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22.05.2019 | Politik | Nachrichten

Pflege ist offen für den digitalen Wandel

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In Berlin ist gestern der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2019 eröffnet worden. Der Kongress, zu dem 8.000 Besucher aus dem ganzen Gesundheitswesen erwartet werden, steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Digitalisierung.

Hedwig François-Kettner, HSK © hauptstadtkongress

Der digitale Wandel vollzieht sich im deutschen Gesundheitswesen zäh und begleitet von oft jahrelangen Diskussionen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will daher Tempo in die Entwicklung bringen: „Ja, wir machen Druck“, erklärte er in seiner Eröffnungsrede und verteidigte die von ihm vorgelegten Pläne zur Einführung der elektronischen Patientenakte. Unter Verweis auf niedrigere Datenschutzniveaus in anderen Ländern betonte der Minister: „Ich möchte einfach nicht warten, bis das alles irgendwie kommt – aus den USA oder, noch viel problematischer, aus China.“ Die Elektronische Patientenakte biete ein hohes Maß an Selbstbestimmung und die Hoheit der Daten liege beim Patienten.

Welche Voraussetzungen sind wichtig, um den digitalen Wandel zu beschleunigen? Wie gehen die Beschäftigten mit digitalen Innovationen um? Diesen Fragen stellten sich die wissenschaftlichen Leiter der mit dem Hauptstadtkongress stattfindenden Fachkongresse in einer Podiumsdiskussion. Sie stellten fest: Damit die Digitalisierung im Gesundheitswesen Akzeptanz findet, muss sich für die jeweiligen Anwender ein klarer Nutzwert ergeben.

Nutzer in die Entwicklung einbinden

Wie der für die Pflege aussehen könnte, erläuterte Hedwig François-Kettner. Die Pflege sei grundsätzlich offen für die Prozesse der Digitalisierung, betonte die wissenschaftliche Leiterin des Deutschen Pflegekongresses. Allerdings müsse sie mit ihrer Expertise auch in die Entwicklung von Softwarelösungen und digitaler Technik eingebunden werden. Zeit, sich mit neuen Lösungen vertraut zu machen und sich einzuarbeiten, sei ebenfalls wichtig. „Es gibt keine große Scheu“, so ihr Fazit. François-Kettner erwartet von digitalen Neuentwicklungen Entlastung für die Pflegenden sowie eine Befreiung von unproduktiven Arbeiten.

François-Kettner, die auch Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) ist, sieht in der Digitalisierung ebenfalls klare Vorteile für die Patienten, insbesondere im Hinblick auf Diagnostik und Patientensicherheit. Diese Vorteile gelte es im Interesse der Patienten zu nutzen, um beispielsweise Menschen in Pflegeeinrichtungen besser vor Medikamenten-Nebenwirkungen zu schützen. „Das kann nur im Sinne der Pflege sein“, betonte Francois-Kettner. Im Hinblick auf die elektronische Patientenakte mahnte sie, auch die Pflege dabei einzubinden: „Alle Partner müssen am Datentransfer beteiligt werden.“

Der Hauptstadtkongress wird sich noch bis einschließlich Donnerstag das ganze Spektrum gesundheitspolitischer Themen vornehmen. Darunter auch die Fachkräftelücke, der Pflegenotstand und notwendige Anpassungen des DRG-Systems. (ne)

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