Mit einem Twitter-Aufruf hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel keine Freunde gemacht. Unter dem Hashtag #gutezeitenfürgutepflege hat er Pflegekräfte aufgefordert, endlich einmal Positives über ihren Beruf zu berichten. Dann so Rüddel, würden „viele wieder in die Pflege zurückgehen“.
Die Reaktionen der Pflegenden blieben nicht aus. Allerdings anders als von dem frischgebackenen Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses erwartet: Viele Twitter-User äußern harsche Kritik an Rüddels Vorschlag und werten ihn als zynisch. Auch die Koalitionsvereinbarungen zur Pflege stoßen auf deutliche Ablehnung.
Unter dem schnell ins Leben gerufenen Hashtag #twitternwierueddel posten jetzt Pflegende, wie sie ihren Arbeitsalltag und seine Belastungen tatsächlich erleben. Damit wollen sie deutlich machen, wie sehr sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen.
Der CDU-Politiker Erwin Rüddel ist Vorsitzender im Ausschuss für Gesundheit des 19. Deutschen Bundestages
Rüddel: Tweet war nicht als Angriff gemeint
Rüddel selbst sagte, sein Tweet habe keine Anschuldigung gegenüber Pflegekräften sein sollen. "Die Reaktionen darauf zeigen allerdings, wie sensibilisiert die Menschen in der Pflege sind." Weiter meinte der CDU-Politiker, er habe viel Respekt "vor der großartigen Arbeit, die Pflegerinnen und Pfleger jeden Tag leisten". Gerade weil Pflegekräfte körperlich hart arbeiten müssten und auch emotional gefordert seien, müsse die Politik für die "bestmöglichen Rahmenbedingungen in der Pflege sorgen".
Bereits letzte Woche wurden die in den Koalitionsverhandlungen beschlossenen Maßnahmen gegen den Pflegenotstand vom Deutschen Pflegerat und den Berufsverbänden übereinstimmend als völlig unzureichend abgelehnt. DBfK-Präsidentin Christel Bienstein erklärte, die Politik habe noch immer nicht verstanden, wie brisant die Pflegesituation in Deutschland tatsächlich ist.
#Deal: Politik handelt konsequent und #Pflegende fangen an, gut über die #Pflege zu reden. Dann kommen viele wieder in die Pflege zurück und es beginnen #gutezeitenfürgutepflege
— Erwin Rüddel (@Erwin_Rueddel) 3. Februar 2018
Eine vollkommen klare, aber körperlich eingeschränkte Bewohnerin in eine Windel packen müssen, weil keine Zeit dafür ist ihr auf die Toilette zu helfen. Und sie dann durch den Zeitmangel im Urin sitzen zu lassen. Toll, diese Pflege!#twitternwierueddel
— Chrissi (@ich_rish) 5. Februar 2018
#twitternwierueddel
— Master Bdr (@xtremetitschn) 5. Februar 2018
Wenn du als Pflegepraktikant krank wirst und die Stationsleitung Panik bekommt, weil Personal fehlt.
Als Pflegepraktikant.
In der dritten Woche.