Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2024; 59(04): 252-262
DOI: 10.1055/a-1690-5730
Leitlinien in der Praxis

Amerikanische Praxis-Leitlinie für den zentralen Venenzugang aus dem Jahr 2020

Zeit für eine deutsche LeitliniePractice Guidelines for Central Venous Access 2020Time for German Guidelines
Wolf Armbruster
,
Rüdiger Eichholz
,
Thomas Notheisen

Der Artikel bzw. Kommentar möchte diese wichtige Leitlinie bekanntmachen, die wichtigsten Prozessempfehlungen herausstellen, eigene klinische Tipps aus der Praxis zur Optimierung der Patientenbehandlung einfließen lassen und mithilfe von Empfehlungen schweren Komplikationen vorbeugen.

Abstract

The American Society of Anesthesiologists released practice guidelines for central venous access in 2020, and the entire world literature was examined for evidence on how to perform the entire process with best practice and minimal risk and harm to the patient. These guidelines may serve as a gold standard for individual procedural steps, allowing practitioners and hospital departments to critically question the own standard and improve upon them.

We interpreted the guidelines for individual procedural steps on how to improve success of catheterization, minimize risks or adverse effects, enhance the management of accidental arterial punctures, adhere to evidence-based practices, and generally reduce the trauma of puncturing. In our opinion, the most needed recommendation for central venous access is to utilize ultrasound guidance, a practice that many international societies have already incorporated into their published national guidelines.

In our view, it is time to implement a national guideline for central venous access using ultrasound in Germany. Doing so may improve success rates in the first attempt, reduce procedural time, decrease the number of needle insertions per patient, and lower the rate of arterial punctures. This approach represents best practice from ethical, insurance, civil rights, and patient security perspectives, and is supported by relevant societies.

Kernaussagen
  • Die Evidenzlage zur Anwendung von Ultraschall bei Katheteranlagen in die V. jugularis interna ist eindeutig:

    • größere Punktionserfolge beim ersten Versuch,

    • geringere Zeit bis zur Kanülierung,

    • weniger Einführungsversuche,

    • höhere Erfolgsraten bei der Katheteranlage,

    • niedrigere Raten akzidenteller arterieller Punktionen,

    • geringere Prozesszeiten.

  • Auch für die Anwendung von Ultraschall bei Katheteranlagen in die V. subclavia und die V. femoralis ist die Evidenzlage eindeutig:

    • weniger Punktionsversuche,

    • größere Erfolgsraten.

  • Ärzte, die mit Ultraschallführung zentrale Venenkatheter anlegen, arbeiten mit einer größeren Sorgfaltspflicht und dem anerkannten und gesicherten Stand der ärztlichen Wissenschaft entsprechend.

  • Vielen Kolleginnen und Kollegen ist nicht bewusst, dass sie ohne Ultraschallunterstützung ein größeres Potenzial zur Patientenschädigung haben und dass die Inkaufnahme von Komplikationen einer mangelnden Sorgfaltspflicht entspricht.

  • Ärztliche Kollegen könnten durch eine Leitlinie von DGAI und BDA eine größere Sicherheit zur Behandlung von Patienten gewährleisten und vermeidbare Komplikationen reduzieren.

  • Dies ist im Sinne der ärztlichen Sorgfaltspflicht, entspricht dem ethischen Grundsatz des ärztlichen Gelöbnisses und wird vom Aktionsbündnis Patientensicherheit gefordert.

  • Eine deutsche Leitlinie könnte auf die Grundlagenarbeit der ASA Task Force on Central Venous Access zurückgreifen und zeitnah verfügbar stehen.



Publication History

Article published online:
29 April 2024

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