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14.07.2021 | Prävention | Nachrichten

Hilfe für ein selbstbestimmtes Leben in der Pfalz

verfasst von: Kathrin Handschuh

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In Rheinland-Pfalz vermitteln die „Gemeindeschwestern plus“ Hilfsangebote an Hochbetagte, um eine eventuelle Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Kontakte zu Hausärzten spielen eine wichtige Rolle.

Gemeindeschwester Plus © Simone StauderBirgit Langknecht wirbt in Wattenheim für die „Gemeindeschwestern plus“.

Viele hochbetagte Senioren in Rheinland-Pfalz leben noch in ihrer eigenen Wohnung und haben keinen Pflegegrad. Dennoch benötigen sie in einigen Bereichen sozialarbeiterische Beratung und Unterstützung – wenn es zum Beispiel um die Wohnsituation, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder die gesundheitliche Versorgung geht. Also alles, was ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglicht.

Erste Ansprechpartner sind in diesen Fällen die „Gemeindeschwestern plus“, die auf präventive Hausbesuche setzen, um eine Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zu verzögern. Von 2015 bis 2018 als rheinland-pfälzisches Erprobungsprojekt aufgesetzt, wird es mittlerweile von 36 Kommunen und Kreisen weitergeführt und soll künftig auf 54 ausgeweitet werden.

Ein besonderes Erfolgsbeispiel sind die Gemeindeschwestern im pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim. Die drei ausgebildeten Pflegefachkräfte Birgit Langknecht, Elke Weller und Vera Götz haben sich in den Kommunen und Verbandsgemeinden mittlerweile als zentrale Anlaufstation für die hochbetagten Senioren etabliert. Sie vermitteln Bewegungsangebote, Nachbarschaftshilfen oder Unterstützung im Haushalt.

„Für unsere Tätigkeit ist es besonders wichtig, gut vernetzt zu sein“

Ihre Aufgabe ist es auch, weitere hilfreiche Projekte in der Region zu initiieren. Derzeit sind sie beispielsweise dabei, einen Fahrdienst auf die Beine zu stellen, der die Senioren zu ihren Arztterminen bringt. Große Themen sind für viele ältere Menschen auch der Umgang mit PC und Internet. Dafür stellen die Gemeindeschwestern Kontakte zu Digitalbotschaftern her oder organisieren entsprechende Kurse. „Für unsere Tätigkeit ist es besonders wichtig, gut vernetzt zu sein“, sagt Vera Götz.

Gemeindeschwestern ihren Dienst im Landkreis Bad Dürkheim aufgenommen. Zu den ersten Amtshandlungen von Langknecht, Weller und Götz gehörte es, sich bei den Ärzten in der Region vorzustellen. „Wenn akuter Handlungsbedarf besteht, nehmen wir Kontakte zu den jeweiligen Hausärzten auf“, erläutert Elke Weller. Beispielsweise dann, wenn die Senioren ihre Medikamente nicht ordnungsgemäß einnähmen.

Birgit Langknecht pflegt einen festen Austausch mit dem Internisten und Geriater Rodrigo Wageck in Grünstadt. Seine Praxis befindet sich fußläufig zu ihrem Büro. Er hat in seiner Praxis Flyer der Gemeindeschwestern ausgelegt und weist Patienten auf ihr Angebot hin.

Enger Austausch mit Geriater

Für ihn ist die Zusammenarbeit mit den Schwestern ein absoluter Gewinn. Denn sozialarbeiterische Beratung gebe es dort on top, sagt er. „Meine Patientinnen und Patienten bekommen dort Informationen, die ich nicht alle zu 100 Prozent bieten kann“, sagt er. Grünstadt sei dadurch im Bereich Geriatrie hervorragend aufgestellt: Neben einer ambulanten Reha-Einrichtung, und bald auch einer stationären Geriatrie bildeten die Gemeindeschwester die dritte Säule für eine optimale Versorgung der Senioren.

Wageck schaltet vor allem dann die Gemeindeschwestern ein, wenn Patientinnen und Patienten in ihrem Haushalt nicht mehr allein zurecht kommen, weil sie vielleicht gestürzt sind oder verwahrlosen. „Die Schwestern helfen häufig bei der Antragstellung für Unterstützung.“ Kontakt nimmt er auch dann auf, wenn es darum geht, Kurzzeitpflege oder eine gesetzliche Betreuung zu organisieren.

Marktstand als Anlaufstelle

Die Corona-Pandemie erschwerte den Schwestern die Einführungsphase im vergangenen Jahr, da Hausbesuche und Treffen in größerem Kreis kaum stattfinden konnten. Um sich und ihr Angebot dennoch bekannt zu machen, wurden die Drei erfinderisch und organisierten in ihren zuständigen Regionen beispielsweise einen Marktstand oder eine „Dorfplauderei“, wo die zukünftigen Klienten zu einem ersten Kennenlernen vorbei kommen konnten.

Die Stellen von Weller und Götz fördert das Land, die Finanzierung von Birgit Langknecht hat die Kreisverwaltung übernommen. Alle drei sind an die vier Pflegestützpunkte in der Region angebunden. Langknecht hat eine sozialarbeiterische Weiterbildung zur so genannten Case Managerin (FH/DGCC) abgeschlossen, die sie befähigt, einzuschätzen, wie es um die jeweilige Situation ihrer Klienten und Klientinnen bestellt ist und welche Unterstützung sie benötigen. Sie übernimmt auch die anschließende Evaluation der Hilfsprogramme.

Zu ihrem festen Klientenstamm gehören inzwischen rund 100 Seniorinnen und Senioren. Das Feedback der Betroffenen ist überaus positiv: Birgit Langknecht erinnert sich beispielsweise an eine betagte Dame, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hatte. Die Gemeindeschwester half ihr erfolgreich dabei, Anträge auf Wohngeld und auf einen Schwerbehindertenausweise zu stellen. „Sie war am Ende sehr glücklich“, sagt die Gemeindeschwester.

Wichtig: Trotz ihrer pflegerischen Ausbildung kümmern sich die Gemeindeschwestern nicht um die Pflege ihrer Klienten, sondern leiten diese wenn nötig an den jeweiligen Pflegestützpunkt weiter. Eine Pflegeausbildung mache hier aber dennoch durchaus Sinn, sagt Simone Stauder, bei der Kreisverwaltung zuständig für die Gemeindeschwestern. „Ihr geschulter Blick hilft dabei zu entscheiden, ob jemand pflegerische Unterstützung benötigt.“
Quelle: Ärzte Zeitung

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