Die Berliner Universitätsklinik Charité wurde in der vergangenen Woche bestreikt. Den Verhandlungspartnern gelang es erst am Mittwochnachmittag, eine Notdienstvereinbarung abzuschließen. Seit Samstagmorgen ist der Arbeitskampf ausgesetzt.
Machen mit Plakaten auf ihre Sache aufmerksam: Pflegemitarbeiter der Charité Berlin im Streik.
Begonnen hatte die Auseinandersetzung an Europas größtem Uniklinikum am vergangenen Montag. Zahlreiche planbare Operationen mussten abgesagt werden. Eine Notdienstvereinbarung, wie bei Streiks üblich, gab es zu Beginn des Streiks nicht. Am Freitag, und damit am fünften Tag des Arbeitskampfes, teile die Gewerkschaft Verdi mit, den Streik noch am gleichen Tag auszusetzen. In denen durch den Ausstand geschlossenen Stationen wurde ab Samstagmorgen wieder gearbeitet.
Wie es mit dem Streik weitergeht, entscheiden die Verdi-Gremien in dieser Woche. Von heute auf morgen wird allerdings nicht wieder die Arbeit niedergelegt: Nach den Vorgaben der Notdienstvereinbarung muss die Arbeitgeberseite wegen möglicher Stationsschließungen und damit über die Fortsetzung des Streiks sechs Tage vorher informiert werden.
Zu Beginn keine Notdienstvereinbarung
Am Mittwochnachmittag gelang es den Verhandlungspartnern, zumindest eine Notdienstvereinbarung abzuschließen. Zuvor hatte Verdi kritisiert, dass die Universitätsklinik den Streik unterlaufe und bei der Ausübung des Streikrechts "massiv" behindere. Verdi-Sprecher Andreas Splanemann vom Landesbezirk Berlin-Brandenburg beklagte am späten Mittwochvormittag, dass die Charité nach wie vor Leistungen nicht genügend zurückgefahren habe. Auch Leasingkräfte, die unter anderem für Sitzwachen oder den Op-Bereich eingesetzt werden, "sind nicht gekommen", so Splanemann. Das erschwere für das verbleibende Personal eine Teilnahme an dem Streik.
Vor Ort, so der Verdi-Sprecher, hätten sich deshalb "dramatische Szenen" abgespielt: "Mitarbeiter, die streiken wollen, können nicht draußen bleiben. Sie fühlen sich als Streikbrecher. Das vergiftet das Betriebsklima."
Dagegen betonte der Ärztliche Direktor der Charité, Professor Ulrich Frei am Mittwoch abermals, dass das Op-Programm an der Charité "an allen drei Standorten deutlich reduziert worden" sei. "Rund 50 Prozent der geplanten Eingriffe wurden verschoben – alle Notfalleingriffe fanden statt", so Frei.
Verdi hat nach eigenen Angaben wegen der "unzureichenden Personalausstattung auf den Stationen und vielen Funktions- und Arbeitsbereichen" gestreikt. Vonseiten der Gewerkschaft hieß es am Freitag: "Leider ist hier keine Bewegung des Arbeitgebers erkennbar, daher ist mit weiteren Streiks an der Charité zu rechnen." (ÄZ/jk)