Die Präsidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, Sandra Postel, hat Äußerungen des AfD-Politikers Björn Höcke im Vorfeld der Thüringer Landtagswahlen scharf zurückgewiesen. Dieser hatte Pflegefachkräften in Heimen unterstellt, die Wahlentscheidungen der Bewohner zu beeinflussen.
Findet deutliche Worte zu den Aussagen des Thüringer AfD-Politikers Höcke – Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen.
In einem Video von einer Wahlkampfveranstaltung bezeichnete Höcke Pflegeeinrichtungen als „besonders anfällig für politische Manipulationen“. Ältere Menschen, die politisch nicht mehr so interessiert seien und „die betreut werden über viele Jahre durch einen Pfleger“, würden letztlich „dahin gebracht werden, die SPD zu wählen“. Der AfD-Politiker rief die Teilnehmenden der Wahlkampf-Veranstaltung dazu auf, die Briefwahlunterlagen einzufordern, wenn sie Angehörige in Pflegeheimen haben.
„Wir sind fassungslos, wie sehr unser Berufsstand in Verruf gebracht wird“, erklärte Kammerpräsidentin Sandra Postel in der vergangenen Woche. Ein solcher Verdacht färbe auch auf die Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern ab. Höcke wisse offensichtlich nichts von den ethischen Ansprüchen an die Pflege und übersehe willentlich, dass er den Pflegefachkräften eine Berufspflichtverletzung vorwerfe.
„Solche Angriffe auf den Pflegeberuf können wir nicht unkommentiert lassen“
„Als Kammer ist es auch und gerade unsere Aufgabe, uns für das Berufsbild Pflege einzusetzen. Solche Angriffe auf den Pflegeberuf können wir deshalb nicht unkommentiert lassen, da sie uns alle zum Ziel haben“, so Postel weiter.
Die Anschuldigung sei ein Schlag ins Gesicht all jener Pflegefachpersonen, die gerade in Pflegeheimen hochprofessionell dafür sorgen, den Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Dazu gehöre es selbstverständlich, dass Pflegefachpersonen als Wahlunterstützende agieren und das selbstständige Wählen ermöglichen.
Die Kammer verweist auf ein vor der Europawahl im Juni veröffentlichtes Positionspapier, in dem sie sich für eine würdevolle Pflege aller Menschen einsetzt und gegen jede Form von Ausgrenzung positioniert. „Aus der Stellungnahme wird deutlich, dass wir jeden Menschen, egal welcher politischer Haltung pflegen, dazu gehört natürlich auch die Unterstützung seines politischen Willens“, heißt es in einer Mitteilung der Kammer vom 29. August. Das Verhalten von Höcke mache deutlich, dass die Pflege eine klare Haltung brauche. „Wir wehren uns gegen rechtsextreme Politik, um auch weiterhin alle Menschen pflegen zu können.“ (ne)