Dtsch Med Wochenschr 2020; 145(05): 338
DOI: 10.1055/a-1066-5700
Leserbrief

Zum Beitrag „Interventionelle Behandlung der Aortenklappe – Update und Herausforderungen 2019“

Hans-Eberhard Scherer
Kardiologie – Flugmedizin
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Der Artikel [1] fasst gut und prägnant den aktuellen Stand der TAVI-Prozedur zusammen, indem er das Indikationsspektrum, die Vorteile und die Risiken des Verfahrens beleuchtet. Die TAVI-Prozedur hat das Gesicht der modernen Kardiologie maßgeblich verändert und ist inzwischen weltweit als einer der ganz bedeutenden Fortschritte in der Behandlung des häufigsten behandlungsbedürftigen Herzklappenfehlers im Erwachsenenalter anerkannt. Umso mehr erstaunt es, dass der Pionier dieses Verfahrens, Alain Cribier, mit keiner Silbe erwähnt wird. Cribier war in den 1980er-Jahren der erste, der eine Aortenstenose per Ballon aufdehnte, seinerzeit die Geburtsstunde der Aortenklappenvalvuloplastie. Nach kurzem weltweiten „Strohfeuer“ schlief dieses Verfahren wieder ein, dank nahezu regelhafter Restenosierung. Cribier ließ nicht locker und entwickelte in einem langen, von Rückschlägen wie auch von Spott und Kritik gekennzeichneten Weg eine Stent-gestützte Bioklappe, die 2002 erstmalig an einem Patienten in Rouen von ihm eingesetzt wurde. Es dauerte – verständlicherweise – Jahre der Weiterentwicklung und Erfahrung, bis dieses Verfahren „serienreif“ wurde und zunehmende Akzeptanz gewann. Inzwischen entwickelt es sich nahezu in Richtung „Standardprozedur“. Heute heranwachsende interventionelle Kardiologen haben es da relativ leicht, wo TAVI an beinahe jeder großen Herzklinik praktiziert wird. Es ist eigentlich in der Medizin seit alters her üblich, die Leistungen der Pioniere gerade dann nicht zu vergessen, wenn der Nutzen ihrer Anstrengungen für die Allgemeinheit augenfällig geworden ist. Cribier hat Medizingeschichte geschrieben. Wer von uns Kardiologen hätte diese Entwicklung vor 30 Jahren für möglich gehalten?



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Article published online:
02 March 2020

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