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03.05.2017 | Politik | Nachrichten

"Wir sind kein kleines Rädchen im System"

verfasst von: Luise Poschmann

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Mangelnde Anerkennung der Pflegeprofession kritisiert der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus. Beim Springer-Pflegekongress plädierte er erneut für eine eigene Selbstverwaltung.

© Springer Medizin Verlag GmbH / Jürgen Lösel

Ein großer Gesundheitskongress wenige Monate vor der Bundestagswahl bietet neben fachlichem Austausch auch eine ideale Bühne für die politische Auseinandersetzung. Was ist in den vergangenen vier Jahren gelungen, wo hakt es noch und was müsste dringend angepackt werden? Auf diese Fragen haben jene in Regierungsverantwortung, die Opposition und Vertreter von Berufsverbänden oft unterschiedliche Antworten.

Doch in einer Sitzungswoche des Bundestages können alternative Verpflichtungen manchmal nicht vermieden werden, und so fand sich der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, unerwartet allein auf dem Podium wieder. Er nutzte die eigentlich missliche Situation für eine gesundheitspolitischen Tour de Horizon.

Ein hochaktuelles Thema für die Betroffenen ist etwa die Reform der Pflegeausbildung. In der Diskussion auf dem Kongress offenbarte sich, wie viel Unsicherheit die politische Auseinandersetzung darüber in den vergangenen Monaten hinterlassen hat. Der neueste Kompromiss ist erst wenige Tage alt und kaum einer kann sich schon konkret vorstellen, was er für die Zukunft bedeutet. Nicht nur für die Auszubildenden selbst, sondern auch für die Pädagogen und das "alte" Berufsbild.

Für Westerfellhaus ist die Reform der Pflegeausbildung ein Grundsatzthema. "Scheitert die Generalistik, dann scheitert auch die geplante Aufwertung der Pflegeberufe", ist er überzeugt. Für ihn hat die Debatte aber noch eine andere Dimension: Selten habe sich so deutlich wie in diesem Gesetzgebungsverfahren gezeigt, "wie wenig Kompetenz unserer Berufsgruppe von einigen politischen Akteuren zugesprochen wird".

Zu viele und oft fachfremde Akteure hätten sich eingemischt; es gebe immer noch Versuche, die Profession "klein und ohnmächtig" zu halten, sagte Westerfellhaus. Dabei seien die Pflegenden nicht nur ein "kleines Rädchen" im System. "Wir haben auch einen Führungsanspruch in der Ausgestaltung des Gesundheitswesens für morgen", betonte Westerfellhaus. "Nicht alleine, aber gleichberechtigt mit anderen."

1,2 Millionen Beschäftigte arbeiten nach Angaben von Westerfellhaus in Deutschland im Pflegebereich. Deren Anliegen sichtbarer zu machen, liege aber auch in deren eigener Verantwortung. "Diese Diskussionen können nur so laufen, weil uns eines fehlt, nämlich die durchgängige Selbstverwaltung und die verpflichtende Mitbestimmung", bekräftigte der Präsident. Zu viele Berufsangehörige trügen "still und leise" alles mit. Nur eine Selbstverwaltung in Bund und in Ländern könne langfristig die Selbstbestimmung der Profession gewährleisten.

Zum Weiterlesen: Weitere Informationen zu den Veranstaltungen von Springer Pflege finden Sie auf unserer Seite Kongresse.

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