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01.02.2018 | Politik | Nachrichten

Nicht mal der Tropfen auf den heißen Stein

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Das von Union und SPD beschlossene Sofortprogramm für die Pflege stößt bei Pflegevertretern und Forschern gleichermaßen auf Ablehnung.

Altenpflege : Symbolbild © Photographee.eu / Fotolia

Wie berichtet haben sich Politiker von CDU, CSU und SPD darauf geeinigt, die Inhalte des Sondierungspapiers vom 12. Januar auch als Inhalt des Koalitionsvertrags zu übernehmen. Demnach sollen mit einem Sofortprogramm 8000 neue Fachkraftstellen in Altenheimen geschaffen werden. Zudem ist geplant, in der Pflege flächendeckende Tariflöhne durchzusetzen. Bereits gestern hatte sich der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner, „schwer enttäuscht“ von den Ergebnissen gezeigt.

8.000 neue Stellen? In der Altenpflege fehlen mehr als 50.000 Jobs

Weitere Kritik kam unter anderem vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe und vom Deutschen Pflegeverband. Pflegevertreter und Pflegeforscher bemängeln insbesondere die Zahl von 8.000 neuen Stellen in Pflegeheimen, auf die sich Union und SPD geeinigt haben. „Das ist noch nicht mal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte die Wissenschaftlerin Cornelia Heintze im Deutschlandfunk. Bei 13.600 Heimen hierzulande würden pro Einrichtung „nicht einmal 0,6 Stellen geschaffen“.

Entsprechend hält der Deutsche Pflegeverband (DPV) die Ideen von CDU, CSU und SPD für ein „Armutszeugnis“. Wer 8.000 neue Jobs als Erfolg verkaufe, „kann entweder nicht rechnen oder ist schlichtweg scheinheilig“, so Rolf Höfert, Geschäftsführer des DPV. Der Verband seinerseits geht davon aus, dass in allen Bereichen der Pflege zusammengenommen 100.000 Stellen fehlen.

Berechnungen des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. (VKAD) zufolge fehlen allein in stationären Pflegeheimen derzeit 52.000 Vollzeitstellen. In einer Studie hat der VKAD ermittelt, dass Altenpflegekräfte im vergangenen Jahr Behandlungspflege in einem Volumen von drei Milliarden Euro erbracht haben. Diese Leistungen werden von den Altenpflegekräften zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben erbracht. Würden diese Leistungen in reguläre Stellen umgewandelt, käme man auf 52.000 neue Jobs.

Hanno Heil, Vorstandsvorsitzender des VKAD, schlägt vor, dass in einem ersten Schritt wenigstens 17.000 neue Stellen geschaffen werden. Das entspräche etwas mehr als einer Vollzeitstelle je Heim.

DBfK: Politik versteht nicht, wie brisant die Pflegesituation ist

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hält das Sofortprogramm Pflege der Großen Koalition für Kosmetik. Die DBfK-Präsidentin Christel Bienstein sagte gestern, die Maßnahmen sollten nur den „dramatischen Pflegenotstand in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und im ambulanten Bereich“ kaschieren. Bienstein ergänzte, es sei unverständlich, warum „die Politik noch immer nicht versteht, wie brisant die Pflegesituation in Deutschland tatsächlich ist.“

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) allerdings wies die Kritik zurück. Er sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Wer jetzt mehr Pflegestellen verspricht, als er angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt halten kann, streut den Menschen Sand in die Augen.“

Auch der aus einer Wahlkampfsendung mit Kanzlerin Angela Merkel bekannte Pflege-Azubi Alexander Jorde hat die Pläne als unzureichend kritisiert. "Das ist eine minimale Korrektur, aber nicht der Neustart in der Pflege, den Martin Schulz versprochen hat", sagte Jorde der Deutschen Presse-Agentur.

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