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16.03.2018 | Politik | Nachrichten

„Frauenjobs“: Arbeit wird systematisch abgewertet

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Bis zum 18. März haben Frauen statistisch betrachtet umsonst gearbeitet. Erst dann haben sie die geschlechtsspezifische Lohnlücke für das laufende Jahr „abgearbeitet“. Diese wird vor allem in typischen Frauenberufen wie der Altenpflege deutlich.

Altenpflege (Symbolbild) © Obencem / Getty Images / iStock

Anlässlich des „Equal Pay Day” am 18. März verweisen Forscherinnen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) auf das in Deutschland nach wie vor gravierende Lohngefälle zwischen Frauen und Männern. Doch nicht nur das: „Wir können erstmals statistisch nachweisen, dass weibliche Erwerbsarbeit systematisch abgewertet wird“, erklärt IAQ-Forscherin Sarah Lillemeier. Möglich werde das durch den „Comparable Worth-Index“ (CW-Index). Dieser erfasst zur Arbeitsbewertung nicht nur Wissen und Können. Berücksichtigt werden auch Faktoren wie Verantwortung für Andere sowie psycho-soziale und physische Arbeitsanforderungen und -belastungen.

Lege man diesen Index zugrunde, hätten Beschäftigte in der größtenteils von Frauen ausgeübten Altenpflege ähnlich hohe Anforderungen und Belastungen zu bewältigen wie in den männlich dominierten IT- und Technikberufen. „Allerdings bekommen die Beschäftigten in der Altenpflege deutlich weniger Geld“, so die Forscherinnen. Während in der Altenpflege durchschnittlich nur 14,42 Euro pro Arbeitsstunde gezahlt wird, verdienen Beschäftigte in den Technikberufen mit bis zu 28 Euro pro Stunde nahezu das Doppelte.

Die Politik muss handeln

Grundsätzlich klafft eine Verdienstlücke innerhalb der Anforderungs- und Belastungsgruppen, so die Wissenschaftlerinnen. Mit steigendem Anforderungsniveau wird das „Gender Pay Gap“ sogar größer. Tariflöhne hingegen wirken angleichend: „Hier fallen die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern bei gleichen oder gleichwertigen beruflichen Anforderungen und Belastungen deutlich geringer aus“, stellt Dr. Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der HBS fest.

„Es gibt einen ganz zentralen politischen Handlungsbedarf, damit die hoch relevanten personennahen Dienstleistungen aufgewertet werden“, fordert IAQ-Direktorin Professor Ute Klammer aufgrund der neuen Erkenntnisse.

Das sieht der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ähnlich. Gerade die typischen „Frauenberufe“, wie beispielsweise die Pflege, seien in Deutschland durch niedriges Lohnniveau, belastende Arbeitsbedingungen, hohes Armutsrisiko im Alter, schlechte Aufstiegsmöglichkeiten und wenig Autonomie gekennzeichnet, kritisierte der Verband anlässlich des Weltfrauentags in der vergangenen Woche.  Entscheidende Gremien und Positionen hingegen würden auch im Gesundheitswesen überproportional von Männern besetzt. Das habe viele Gründe, dürfe so aber keineswegs akzeptiert werden. „Das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern ist noch längst nicht erreicht“, so das Resümee von DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel.

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