, Amelung VE, Buser K. Discrepancies in the viewpoints of different German health care providers on palliative care. Evaluation, the Health Professions 2007; 30: 96–109

[4] Vejlgaard T, Addington-Hall J. Attitudes of Danish doctors and nurses to palliative and terminal care. Palliative Medicine 2005; 19: 119–127