Skip to main content

06.01.2025 | Politik | Nachrichten

Veraltetes Gesundheitssystem

Pflege im Strukturkorsett

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Komplex, teuer und wenig leistungsstark – das deutsche Gesundheitssystem krankt an vielen Stellen. Weshalb halbherzige Reformen nichts daran ändern, hat Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler ausgemacht.

Als eine zentrale Herausforderung sieht die Professorin von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg die fehlende Integration der Pflegefachberufe im Sozialgesetzbuch V. Ein veraltetes Gesundheitssystem zwinge die Pflegeberufe in ein „Strukturkorsett“, in dem professionelle Pflege keinen Platz habe, kritisiert die Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin im Vorfeld des Kongresses Pflege 2025

Vorbehaltene Tätigkeiten: Verankerung im SGB V 

„Mit der Reichsversicherungsordnung von 1911 wurden Ärztinnen und Ärzte als zentrale Figuren im Gesundheitssystem implementiert. Innerhalb dieser Strukturen können sich Pflegefachberufe – im Unterschied zu anderen Ländern – nicht weiterentwickeln“, so Hasseler. Trotz einiger Reformen habe sich daran bis heute nichts geändert. 

Ein Kernproblem im deutschen Gesundheitssystem ist für Hasseler der Arztvorbehalt. „Es werden vorrangig nur ärztliche Leistungen finanziert und andere Berufe darunter subsumiert.“ Auch die im Pflegeberufegesetz verbrieften Vorbehaltsaufgaben ändern daran wenig. „Die Vorbehaltsaufgaben betreffen nur den Pflegeprozess allgemein und müssten deshalb konkretisiert und ins SGB V integriert werden“, so ihre Forderung. Einzelne Sätze im Sozialgesetzbuch könnten die pflegefachlichen Leistungen im Gesundheitssystem verankern. 

Land der Modellprojekte

Für Hasseler ist Deutschland nach wie vor „ein Land der Modellprojekte.“ Trotz guter Ergebnisse fänden Modellvorhaben zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Pflegefachpersonen nicht in die Regelversorgung, kritisiert sie.

Durch die Arztzentrierung in GKV und PKV verfügten die Pflegefachberufe zudem über kein eigenes Selbstverwaltungsorgan. Dadurch seien sie auch nicht in der Lage, die Gesundheitsversorgung mitzugestalten.

Empfehlung der Redaktion

(K)ein Fokus auf Pflegefachberufe 

Thema beim Kongress Pflege 2025 und bereits jetzt in der aktuellen PflegeZeitschrift: Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. habil. Martina Hasseler beleuchtet, wie veraltete Strukturen verhindern, dass die Pflegeberufe verantwortlich in die Gesundheitsversorgung eingebunden werden. 
 

Hasseler fordert daher „ohne Wenn und Aber“ die Einrichtung von Pflegekammern durch den Gesetzgeber – so wie es andere Länder wie Dänemark, Schweden, Großbritannien, Irland, Italien, Portugal oder Spanien vormachen. 

Angesichts der Abstimmungen von professionell Pflegenden zu Pflegekammern in einzelnen Bundesländern stellt sie klar: „Die Einrichtung einer Kammer ist eine Aufgabe des Gesetzgebers und keine basisdemokratische Angelegenheit. Wenn der Gesetzgeber der Auffassung ist, die Pflegefachberufe sind so wichtig, dass man ihnen hoheitliche Aufgaben übertragen soll, dann muss der Gesetzgeber das auch tun.“ (ne) 

Pflege 2025

Der von Springer Pflege ausgerichtete Kongress Pflege findet am 24. und 25. Januar in Berlin statt. 
Weitere Themen sind: Entbürokratisierung, Vielfalt führen, Personalbemessungsinstrumente sowie Digitalisierung in der Pflege. Parallel zum Kongress Pflege 2025 findet der mittlerweile 30. Deutsche Pflege-Recht-Tag statt. Dort wird unter anderem ein Update zum neuen und erweiterten Pflegeberuferecht geliefert: Was bringen das Pflegekompetenzgesetz und das Pflegefachassistenzgesetz? Hier geht es zum Programm. 


print
DRUCKEN

Weiterführende Themen