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24.06.2018 | Politik | Nachrichten

Streit um Ausbildungsstandards in der Pflege geht weiter

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Dass der Pflegeberuf anspruchsvoll ist – das bezweifelt wohl niemand. Welches ist das richtige Rezept, um dem Personalmangel entgegenzuwirken? Darf oder muss die Ausbildungsqualität gesenkt werden – oder eben genau das Gegenteil?

© CHW / Fotolia

Experten warnen davor, dass die Anforderungen in der Altenpflegeausbildung wie geplant wieder abgesenkt werden. Sie kritisieren damit, dass ein vorliegender Referentenentwurf „aus politischen Gründen“ jüngst geändert worden war – aus ihrer Sicht wohl auf Drängen der Arbeitgeberseite. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hatte den Entwurf als zu theoretisch bezeichnet und eine „unsachgerechte Verwissenschaftlichung“ befürchtet. Hauptschüler könnten aus ihrer Sicht dadurch abgeschreckt werden, Azubi in der Altenpflegebranche werden zu wollen, hieß es.

Ausbildung wieder auf Assistentenniveau?

Der Deutsche Bildungsrat für Pflegeberufe (DBR) hingegen fordert, die Latte bei der Ausbildungsqualität bewusst hoch zu legen:  Es sei nicht nachvollziehbar, warum hier Altenpfleger weniger qualifiziert sein sollen als die anderen Pflegefachpersonen – das Niveau sei nun wieder auf eine Assistentenausbildung gerückt worden. Das sei bei der Anwerbung von dringend benötigtem Personal kontraproduktiv: „Wer will schon in denjenigen Pflegeberuf gehen, der von Hause aus als geringwertiger in der Ausbildung zu sehen ist?“.  DBR-Vorsitzende Gertrud Stöcker wirft den Arbeitgebern durchsichtige Argumente vor: In Wahrheit sei es nur darum gegangen, den schlechter ausgebildeten Pflegefachpersonen auch niedrigere Arbeitslöhne zahlen zu können.

Nicht nur mehr, auch mehr hochqualifizierte Kräfte

Auch die Wissenschaft schaltet sich ein: „Der Fachkräftemangel in der Pflege und die aktuellen Demonstrationen für eine bessere Pflege dürfen nicht dazu führen, dass die Qualität in der Ausbildung sinkt“, meint Prof. Dr. Anne Friedrichs von der Hochschule für Gesundheit in Bochum. In der aktuellen Diskussion werde suggeriert, dass wirklich jeder eine Pflegekraft werden kann. Es gehe nicht nur um mehr Personal, sondern auch mehr hochqualifiziertes Personal: „Wenn wir den Menschen erzählen, dass sie mit ein paar Stunden der Qualifizierung oder in drei Wochen diesen Beruf ausüben können, dann müssen wir uns über einen kurzen Verbleib in diesem Beruf nicht wundern. Wir müssen die Menschen so für diesen Beruf qualifizieren, dass sie ihn meistern können und dass sie auf ihre Aufgaben gut vorbereitet sind. Nur, wenn wir eine qualifizierte Ausbildung an der Fachschule und eine gute akademische Ausbildung anbieten, werden wir die Attraktivität des Berufes erhöhen und auch Menschen mit einem höheren Schulabschluss für diesen Beruf gewinnen können.“ 

Mehr Infos unter www.hs-gesundheit.de und www.dbfk.de.

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