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24.04.2025 | Politik | Nachrichten

Österreich: Pflege als „Schwerarbeit“

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In Österreich soll professionelle Pflege künftig als Schwerarbeit eingestuft werden. Pflegekräfte können dann unter bestimmten Voraussetzungen früher in den Ruhestand gehen.

© Marco VDM / Getty Images / iStockPflege als Schwerarbeit: In Österreich sollen Pflegende künftig früher in den Ruhestand gehen können, sofern sie die Voraussetzungen erfüllen.  

Ab Januar 2026 soll in Österreich die Pflegearbeit als Schwerarbeit gelten und Pflegepersonal in Schwerarbeitspension gehen können. Das gaben Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) und ÖVP-Klubobmann August Wöginger am Dienstag bekannt. Konkret bedeutet das: Pflegekräfte dürfen künftig mit 60 Jahren in Pension gehen, wenn sie mindestens 45 Versicherungsjahre aufweisen und in den letzten 20 Jahren ihres Berufslebens mindestens 10 Jahre Schwerarbeit verrichtet haben.

Pflegekräfte seien eine zentrale Stütze der Gesellschaft, erklärte Gesundheitsministerin Schumann. "Als Zeichen des Respekts und der Wertschätzung wird die Arbeit von Pflegekräften daher nun besser für die Schwerarbeitspension berücksichtigt, denn Pflege ist Schwerarbeit."

Der ständige Umgang mit Krankheit und Sterben, Schichtarbeit und Personalmangel führe zu einer Vielzahl an Herausforderungen. Durch erweiterte Kriterien für Schwerarbeit werden neben körperlichen Belastungen wie häufigen Nachtdiensten oder schwerer körperlicher Arbeit nun auch psychische Belastungen und Mehrfachbelastungen anerkannt. Auch eine bessere Berücksichtigung von geleisteten Diensten soll kommen.

Mit dem erleichterten Zugang zur Schwerarbeitspension für beruflich Pflegende setzt die österreichische Regierung eine langjährige Forderung von Pflegeorganisationen und Gewerkschaften um.

Grüne: Pension mit 60 de facto unmöglich

Kritik an den Plänen kommt derweil von den österreichischen Grünen. Sie sprachen von „Populismus mit Frustpotenzial“. Demnach sei es für die meisten Pflegemitarbeiter*innen in den kommenden Jahren „de facto unmöglich“, mit 60 in Pension zu gehen. „Wer mit 17 mit der Ausbildung beginnt und 45 Versicherungsjahre vorweisen muss, kann mit 60 schlicht nicht in Pension gehen“, so der Pflegesprecher der Partei, Ralph Schallmeiner am Mittwoch. Insbesondere Frauen würden selten auf die geforderten 45 Versicherungsjahre kommen.

Darüber hinaus verweist Schallmeiner auf Rückmeldungen aus der Pflege. So könnten sich viele Pflegemitarbeiter*innen schlicht nicht vorstellen, in den letzten 20 Arbeitsjahren auch noch mindestens 120 Monate lang Schwerarbeit zu verrichten. „Die meisten sind derart ausgebrannt, dass sie sich eher überlegen, die Pflege wieder zu verlassen.“ Entsprechend fordern die Grünen neben „erreichbaren Kriterien“ für eine Schwerarbeitsregelung auch weitere Verbesserungen im Arbeitsalltag der Pflegemitarbeitenden. (ne)

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